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PUSZTASTÜRME 6

Da brachte ihm die alte Gräfin an einem der letzten Tage im April die Einladung des Grafen Ferenc Batthyany zur Feier seines 60. Geburtstages. Der Graf, ein Onkel Tibors, lud die ganze Familie dazu Mitte Mai auf sein Gut in Siebenbürgen ein. Tibors Mutter und sein Stiefvater würden zu dieser Zeit jedoch auf einer Reise in Italien sein, so beschloß Tibor auf Bitten seiner Großmutter, diese zu den Feierlichkeiten zu begleiten.

Der Baron hatte Kata zu einer kleinen, entlegenen Jagdhütte hoch auf den schroffen Bergen der Karparten gebracht. Die meiste Zeit des Weges hatte sie gefesselt und geknebelt auf einer der harten Bänke in der Kutsche gelegen, zu Zeiten hatte ihr der Baron sogar die Augen verbunden, damit sie nicht sähe, wohin der Wagen sie führte. Einmal am Tag erhielt sie etwas Nahrung und Wasser, dann durfte sie sich auch ein wenig die Füße vertreten, allerdings immer unter Aufsicht des Barons, welcher ihr die Fußfesseln auch nur so weit lockerte, daß sie einige, kleine Schritte tun konnte. Kata hatte schon lange aufgegeben, an eine Flucht zu denken, dazu war sie zu sehr gefesselt und bewacht. Um  Hilfe zu rufen hatte auf den einsamen Wegen, welche der Baron wählte, sowieso keinen Zweck und selbst der Gedanke, Hand an sich zu legen, war fast absurd, denn sie konnte weder an eine geeignete Waffe gelangen, noch ihre Hände genug bewegen, um sich zu töten. Der Baron schien ihre verzweifelten Gedanken lesen zu können, denn oft verzog er seine Lippen zu einem diabolischen Grinsen und in seinen Augen blitzte die sadistische Vorfreude auf die Qualen, die er dem jungen Mädchen zu bereiten gedachte. Nach einer schier unendlichen Zeit hielt die Kutsche vor der unter dichten Tannen versteckten Jagdhütte. Der Baron trug Kata in das Innere des spartanisch eingerichteten Blockhauses und legte sie auf einem mit Fellen von Wölfen und braunen Bären bedeckten Holzgestell ab. Dann schirrte er die Pferde aus und brachte sie in einem aus dünnen Baumstämmen roh zusammengefügten Gatter unter, die Kutsche blieb neben der Hütte stehen. Hier oben war keine Entdeckung zu fürchten! Pferde und Wagen waren unter einem falschen Namen von ihm angeschafft worden, die Hütte lag weder auf seinem Besitz noch kannte ihn hier jemand unter seinem richtigen Namen!

Kata lag mit bebendem Herzen auf den weichen Fellen und wagte nicht daran zu denken, was ihr nun bevorstehen würde. Zwar hatte sie der Baron während der Fahrt in Ruhe gelassen, doch hatten ihr seine Blicke nichts Gutes verheißen! Jetzt war sie diesem Wüstling also auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Zwar hoffte sie immer noch auf ein Wunder, doch wußte sie im Grunde ihres Herzens, daß es diesmal für sie kein Entkommen geben würde!

Über den Bergen zog ein böses Wetter auf. Die Tiere des Waldes zogen sich in sichere Verstecke zurück, wo sie den Gewalten der Natur nicht schutzlos ausgeliefert sein würden. Die Wipfel der Tannen bogen sich tief gegen die Erde und es rauschte, als wenn hundert Züge durch die Dunkelheit rasen würden. Feiner Regen fiel, ein Vorbote des Wolkenbruches, welchen der Herbststurm mit sich führen würde.

Nachdem der Baron die Pferde versorgt hatte, kehrte er frohen Mutes in die Hütte zurück. Jetzt war die kleine Bestie sein Eigentum! Er würde sie seine Rache fühlen lassen! Seine lange geschürte Wut an ihr auslassen, die ihn erfaßt hatte seit sie ihn verletzt hatte und sich ihm durch ihren Sprung aus dem Fenster entzogen hatte. Zu gern hätte er gewußt, wie es ihr gelungen war, die vielen Verletzungen und den Sturz zu überleben, ohne bleibende Schäden davongetragen zu haben. Außerdem hätte er zu gerne gewußt, wo sie sich die ganze Zeit über aufgehalten hatte. Dieses Biest hatte es doch wirklich geschafft, ihn in ständiger Angst vor der Polizei leben zu lassen! Nie war er sich ganz sicher gewesen, ob sie seinen Drohungen, sie zu töten zum Trotz, nicht doch mit einer Anzeige zur Polizei gehen würde. Na, jetzt sollte sie ihm für all diese Pein büßen!

Das stürmische Wetter hatte seine bösen Leidenschaften nur noch angestachelt! Der Sturm heulte jetzt mit unwiderstehlicher Kraft um die Hütte, das alte Holz krachte in allen Fugen und das Feuer in dem offenen Kamin wurde manchmal durch einen allzu heftigen Windstoß fast ausgeblasen. Der Regen prasselte jetzt mit aller Gewalt auf die Erde nieder, schon hatten sich kleine Sturzbäche gebildet, die ihren Weg den Berg hinab nahmen. Manchmal schreckte ein lautes Krachen das Mädchen aus ihren Ängsten auf, dann hatte sich wieder einer der uralten Baumriesen der Macht des Sturmes geschlagen geben müssen und war, seiner Standfestigkeit beraubt, entwurzelt durch die ihn umgebenden Baumriesen zu Boden gestürzt

Der Baron schaute nach, ob die Fesseln auch noch fest genug angezogen waren, dann holte er eine Flasche Schnaps aus seiner Tasche, zog sich einen roh gezimmerten Holzstuhl vor Katas Liegestatt und setzte sich hin. Mit gierigen Augen betrachtete er den gut gewachsenen, jungen Körper des Mädchens und genehmigte sich einen tiefen Schluck direkt aus der Flasche. Hier mußte er ja nicht auf die Konvenance achten! Danach holte er eine kleine Dose aus seiner Rocktasche und genehmigte sich etwas von einem feinen, weißen Pulver. Kata sah seinen Handlungen mit vor Schreck geweiteten Augen zu und schrie auf, als seine grobschlächtige Hand sie berührte.

"Schrei nur, kleine Kata, schrei nur!" flüsterte er heiser. "Hier kann dich keiner hören! Und ich mag es, wenn Frauen schreien!" fügte er mit einem Grinsen hinzu. Er holte noch ein paar Stricke, welche an einem Nagel an einer der Wände hingen und band damit Katas Arme und Beine an den Bettpfosten an, bevor er die Fesseln löste, welche sie vorher getragen hatte. Danach nahm er eine schwarze Hetzpeitsche aus geflochtenen Lederriemen aus einer Truhe und legte sie neben sich.

"Für alle Fälle!" lachte er grimmig, als er das Aufblitzen in Katas Augen sah. An das, was dann während dreier langer Tage und Nächte, während der Sturm um die Hütte heulte, folgte, konnte sich Kata später fast nicht mehr erinnern, denn die meiste Zeit war sie nicht bei Bewußtsein, wenn ihr Peiniger sie schlug oder mißbrauchte. Am Morgen des vierten Tages flaute der Sturm endlich ab und der Baron war so vollgepumpt mit Alkohol und Drogen, daß er kaum mehr stehen konnte. Er verfehlte die Schnapsflasche, welche er greifen wollte und schlug sie vom Tisch. Auf dem Boden zersprang sie in viele Scherben und der durchdringende Geruch des starken Alkohols erfüllte die Hütte. Davon erwachte auch Kata aus ihrer Bewußtlosigkeit. Sie sah gerade noch, wie der Baron mit einem schweren Schlag auf den Boden fiel und reglos liegen blieb. Viel wichtiger aber war ihr, daß sie in Reichweite der Scherben lag und trotz ihres schlimmen Zustandes gelang es ihr, eines der größeren Stücke zu ergreifen und damit die Stricke zu bearbeiten, welche sie gefangen hielten. Nach einer ihr endlos erscheinenden Zeit und einem fast übermenschlichen Kraftaufwand für das geschwächte Mädchen gelang es ihr, sich ihrer Fesseln zu entledigen.

Fort! Nur fort! Fort aus dieser Hütte, fort von diesem Scheusal in Menschengestalt! Fort von den Qualen und Erniedrigungen! Nur fort!

Dieser Gedanke allein beherrschte ihren armen Verstand. Zitternd vor Schwäche erhob sie sich von dem Lager und kroch auf allen Vieren so leise wie möglich zur Tür. Den reglosen Körper des Barons wagte sie dabei nicht anzusehen. Noch immer hielt sie die Furcht gepackt, er könne wieder erwachen und sie erneut zu seiner Sklavin machen. An der Tür angelangt, richtete sie sich mit einer gewaltigen Anstrengung auf und schob den Riegel zurück. Zum Glück für sie war kein Schloß vorhanden, hier in dieser Einsamkeit gab es niemanden, der etwas hätte stehlen wollen – und wenn, der Inhalt der Hütte lud wahrlich nicht zum Mitnehmen ein!

Die frische Luft ließ Kata wanken, der Hunger und Durst, den sie während der letzten Tage hatte erleiden müssen, tat sein übriges. Zu schwach, um sich auf den Beinen halten zu können, sank sie auf den Waldboden nieder. Aber ihr Lebenswille siegte über ihre Schwäche, der Gedanke an ihre Flucht war übermächtig. Fast als ob eine Stimme ihr eingeben würde, was sie als nächstes zu tun habe, handelte das junge Mädchen. Sie kroch zu dem Gatter der Pferde und öffnete das Tor. Die Tiere, welche in den letzten Tagen ebenfalls nicht sehr viel Futter erhalten hatten, liefen zielstrebig durch den Wald abwärts, wo ihnen ihr Instinkt saftige Weiden verriet. Nach einiger Zeit dann würden sie sich langsam auf den Heimweg machen, den Baron zu einem langen Fußmarsch zwingend.

Kata kroch immer weiter in den tiefen Wald hinein und versuchte dabei, keine allzu deutliche Spur zurückzulassen. Nach einiger Zeit traf sie auf einen kleinen Bach und labte sich ausgiebig an dem klaren Wasser. In der Nähe fand sie noch einige halb vertrocknete Beeren, welche sie gierig verschlang. So wenigstens vor dem sofortigen Hungertod gerettet, arbeitete auch ihr Verstand wieder viel klarer. Sie begann, sich im Weiterkriechen, einen Fluchtplan zurecht zu legen.

"Sollte mein Peiniger rasch wieder zu sich kommen, so wird er das offene Gatter finden und vielleicht denken, ich sei auf einem der Pferde geflohen." dachte Kata bei sich. "Dann wird er sicher den Hufabdrücken der Tiere nachgehen und seinen Weg bergab nehmen. Bis er einsieht, daß er sich geirrt hat, wird eine gute Zeit vergehen, die ich dazu nutzen muß, mich bergauf zu begeben und danach möglichst das nächste oder übernächste Tal zu erreichen. Vielleicht finde ich da Menschen, die mir helfen werden." Sie kroch also weiter bergan, schürfte sich auf dem rauhen Felsboden Hände und Knie auf, bis das Blut lief, achtete aber kaum darauf. Was waren diese Schmerzen gegen das, was sie in den letzten Tagen hatte erleben müssen?! Ihr Rücken war von aufgerissenen Striemen bedeckt, welche seine Schläge mit der Hetzpeitsche darauf hinterlassen hatten und auch viele andere Stellen ihres gepeinigten Körpers waren mit Wunden, blutunterlaufenen Stellen oder Würgemalen bedeckt. Immer und immer weiter entfernte sie sich von der Hütte und mit jedem Meter, den sie zwischen sich und ihren Peiniger bringen konnte, fühlte sie sich ein wenig freier und sicherer. Nach langen Stunden ruhte sie sich an einem weiteren Bachlauf aus. Inzwischen glühte das letzte Sonnenlicht rot auf den Gipfeln der umliegenden Berge und Kata mußte sich nach einem Platz für ihr Nachtlager umsehen. Nicht weit von dem Bach entfernt fand sie einen Baum, dessen Äste bis weit auf den Boden hingen und so ein natürliches Zeltdach bildeten. Kata schob mit den Händen eine dicke Lage Tannennadeln zusammen und legte sich dann auf diese Bettstatt unter Gottes freiem Himmel. Die Nacht aber wurde schrecklich kalt und das junge Mädchen fror erbärmlich in ihrer viel zu dünnen Kleidung. Aus Angst zu erfrieren, beschloß sie, ihren Weg trotz der Dunkelheit fortzusetzen. Mit tastenden Händen bahnte sie sich ihren Weg und sie dankte Gott im Herzen dafür, daß sie als Tochter eines Pferdehirten viel Zeit draußen in der Natur verbracht hatte und unter anderem gelernt hatte, sich nach den Sternen zu orientieren. So konnte sie nicht fehlgehen und war bei Morgengrauen schon im Abstieg begriffen. Sie hatte ihre Kräfte so weit zurück erlangt, daß sie sich nun, auf einen festen Ast gestützt, aufrecht gehend fortbewegen konnte. Im Tal fand sie wieder einige Beeren und verzehrte so ein karges Frühstück. Als sie am Nachmittag auf halber Höhe des nächsten Bergzuges anlangte, begann es plötzlich zu schneien. Das ist nicht selten in diesen Höhen, aber zum einen erschwerte es die Flucht des jungen Mädchens sehr und zum anderen fürchtete sie, daß der Baron, sollte er durch einen Zufall bis hierher geführt werden, ihre Spuren im Schnee entdecken würde. Aber sie hatte keine andere Wahl, mußte Gott vertrauen, daß er sie auf ihrer Flucht auch weiterhin beschützen würde und setzte ihren Weg trotz des Schneegestöbers und der Kälte fort. Zum Glück fand sie am Abend eine kleine Höhle, in welcher sie Unterschlupf suchen konnte und die sie vor dem Unbill der Natur ein wenig schützte. Sie fiel schnell in einen todesähnlichen Schlaf, aus welchem sie am nächsten Morgen nur sehr schwer wieder erwachte. Das bißchen Kraft, welches sie aus der Freude über ihre gelungene Flucht geschöpft hatte, war nun fast vollständig aufgezehrt und sie fühlte, daß sie unbedingt unter Menschen kommen mußte, sonst wäre ihr Schicksal hier oben in den wilden Bergen der Karparten besiegelt. Oftmals wie blind voranstapfend sagte sie sich immer wieder vor:

"Du darfst jetzt nicht aufgeben, Kata! Du hast dich für das LEBEN entschieden, da darfst du dem Tod jetzt keine Chance mehr bieten!"

Warum sie nach all dem Schrecklichen dennoch beschlossen hatte, zu leben, das wußte sie selbst nicht ganz genau zu sagen. Vielleicht wäre es eben ein zu einfacher Weg gewesen, Selbstmord zu begehen. Oder war sie etwa zu schwach zu diesem Schritt gewesen? Wäre es nicht feige gewesen, den einfacheren Weg zu wählen? Oder hatte eine ganz, ganz winzige Stimme in ihrem Inneren ihr vielleicht eine bessere Zukunft verheißen? Wer weiß es zu sagen? Jedenfalls setzte sie ihren Weg fort.

Nach Stunden, in denen sie kaum bei Bewußtsein war, gelangte sie wieder an einen Abstieg in ein Tal. Der Schneefall hatte aufgehört und diese Seite des Berges war grün geblieben. Tief unten im Tal bemerkte Kata einen dünnen Rauchstreifen.

"Vielleicht Holzfäller?" dachte sie bei sich und betete, daß diese keine Leute des Barons sein mögen. Von neuer Lebenskraft angetrieben wagte das junge Mädchen den beschwerlichen und stellenweise lebensgefährlichen Abstieg. Doch wie durch ein Wunder gelangte sie wohlbehalten auf der Talsohle an. Nach einigen hundert Metern stand sie dann endlich vor einem kleinen Haus, aus dessen Schornstein der Rauch stieg, den sie von oben gesehen hatte. Mit letzter Kraft klopfte sie an die geschnitzte Holztür, dann brach sie zusammen.

 

MITLEIDIGE HERZEN

 

"Hat da nicht jemand geklopft?" fragte die etwas schwerhörige Frau des Försters ihren Mann, der am Ofen saß und gemütlich seine Pfeife rauchte.

"Glaube nicht!" antwortete dieser brummig. "Der Betyár hätte sonst doch gebellt! Und wer sollte schon hier bei uns anklopfen, Frau?" Die Förstersfrau schüttelte den Kopf.

"Das weiß ich auch nicht, aber ich werde doch besser einmal nachsehen." Mit diesen Worten legte sie die Stickerei, an welcher sie gerade gearbeitet hatte, zur Seite und stand schwerfällig aus ihrem Sessel auf.

"Der Hund ist vielleicht wieder einmal ausgerissen!" bemerkte sie noch mit einem Seitenblick auf ihren Mann, denn es war bekannt, daß der Hund des Försters diesem am wenigsten gehorchte und ziemlich oft seinen eigenen Jagdgelüsten nachging. Kam er dann mit blutiger Schnauze nach Hause, erhielt er von seinem Herrn noch eine gehörige Abreibung, so daß man es ihm nicht verübeln konnte, wenn er mehr Zeit im Wald, denn zuhause in seiner Hundehütte verbrachte.

Derweilen war die Förstersfrau an der Haustür angelangt und öffnete. Als sie die schmale Gestalt Katas reglos am Boden liegen sah, entfuhr ihr ein solcher Ausruf des Schreckens, daß der Förster mit einem Satz im Flur war, seine Flinte ergriffen hatte und mit weiteren schnellen Schritten neben seiner Frau stand, um sie gegen eventuelle Bösewichte zu schützen.

"Doch nicht das Gewehr, du Dummkopf!" schalt ihn seine Frau, die nach dem ersten Schrecken jetzt wie alle einsam Lebenden an das Naheliegende dachte und helfen wollte.

"Hier liegt ein junges Mädchen vor der Tür! Sie ist schwer verletzt oder sogar tot! Hilf mir, sie ins Zimmer zu tragen!"

"Mein Gott, wo kommt denn die nur her?" wunderte sich der Förster, als er die leichte Gestalt anhob und trotz seiner grobschlächtigen Gestalt zartfühlend auf dem Bett niederlegte.

"Lebt sie noch?" fragte ängstlich die Frau und atmete erleichtert auf, als ihr Mann nach einer kurzen Untersuchung des reglosen Körpers nickte.

"Sie lebt. Aber sie ist völlig entkräftet und unterkühlt." fügte er noch hinzu. "Du mußt ihr die nassen Sachen ausziehen, vielleicht finden wir ja unter den Sachen unserer Tochter etwas, was ihr paßt." meinte der Förster. "Ich bereite ihr einen heißen Trank vor und bringe noch Decken mit." Damit ließ er seine Frau allein bei Kata zurück. Das junge Mädchen hatte sich noch immer nicht geregt, doch brachte ihr die Wärme des Zimmers ein wenig Farbe auf ihre Wangen zurück. Die Förstersfrau begann das junge Mädchen zu entkleiden, doch schon nachdem sie ihr das Mieder geöffnet hatte, entfuhr ihr ein leiser Schrei des Entsetzens:

"Ach du lieber, guter Gott! Wer hat dich denn so zugerichtet, mein Kind?" Mit ungläubigen Augen schaute sie auf die Verletzungen, welche die Mißhandlungen des Barons auf Katas zarten Körper hinterlassen hatten. Die Förstersfrau deckte das junge Mädchen zart mit einer Decke zu, dann lief sie schnell in die Küche, um ihren Mann von dem Gesehenen zu unterrichten und ein wenig Puder zu holen, welcher die Wunden desinfizieren würde. Außerdem suchte sie Verbandmaterial zusammen und eine Salbe aus Kräutern, welche die Blutergüsse kühlen würde. Als der Tee fertig war, brachte ihn der Förster mit einem kleinen Gläschen Schnaps in das Zimmer, in welchem Kata nun versorgt und verbunden lag. Der Geruch des starken Branntweines brachte das junge Mädchen wieder zu sich.

"Wer seid ihr? Wo bin ich?" fragte sie mit ängstlicher, stockender Stimme, als sie ihre Augen aufschlug und sah, daß sie in einem ihr unbekannten Zimmer auf einem weichen Bett lag, in warme Decken verpackt und zwei ihr unbekannte Menschen sie anschauten. Die Förstersfrau legte beruhigend ihre Hand auf Katas Arm.

"Du brauchst keine Angst zu haben! Du bist in guten Händen, mein Kind. Wir sind Förstersleute, mein Mann hier heißt Pál und ich bin Ildikó Szabó. Aber genug der Fragen, jetzt trink erst einmal diesen Tee hier, er wird dich auch von innen wieder erwärmen." Damit reichte ihr der Förster die Tasse mit dem dampfenden Getränk, in welches er vorher auch ein wenig von dem Schnaps getan hatte. Zögernd und mit zitternden Händen führte Kata die Tasse an ihre aufgesprungenen Lippen und trank dann in kleinen Schlucken den wohltuenden Trank. Zwar brannte der Alkohol wie Feuer in ihrer Kehle, aber gleich danach wurde ihr wohlig warm.

"Vielen, vielen Dank!" hauchte sie noch, dann fiel sie in einen tiefen Schlaf. Die Förstersfrau strich ihr zart über das ausgemergelte Gesicht, in welches die Entbehrungen und Qualen ihre tiefen Furchen gezogen hatten.

"Armes Kind, ich glaube wir müssen sehr auf dich achtgeben, damit du dem Tod noch einmal von der Schippe springst!" flüsterte sie, dann folgte sie ihrem Mann wieder ins Wohnzimmer. Dort nahm jedoch keiner von ihnen seine vorherige Tätigkeit wieder auf, dazu waren sie durch das Vorgefallene viel zu sehr erschüttert. Sie verloren sich in Spekulationen, woher das junge Mädchen kommen könnte und wer der Schurke sein könnte, der sie so zugerichtet hatte. Und auch über das Warum diskutierten sie, natürlich ohne Erfolg. Sollte Kata die nächsten Tage überstehen und sich keine Lungenentzündung einstellen, dann würde sie den Förstersleuten vielleicht Aufklärung geben können.

Kata warf sich in der Nacht von Fieberträumen gepeinigt in ihrem Bett unruhig hin und her. Die gütige Förstersfrau legte ihr kalte Umschläge an und flößte dem Mädchen von Zeit zu Zeit einen kühlen Kräutertee ein, um das Fieber zu senken. Manchmal schrie Kata laut auf, wenn sie in ihren Phantasien wieder auf dem Lager des Unholdes lag und seine Mißhandlungen erfuhr. Einmal begann sie mit tonloser Stimme zu sprechen – und die Förstersfrau schauderte vor den schrecklichen Dingen, welche sie aus dem Mund des Mädchens vernehmen mußte. Jetzt verstand sie auch, woher die Striemen und Blutergüsse kamen, welche den Körper Katas verunstalteten. Und sie erfuhr auch, welche Bewandtnis es mit den Narben auf sich hatte, welche von früheren Verletzungen herrühren mußten. Lange kämpfte die gute Frau darum, Kata wieder zu Bewußtsein zu bekommen und das Fieber zu senken. Der Förster wollte schon anspannen, um den langen Weg zum nächsten Arzt anzutreten, da brach sich gegen Morgen das Fieber und Schweiß bedeckte endlich den Körper des gepeinigten Mädchens.

"Es ist geschafft!" seufzte die Förstersfrau erleichtert auf. "Mit Gottes Hilfe und der Seiner Pflanzen wird sie am Leben bleiben!" wendete sie sich ihrem Mann zu.

"Du kannst jetzt gehen und ein wenig schlafen, ich werde so lange bei ihr bleiben, bis sie aufwacht und ihr etwas zu essen geben." fügte sie dann noch hinzu. Der Förster befolgte den Rat seiner Frau und legte sich noch ein wenig aufs Ohr, vorher aber schwor er sich, den Schurken, der so verbrecherisch an dem jungen Mädchen gehandelt hatte, mindestens so schlimm zuzurichten, wie dieser Kata zugerichtet hatte.

Nach einiger Zeit begannen die Lider des jungen Mädchens zu flattern und sie Förstersfrau setzte sich wieder auf ihren Stuhl neben dem Bett, damit Kata beim Aufwachen sofort wüßte, wo sie war.

"Durst! Ich habe großen Durst!" flüsterte das Mädchen mit trockenen, aufgerissenen Lippen und die Förstersfrau beeilte sich, ihr die Tasse mit dem kühlen Getränk zu reichen. Nachdem sie sich an dem Tee gelabt hatte, richtete Kata ihre noch immer vom Fieber gezeichneten Augen auf ihre Wohltäterin.

"Wie kann ich euch eure Hilfe und Güte je vergelten?" hauchte sie. "Ihr habt mich vor dem sicheren Tod errettet!" Doch die freundliche Frau an ihrer Seite schüttelte den Kopf.

"Wir sind glücklich, daß wir dir helfen konnten. Aber gerettet hast du dich ganz alleine! Denn wenn du nicht bis zu unserem Haus gekommen wärst, hätten wir dir auch unsere Hilfe nicht anbieten können, mein Kind!"

Kata mußte noch einige Zeit das Bett hüten, doch halfen ihr die guten und nahrhaften Speisen, welche die Förstersfrau bereitete, daß sie bald wieder zu Kräften kam. Als sie das erste Mal aufstehen konnte, schien es ihr wie der Anfang eines neuen Lebens zu sein. Die guten Förstersleute spendeten ihr neuen Lebensmut und halfen ihr mit Rat und Trost, wenn die schrecklichen Erinnerungen das junge Mädchen in tiefe Verzweiflung zu stürzen drohten. Nach einer Weile konnte Kata sich im Haushalt nützlich machen und als der Förster erfuhr, daß sie gut mit Pferden umgehen konnte, überließ er ihr die Sorge für die beiden  Kutschpferde der Försterei. Mit Hingebung stürzte sich das junge Mädchen in seine Aufgabe und bald war der Förster überzeugt davon, daß er keinen besseren Menschen für die Pflege der Pferde hätte finden können. Kata hielt sich stundenlang im Stall auf, striegelte die beiden Rappen auf Hochglanz, putzte die Geschirre und säuberte den Wagen. Dazu fütterte sie, mistete die Stände der beiden Pferde aus und lenkte den Wagen mit sachkundiger Hand. Mit den Förstersleuten verband sie bald ein inniges Verhältnis, welches auch nicht getrübt wurde, als deren Tochter einmal aus der Stadt zu Besuch kam. Die Tochter hatte bald Freundschaft mit dem jungen Mädchen geschlossen, war deren offenes und liebevolles Wesen doch wie geschaffen dafür, sich Freunde zu erringen. Nachdem die Förstersfrau ihre Tochter behutsam in die Leidensgeschichte Katas eingeweiht hatte, empfand die junge Frau nur noch mehr Hochachtung vor dem Lebenswillen dieses so geschundenen Menschenkindes. Am Ende ihres Besuches wollte die Försterstochter Kata für eine Weile mit sich in die Stadt nehmen, doch lehnte das junge Mädchen mit einem Anflug von Panik ab.

"Vielen Dank für dein nettes Angebot, Rita, aber ich möchte auf keinen Fall deinen Eltern gegenüber undankbar erscheinen. Sie haben mich bei sich aufgenommen, mich gepflegt und mir eine Arbeit gegeben, da kann ich sie jetzt nicht – selbst nicht für eine kurze Zeit – verlassen." Was sie Rita aber nicht sagte war, daß sie unheimliche Angst davor hatte, in der Stadt eventuell auf den Baron zu treffen. Ihrem Peiniger wieder gegenüberstehen zu müssen, das wäre zuviel für sie gewesen. Außerdem fürchtete sie sich davor, er könne Helfershelfer haben, die er auf die Suche nach seinem entflohenen Opfer geschickt hatte. Wenn sie nun einem dieser Menschen in die Falle laufen würde? Nein, besser war es, hier in der Einsamkeit der tiefen Wälder unter dem Schutz der Förstersleute zu leben und sich zumindest keine Gedanken über den nächsten Tag machen zu müssen. Sie hatte eine Arbeit, welche ihr gefiel, bekam gut und ausreichend zu essen und wurde von den Förstersleuten mehr als Tochter, denn als Dienstmagd behandelt.

"Schon gut, Kata. Ich verstehe dich vollkommen." lenkte die Tochter ein. "Vielleicht überlegst du es dir ja noch und kommst mit, wenn ich wieder einmal bei meinen Eltern vorbeischaue!" fügte sie noch an.

"Vielen Dank auf jeden Fall für deine Einladung!" meinte Kata und verabschiedete sich von ihrer Freundin, bevor diese auch von ihren Eltern Abschied nahm. Als wieder Ruhe im Forsthaus eingekehrt war, wendete sich das junge Mädchen wieder ganz ihrer Arbeit zu.

Langsam näherte sich der rauhe Winter, einzelne Vorboten waren kurze Schneestürme, welche manchmal die Gipfel der Berge wie mit Zuckerguß überzogen aussehen ließen und eine immer größer werdende Kälte. Um diese Zeit war die Jagd eröffnet und die Herren der umliegenden Wälder und Ländereien riefen ihre Freunde zu fröhlichen Jagdgesellschaften zusammen. Oft klang der laute Knall einer Büchse durch die Berge und sein Echo wurde hin und her getrieben, bis es endlich verebbte. Der Förster war nun oft außer Haus und Kata half seiner Frau so gut sie es verstand. Sie hackte Holz und feuerte den großen Kachelofen, an welchem sich die Familie dann während der langen, dunklen Abendstunden aufwärmte. Wohlige Wärme durchzog das Haus, die Försterin stickte und Kata besserte mit feinen Stichen, welche sie bei den Nonnen gelernt hatte, Kleidungsstücke aus. Der Förster gesellte sich am späten Abend dann zu ihnen, rauchte seine Pfeife und schnitzte herrliche Dinge aus unscheinbaren Hölzern. Kata bewunderte immer wieder seine Kunstfertigkeit, welche ihm sicher viel Geld eingebracht hätte, würde er seine Schnitzereien in der Stadt verkaufen wollen. Er aber behielt seine Werke lieber für sich und schmückte damit die Zimmer des Forsthauses.

Der Winter zog sich in die Länge und manchmal mußten die Bewohner des Forsthauses erst mühevoll den meterhohen Schnee beiseite räumen, bevor sie aus der Tür treten konnten. Auch die Pferde waren zur Untätigkeit verdammt, Kata aber füllte ihnen die Tage mit Streicheleinheiten und Leckerbissen aus.

Als die ersten zaghaften Vorboten des Frühlings im Tal erschienen, hielt es das junge Mädchen nicht mehr im Haus. Sie ging auf der Lichtung, welche das Forsthaus umgab, spazieren, bereitete den Garten auf die neue Saison vor und trainierte die Kutschpferde, denen der lange Aufenthalt im Stall auch nicht gerade gut getan hatte. Als der erste Auerhahn seinen Ruf erschallen ließ, bereitete sich der Förster zur Aufnahme hoher Gäste vor. Graf Ferenc Batthyany, der Herr dieser Wälder, hatte sein Kommen angekündigt. Wie jedes Frühjahr ging er allein seinem Jagdglück nach. Das edle Auerwild hatte es ihm angetan, doch war sein Erfolg bisher mehr als gering gewesen. Vielleicht lag es daran, daß der Graf nur sehr wenig Zeit für seine Leidenschaft aufbringen konnte, vielleicht aber auch an seinem Jagdfieber, wenn er dann endlich einmal einen der großen Vögel auf dem Balzplatz zu Gesicht bekam. Vor dem großen Raubwild Afrikas hatte der Graf mit keiner Wimper gezuckt und seine Schüsse trafen immer sicher ihr Ziel, nur hier, auf seinem eigenen Besitz, wollte es ihm nicht gelingen, die so sehr ersehnte Jagdbeute zu erlegen!

"Dieses Mal werde ich einen Hahn mit nach Hause bringen!" sagte er sich immer wieder vor, als er auf seinem edlen Roß durch den Wald zum Forsthaus ritt. Wie jedes Jahr hatte er nur einen Sack mit Ausrüstungsgegenständen und der notwendigsten Bekleidung hinter seinen Sattel geschnallt, für diese wenigen Tage im Jahr verzichtete er auf jede gewohnte Bequemlichkeit und verwandelte sich wieder zu dem, was der Mensch einmal ursprünglich gewesen war: zum Jäger.

Als Kata das dumpfe Stampfen der Pferdehufe auf dem Waldboden hörte, eilte sie vor die Tür um zu sehen, wer denn da ihre Ruhe störte. Sie gewahrte einen hoch gewachsenen Mann auf einem wunderschönen Rotfuchs. Der Mann hatte graues Haar und ein eisgrauer Schnurrbart zierte sein distinguiertes Gesicht. Seine ganze Haltung verriet den Edelmann und obwohl seine Kleidung dem jagdlichen Zweck angepaßt war, konnte sie doch eine gewisse Eleganz nicht verleugnen. Auch der Graf schaute erstaunt auf das junge Mädchen: er hatte nicht erwartet, hier außer den Förstersleuten noch jemanden anzutreffen, denn er wußte sehr wohl, daß die Tochter in der Stadt wohnte und nur sehr selten zu Besuch im Forsthaus weilte.

"Guten Tag, edler Herr!" grüßte Kata den Neuankömmling.

"Womit kann ich euch dienen?"

Der Graf schaute mit Wohlgefallen auf die schmale Gestalt.

"Guten Tag, mein Kind! Ich bin Graf Batthyany und werde erwartet. Doch wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen!" fragte der Graf das junge Mädchen.

"Mein Name ist Kata," antwortete diese und knickste. "Die Förstersleute haben mich im Herbst bei sich aufgenommen und nun versorge ich die Pferde und helfe in Haus und Garten. Darf ich euch behilflich sein?" fügte sie noch hinzu und wartete in gebührender Entfernung auf die Antwort des Grafen. Dieser sprang mit fast jugendlicher Leichtigkeit aus dem Sattel, man konnte ihm seine fast sechzig Jahre keineswegs ansehen!

"Führe mein Pferd in den Stall und versorge es gut!" meinte der Graf, als er ihr die Zügel aushändigte. "Ich werde derweil den Förster aufsuchen."

"Er ist heute früh zur kleinen Jagdhütte hinauf, aber seine Frau ist hier." wendete sich Kata an den Grafen. "Ihr findet sie sicher in der Küche, mein Herr!"

Daraufhin führte sie das Pferd des Grafen in den Stall, bereitete ihm ein weiches Lager aus Stroh, rieb es ab und versorgte das Tier anschließend mit Wasser und ein wenig Heu. Der Graf war inzwischen ins Haus getreten. Die Förstersfrau hörte seine Schritte auf der Diele und eilte aus der Küche, um zu sehen, wer da käme.

"Mein Gott! Der gute Herr Graf!" rief sie aus und schlug die Hände zusammen.

"Ihr müßt uns verzeihen! Wir haben eure Ankunft noch nicht für heute erwartet!" fügte sie dann entschuldigend hinzu.

"Mein Mann ist heute früh los, die Jagdhütte am Rande der Alm vorzubereiten und ich beschäftige mich mit dem Herrichten eurer Lieblingsspeisen. Aber warum habt ihr uns denn nicht unterrichtet, daß ihr einen Tag früher kommt?" fragte sie mit einer Stimme, in welcher ein kleiner Vorwurf zu hören war.

"Ich hatte dieses Mal ein sehr schnelles Pferd unter mir und da ich es kaum erwarten konnte, wieder auf Auerwild zu pirschen, bin ich ohne Rast bis hierher geritten." schmunzelte der Graf.

"Da ich weiß, daß ich noch nicht erwartet wurde, will ich mich mit dem Wenigen begnügen, was ihr mir vorläufig anbieten könnt!" Da war er aber an die Falsche geraten!

"Was!" rief die Förstersfrau zu tiefst in ihrer Ehre gekränkt aus, "Ihr denkt, daß ihr euch mit wenig begnügen müßt? Da kennt ihr mich aber schlecht!" Und schon lief sie in die Küche und holte eine riesige Platte mit kaltem Rehrücken und vielen anderen leckeren Dingen hervor.

"Setzt euch in die gute Stube, da will ich euch servieren!" sagte sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, als sie das Staunen in den Augen des alten Grafen sah. Dieser nahm auch gleich auf einem der geschnitzten Stühle Platz und ließ sich von der Förstersfrau auftragen. Da er von dem langen Ritt wirklich hungrig war, langte er kräftig zu und trank – wenn auch in Maßen – von dem guten Wein, welchen ihm seine Wirtin kredenzte. Als er sich gesättigt hatte, bat er die Frau, ihm doch ein wenig über das junge Mädchen zu erzählen, welches sich um sein Pferd bemühte. Zuerst zögerte die Förstersfrau, dann bat sie den Grafen, ihre Worte als ein Geheimnis zu betrachten und dann erzählte sie mit manchmal vor Scham und Trauer stockender Stimme alles, was sie über Kata wußte. Der Graf war zutiefst empört über das, was er da hören mußte.

"Wie kann ein Mensch dieses Kind nur so mißhandeln!" rief er aus, als die Förstersfrau ihren Bericht beendet hatte.


 

ENDLICH VEREINT

 

Auf dem Gut herrschte reges Leben, denn zu seinem 60. Geburtstag hatte Graf Batthyany ein so großes Fest geplant, wie es noch nie in dieser Gegend gefeiert worden war. Alle noch so fernen Verwandten und Freunde waren eingeladen und man rechnete mit mehreren hundert Gästen, welche alle verpflegt und untergebracht werden wollten, dazu der Troß aus Zofen, Dienern, Begleitern und Kutschern. Die Feierlichkeiten sollten mehrere Tage andauern, außerdem gab es viele Möglichkeiten, sich auf dem Gut und darum herum zu zerstreuen. Auch Kata hatte nun viel mehr Arbeit zu verrichten, sie mußte die Zimmer herrichten, dafür sorgen, daß in den Gemächern für die weiblichen Gäste immer frische Blumen in den Vasen standen und immer frisch gelüftet wurde. Nur selten blieben ihr ein paar freie Minuten am frühen Morgen, welche sie dann dazu nutzte, sich in den Ställen umzusehen, denn die Liebe zu Pferden hatte sie von ihrem Vater geerbt und trotz aller ihr widerfahrenen Unbill nie vergessen. Von den Gästen hatte sie noch niemanden zu Gesicht bekommen, denn ihr Brotherr verlangte äußerste Diskretion und wünschte nicht, daß das Personal mit den Gästen in Kontakt kam. So stand sie auch am Sonntagmorgen zu frühester Stunde in den Stallungen und bewunderte die edlen Rösser. Englisches und arabische Vollblut standen da Seite an Seite mit ausdauernden Pusztapferden oder edlen Kutschpferden aus der Lipizzanerzucht. Kata streichelte die warmen Nüstern, welche sich ihr vertrauensvoll entgegenstreckten und flüsterte den Tieren sanfte Koseworte in die aufmerksam gespitzten Ohren. Soeben wendete sie sich einem außergewöhnlich edlen arabischen Hengst zu, da erklangen Schritte hinter ihr auf den Pflastersteinen. Sie dachte, es könne sich nur um einen der Pferdepfleger handeln und beschäftigte sich weiter mit dem Pferd, als die Schritte direkt hinter ihr anhielten.

"Was hast du an meinem Pferd zu schaffen?" fragte eine strenge Stimme und Kata durchzuckte ein tiefer Schreck: sie hatte die Stimme wiedererkannt! Langsam drehte sie sich um und schaute in das verblüffte Gesicht Tibors.

"Mein Gott! DU?" flüsterte er heiser, denn auf den Anblick des jungen Mädchens war er nicht gefaßt gewesen. Wie verzweifelt hatte er sie gesucht! Aber alle seine Bemühungen hatten sich als erfolglos erwiesen und nun begegnete er ihr hier, ausgerechnet auf dem Gut seines Onkels wieder!

Auch Kata schaute ihn ungläubig an. Wie konnte es nur geschehen, daß ausgerechnet der Mann, vor dem sie sich verstecken wollte, vor dessen Liebe sie geflohen war, um ihn nicht zu sich herunter zu ziehen, daß ausgerechnet ER hier war und sie soeben dabei ertappen mußte, daß sie ausgerechnet SEINEN Hengst streichelte! Wortlos wollte sie sich an ihm vorbei schieben und erneut vor ihm davonlaufen, aber er hatte sie schon mit sanftem Griff gepackt und hielt sie an sich gedrückt.

"Meine Liebe, mein Leben! Endlich habe ich dich wieder! Wie konntest du nur so einfach davonlaufen! Hast du nicht daran gedacht, welches Herzeleid du mir damit bereitest?" Er küßte sie sanft auf die Lippen und bei diesem Kuß gab sie ihren Widerstand endlich auf und überließ sich dem Gefühl ihrer tiefen Liebe. Wie sehr hatte sie sich doch in ihrem Innern nach diesem Augenblick gesehnt! Nur die Erinnerung an ihren ersten Kuß hatte ihr die Kraft gegeben, ihr Schicksal zu ertragen. Mit einem Male waren alle Mißhandlungen vergessen und nur noch die Liebe zu diesem außergewöhnlichen Mann zählte. Er liebte sie trotz allem, was ihr widerfahren war, liebte sie trotz ihres niederen Standes!

"Tibor, Liebster! Ich wollte dir nicht weh tun, aber ich wollte dich nicht wieder mit deiner Familie entzweien, weil du ein nicht standesgemäßes und mißbrauchtes Mädchen liebst!" flüsterte sie. Der junge Mann strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn.

"Du Dummchen! Wie konntest du nur so etwas tun! Natürlich ehrt es dich, daß du an mich gedacht hast, aber du hättest es doch besser wissen müssen: Ich achte nicht auf die Konventionen und hätte mich lieber wieder mit meiner Familie entzweit, als dich zu verlieren! Denn du bist mehr wert, als alle dieser sogenannten Hochwohlgeborenen zusammen! Dein Herz ist edel und rein, das ist alles, was für mich zählt!" Er küßte sie zärtlich auf die Stirn, die Wangen, die kleine Nase, bis sich schließlich ihre Lippen zu einem langen Kuß fanden. Sie vergaßen die Welt um sich herum und wurden erst durch eine verblüffte Stimme aus ihrer trauten Zweisamkeit gerissen.

"Ja Tibor, was geht denn hier vor? Ich dachte, du wolltest mit uns ausreiten?" Onkel Ferenc war in den Stall getreten und fand seinen Neffen mit dem Zimmermädchen im Arm vor. Tibor zog die verschämt die Augen niederschlagende Kata zu seinem Onkel und stellte sie vor.

"Onkel Ferenc, darf ich dir meine zukünftige Frau, Kata Molnár vorstellen?" Der alte Graf war so verärgert darüber, daß sein Zimmermädchen seine Anweisungen nicht befolgt hatte und mit den Gästen, noch dazu seinem Neffen in Kontakt geraten war, daß er den Sinn der Worte gar nicht verstanden hatte. Er wendete sich wütend an Kata.

"Was hast du hier im Stall zu suchen? Hatte ich dem Personal nicht ausdrücklich verboten, sich in die Angelegenheiten der Gäste zu mischen? Geh sofort wieder an deine Arbeit zurück und nach dem Fest werde ich darüber entscheiden, ob ich dich noch weiter bei mir dulde. Ich hätte mehr Dankbarkeit von dir erwartet!" Damit wollte er sich abwenden, doch Tibor hielt ihn mit einem schnellen Griff am Ärmel seiner Reitjacke fest.

"Onkel Ferenc, du scheinst nicht verstanden zu haben, was ich dir gerade erklärt habe! Dieses Mädchen ist meine Braut, die ich so lange Zeit verzweifelt gesucht habe! Deshalb bitte ich dich auch, in einem angemessenen Ton mit ihr zu sprechen!" Erst jetzt schaute der Graf seinen Neffen richtig an.

"Das ist deine Braut?" entfuhr es ihm. Tibor nickte.

"Du weißt ja, daß ich vor einiger Zeit das Mädchen heiraten wollte, welches mich so lange aufopferungsvoll gepflegt hatte und mir dann sogar auf wundersame Weise den Gebrauch meiner Beine wiedergab. Sie war aber auf rätselhafte Weise verschwunden und trotz eifrigster Suche konnte ich sie nicht finden. Welch eine Fügung des Schicksals, daß sie hier auf deinem Gut arbeitet und heute früh meinen Aladdin streicheln wollte. Jetzt wird so schnell wie möglich geheiratet, damit sie mir nicht wieder wegläuft!" rief der junge Mann fröhlich aus und zog Kata liebevoll an sich.

"Bist du damit einverstanden, mein Herz, mein Leben?" Angstvoll suchten seine dunklen Augen die ihren und gaben ihr in einer stummen Bitte zu verstehen, daß sie ihm doch ihr Ja-Wort geben möge. Nach einem kurzen inneren Kampf gab Kata auf und nickte.

"Ja, Tibor, Liebster, ich möchte gerne deine Frau werden!" Da jubelte der junge Mann auf, nahm sie bei den Händen und tanzte mit ihr die Stallgasse hinunter, sehr zur Verwunderung seines Onkels, der solche Gefühlsausbrüche bei seinem Neffen gar nicht kannte.

Eilig wurden nun die Hochzeitsvorbereitungen getroffen, die Verwandten wurden gebeten, zu bleiben und Haus und Hof wurden neu geschmückt. Am folgenden Sonntag wurden die Liebenden in einer herzergreifenden Zeremonie in der kleinen Dorfkirche getraut. Das darauf folgende Fest dauerte drei Tage, die frisch Vermählten aber warteten nicht so lange, sondern bestiegen eine der bequemen Kutschen des Grafen, welche dieser ihnen zur Verfügung gestellt hatte, und fuhren zu einem der Jagdhäuser, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen. Kata hatte ihrem Ehemann noch vor der Trauung ihren Leidensweg offenbart und dieser hatte bei sich beschlossen, den Peiniger seiner jungen Frau aufs schärfste zu bestrafen. Von einer öffentlichen Anklage wollten beide nichts wissen, die Sache mußte also unter den beiden Männern ausgetragen werden. Nachdem die jungen Menschen einige Zeit nur ihrer Liebe gelebt hatten, beschlossen sie, auf eines der Pusztagüter der Familie Balassy zu ziehen, denn von der Stadt wollten beide nichts mehr wissen. Tibor hatte in der Zwischenzeit einige Leute damit beauftragt, sich nach dem Verbleib des Gábor Kovácsy umzuhören. Nach ein paar Wochen wurden die Nachforschungen auch von Erfolg gekrönt, der Bösewicht lebte unter falschem Namen in einer größeren Stadt. Tibor ließ seine junge Frau unter dem Schutz seiner Großmutter, die auf dem Gut zu Besuch weilte, zurück und machte sich auf, den Peiniger seiner Frau zu stellen. Über die ganze Affäre drang nicht viel nach außen, aber als Tibor nach ein paar Tagen wieder auf das Gut zurückkehrte konnte er Kata beruhigen: ihr Peiniger war tot. Über das wo und wie ließ er nur so viel vernehmen, daß er den schlechten Menschen im Norden in einem ehrlichen Duell, aber ohne Zeugen, besiegt habe. An die Mutter des Schurken ging eine Nachricht ohne Unterschrift und von einem Freund der Familie Balassy in Budapest aufgegeben, daß ihr Sohn verstorben sei, über die Umstände waren keine Angaben gemacht worden. So hatte denn der Peiniger der jungen Frau sein verdientes Ende gefunden und die beiden Liebenden konnten sich ihrem ungetrübten Glück hingeben.

 

Und wieder zog ein schweres Unwetter über der Puszta herauf. Die Bäume bogen sich im Sturm, die Dachsparren knirschten unter dem Druck der Böen und der Hagel trommelte gegen die Fensterläden. In ihrem Zimmer lag Kata auf dem großen Bett, Schweißtropfen rannen ihr von der Stirn und ihr Körper wurde immer und immer wieder von Wehen geschüttelt. Die Hebamme, welche Tibor noch rechtzeitig vor Ausbruch des Unwetters auf das Gut geholt hatte, bemühte sich um die werdende Mutter, während der werdende Vater ruhelos im Flur auf und ab lief und betete, daß alles gut gehen möge. Als das Unwetter seinen Höhepunkt erreichte und Blitz auf Blitz hernieder zuckte, während der Donner in einem fort grollte, drang plötzlich ein lauter Schrei aus dem Zimmer der in den Wehen liegenden Mutter, gefolgt von einem leiseren, feineren. Tibor lief zum Zimmer, als die Tür aufging und die strahlende Hebamme ihn herbeirief.

"Ein kleiner Junge, mein Herr – und Mutter und Kind sind wohlauf!"

Tibor trat in das Zimmer und kniete am Bett seiner Frau nieder.

"Mein Liebling, du hast uns soeben zu glücklichen Eltern eines kleinen István gemacht!" strahlte er und küßte Kata zärtlich. Diese lächelte und hauchte schwach:

"Und der Fluch ist gebrochen – denn unser Sohn ist in einer Unwetternacht auf die Welt gekommen!" Dann schloß sie die Augen und fiel in einen tiefen und erholsamen Schlaf. Tibor ging auf leisen Schritten zur Wiege des kleinen István und schaute ergriffen auf seinen neugeborenen Sohn.

"Nun steht unserem gemeinsamen Glück wirklich nichts mehr im Wege!" flüsterte er.


 

 

 
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