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ABRECHNUNG 1

Maureen O'Kelly


ABRECHNUNG MIT DER

VERGANGENHEIT



ROMAN

 

Copyright  2001 by Maureen O'Kelly

 Alle Rechte der Verbreitung und bersetzung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tontrger jeder Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rckgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art sind vorbehalten

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Kim hrte gerade noch das schreckliche, kreischende Gerusch des an den zackigen Felsen zerschellenden Kleinflugzeuges, dann versank sie in tiefer Bewutlosigkeit.

Als sie nach einer Ewigkeit die Augen wieder aufschlug, befand sie sich in einem jener hypermodernen Krankenzimmer, wie sie nur in den besten Hospitlern Franzsisch-Kanadas zu finden sind. Dan hielt sie zrtlich in seinen Armen und Trnen der Erleichterung liefen ihm ber die Wangen.

"Liebste, du lebst! Das ist die Hauptsache!" brachte er mit unterdrcktem Schluchzen hervor. Sie schien ihn nicht zu verstehen, mute sich in dieser Welt erst wieder langsam zurechtfinden. Seine starken Arme gaben ihr ein Gefhl der Sicherheit, was immer auch geschehen war, ER war bei ihr, alles andere konnte nur nebenschlich sein. Erst nach einiger Zeit des Nachdenkens, was ihr noch immer sehr schwer fiel und sie anstrengte, vermochte sie den Sinn seiner Worte zu analysieren.

"Dan, Liebster, was ist denn geschehen?" Nur zgernd kam die Antwort ber seine Lippen, er war sich bewut, welchen Schmerz ihr seine Antwort bereiten wrde, gerade jetzt, wo ihr gemeinsamer Sohn eine eigene Familie gegrndet hatte und ihr Leben zu zweit angefllt war mit Plnen fr die gemeinsame Zukunft und einer Reihe von Aufgaben, die auf sie warteten. Doch konnte er ihr ihren Zustand ja sowieso nicht lange verheimlichen, auf jeden Fall war es weitaus besser fr sie, wenn er sie liebevoll ber ihren Zustand informierte, als wenn dies durch einer fremden Person geschehen wrde. So hielt er ihre zarte Hand ganz fest in der seinen, kte Kim zart auf den Mund und nahm sich ein Herz:

"Kim, Liebling, es ist ein Wunder, da du noch am Leben bist, denn als die Maschine zerschellte wurdest du in den weichen Schnee herausgeschleudert, bevor sie in Flammen aufging. Doch wird dein Leben nicht mehr wie frher sein. Deine Beine sind schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, die rzte hier haben ihr Bestes gegeben, doch hat vor der Schwere deiner Verletzungen ihre Kunst versagt. Sie haben mir erklrt, da es schon ein Wunder ist, da du berleben konntest, doch den Gebrauch deiner Beine konnten sie dir nicht wiedergeben." Schtzend nahm er sie in seine Arme, als ihr die ganze Bedeutung seiner Worte klar wurde und sie sich mit einem wilden Schrei an ihn klammerte. Der Schock sa tief, auch Dan konnte vorlufig nur versuchen, ihr mit all seiner Liebe zur Seite zu stehen, doch damit fertigwerden mute sie leider alleine. Sthnend lie sie sich in die makellosen Kissen zurckfallen und schlo die Augen. Sie berlegte, ob ein solches Leben als Behinderte noch lebenswert sei. Vor ihrem inneren Auge rollte ihr bisheriges Leben wie in einem Film ab.

KIM - JUGENDJAHRE IN IRLAND

"Ich habe beschlossen, dich in die Kinderballett-Gruppe einzuschreiben. Das ist sicher das Beste fr dich, es gibt eine gute Haltung und du bist mit anderen Kindern zusammen." So Kims Mutter, eine alles und alle dominierende Persnlichkeit zu ihrer kleinen Tochter von drei Jahren. Wie alle Kinder diesen Alters nahm Kim die mtterliche Entscheidung ohne Widerrede hin.

Sie wurde also zweimal wchentlich im Auto zu der einige Kilometer entfernten Sportanlage gefahren und nahm dort an der sportlichen Ausbildung der kleinen Kinder teil.

Kims Leben begann in einem der schnsten Teile der grnen Insel, wo weiche Hgel mit groen Ebenen sich abwechseln und wo die Heimat der berhmten irischen Vollblter ist. Nicht weit von der Hauptstadt der Grafschaft entfernt besaen ihre Eltern, der Akademiker Lloyd O'Keary und seine Ehefrau Arden, die nach einem kurzen Abstecher als Ballett- und Tanzschulenleiterin bei einem groen Konzern als Sekretrin arbeitete, ein riesiges, zweistckiges Haus mit Keller und Garten, fast zu gro fr vier Personen, doch war es so geplant, da einmal zwei junge Familien und die Eltern darin wohnen konnten. Der Gedanke war vielleicht gut gemeint, doch die Anlage und Aufteilung der Rume war so ungeschickt, da es spterhin wohl kaum mglich werden konnte, da jede Familie fr sich abgetrennt wohnen knne. Auerdem gab es nur eine Garage, was schon jetzt wenig vorteilhaft war. Zwar besa nur die Mutter ein Auto, doch kam der Vater manchmal mit einem Firmenwagen nach Hause und dieser stand dann in der Einfahrt. Wollte seine Frau dann gerade ihr Auto benutzen, so begann die Rangiererei.

 In diesem groen Gebude lebte auch die Gromutter mtterlicherseits von Kim, deren Mann kurz nach der Geburt Kims gestorben war. Sie bewohnte einen Teil des Erdgeschosses, bestehend aus einem riesigem Wohnzimmer mit offenem Durchgang zum Ezimmer, dazu Kche, Bad und Wintergarten, durch den man auf eine Terrasse gelangte, die Blick auf den Garten hatte; den anderen Teil bildete das Arbeitszimmer von Kims Vater samt Eingangshalle und Garderobe. Auerdem gab es da noch eine kleine Toilette. Im oberen Stockwerk befand sich das Schlafzimmer der Eltern sowie ein Wohnzimmer, das die ganze Breite des Hauses einnehmende Kinderzimmer, in welches man nur durch zwei leere Rume gelangen konnte, die als sptere Kche und Abstellraum geplant waren und ein weiteres Badezimmer. Die Treppe in das Obergescho fhrte aus einem weiteren Vorraum, der zwischen der Wohnung der Gromutter und dem Hausteil, das vom Vater benutzt wurde lag, nach oben. Dabei besa das Haus nur einen Eingang.  Der Garten war nicht sonderlich gro, wurde aber von der Gromutter mit viel Liebe gepflegt. Hohe Bume und ein zustzlicher Schilfmatten-Zaun verwehrten den Blick nach drauen. Die kleine Rasenflche wurde noch durch mehrere Obstbume verkleinert, die Mitte des Gartens bildete eine riesige, alte Tanne, die weit ber das Hausdach hinaus ragte. Solange beide Eltern arbeiteten, war es die Gromutter, die sich um Kims Wohlergehen kmmerte, einkaufte, kochte und das Haus sauber hielt. Kims Vater hatte wenig Zeit und Lust, sich um sein Tchterchen zu kmmern und auch die Mutter war voll mit ihrem Beruf ausgelastet. Im Moment jedoch war sie wieder schwanger, trotz ihrer bereits 38 Jahre. Lange hatte das Paar gezgert, Kinder zu bekommen, sie waren lieber in der Welt herumgegondelt, ohne sich mit der zustzlichen Brde von Nachkommen zu belasten. Doch nun war es hchste Zeit, wollten sie noch ein zweites Kind haben. Nie machten sie sich Gedanken darber, da eine so spte Schwangerschaft fr das Kind gefhrlich sein knnte, auch hatten sie nie bedacht, da sie schon Rentner sein wrden, wenn das jngere Kind noch auf die Schule gehen wrde. berhaupt war es nicht ihre Art, sich ber die Zukunft den Kopf zu zerbrechen, zumindest in finanzieller Hinsicht. Die Eltern Kims hatten wenig Verwandte, ihre Mutter war ein Einzelkind, der Vater hatte zwei Brder, der eine hatte sich von der Familie losgesagt und lebte mit seiner Familie in England, wobei er vehement seine irischer Abstammung leugnete, der andere hatte sein Domizil weit entfernt von Kims Elternhaus genommen und pflegte fast keinen Kontakt mehr mit seinem ltesten Bruder, Kims Vater. Aber auch die Eltern selbst sonderten sich von allen anderen Menschen ab, wahrscheinlich in dem Glauben, etwas Besseres zu sein als die anderen. Freunde besaen sie berhaupt nicht, Kollegen wurden nicht in den Familienkreis aufgenommen, die Nachbarn wurden verachtet, so da die Familie in einem gewissen gesellschaftlichen Vakuum lebte. Alles wurde >in Familie< unternommen, Reisen, Ausflge an den Wochenenden oder der Jahresurlaub. Nie sah Kim andere Kinder als Spielgefhrten, die Kinder in der Nachbarschaft waren "nicht geeignet fr meine Tochter" so die Mutter, andere Kinder gab es nicht, da keinerlei Kontakte gepflegt wurden. Kim wuchs also die ersten vier Jahre ihres Lebens in der Obhut der Gromutter auf, die Eltern sah sie nur am Abend und am Wochenende. Whrend ihrer Schwangerschaft nahm sie die Mutter manchmal mit in ihr Bro, dort durfte Kim dann mit dem Chef der Mutter spielen, solange diese noch zu arbeiten hatte. Kim war ein sehr ruhiges Kind und konnte sich stundenlang mit ein paar Broklammern beschftigen oder Linien auf ein Blatt Papier zeichnen. Der gute "Onkel" brachte oft Sigkeiten oder Spielzeug mit, ja selbst die Geburtstage wurden nicht vergessen und auch an Weihnachten und Ostern kamen Geschenke fr Kim von ihm an. Was sie nicht wute: der "Onkel" schickte auch Geld an ihre Mutter, per Postanweisung, vom Postboten gebracht, der Vater durfte davon nichts erfahren.

 

Dann wurde ihre Schwester Maude geboren. Vieles wurde nun anders, da die Mutter sich entschieden hatte, sich ganz der Erziehung ihrer Tchter zu widmen und aus ihrem Beruf ausschied. Doch noch immer sorgte die Gromutter fr den guten Gang des Haushaltes, kochte, putzte und kmmerte sich um den Garten.

"Darf ich meine kleine Schwester endlich in den Arm nehmen?" Kims zarte Kinderstimme lie sich bittend vernehmen. Fragend schaute sie auf das kleine Bndel, welches ihre Mutter in dem riesigen Kinderzimmer im Arm hielt und mit der Flasche ftterte. Die Mutter hatte es nmlich abgelehnt, ihre Kinder an die Brust zu legen, sie wollte sich ihre gute Figur nicht zu Schande machen.

"Nein, das kannst du nicht, dafr bist du noch zu klein!" war die kategorische Antwort der Mutter, die nicht verstehen konnte, warum Kim das Baby so gerne tragen wollte. Ihr wurde bei ihrer Ablehnung nicht klar, da sie riskierte, Kim gegen die kleine Schwester aufzubringen, sie eiferschtig auf das kleine Wesen zu machen, das nun die ganze Zeit der Mutter in Anspruch nahm. Zuerst war Kim nmlich sehr glcklich gewesen, als die Mutter ihr erffnet hatte, da sie ein Schwesterchen bekommen wrde und sie, die Mutter, nun stndig zuhause sein werde. Doch schon, als die Mutter das schreiende Etwas aus dem Krankenhaus mitbrachte und ihre ganze Zeit mit dem Baby verbrachte, mute Kim erkennen, da sie nun an die zweite Stelle gerutscht war.

"Aber Mum, schau nur, ich kann doch auch schon meine Puppe heben und die ist grer als Maude!" Traurig blickten die grnen Augen Kims in ihrem zarten Gesicht, das von rtlich-blonden Locken umrahmt war, auf die kleine Schwester. Doch die Mutter blieb unerbittlich.

"Wenn du grer bist, dann darfst du deine Schwester auch in den Arm nehmen, doch jetzt ist sie noch zu empfindlich und du zu klein." Damit nahm sie das Baby und legte es in seine Wiege.

"Habe ich auch so eine schne Wiege gehabt, Mum, als ich so klein war wie Maude?"

"Es ist dieselbe Wiege, in der auch du gelegen hast, du siehst also, Kim, da ihr beiden immer gleich behandelt werdet." Das konnte das kleine Kind von vier Jahren zwar noch nicht verstehen, doch gab es sich damit vorerst zufrieden. Einige Tage spter wurde die Mutter wieder mit Fragen bestrmt.

 "Mum, hatte ich auch so schne Sachen an, als ich ein Baby war?"

"Es sind dieselben Sachen, die auch du anhattest, als du so klein warst. Ich habe alles aufgehoben und nun trgt es deine Schwester. Und wenn sie aus den Sachen herausgewachsen ist, werden wir alles aufheben, damit es deine Kinder einmal anziehen knnen!"

"Aber Mum, vielleicht bekomme ich gar keine Kinder, oder mein Baby wird ein Junge....."

"Das macht nichts. Wenn du keine Kinder willst, vielleicht hat dann spter deine Schwester welche und wenn es ein Junge wird, das macht nichts, solange die Babys so klein sind, ist es egal, was fr Sachen sie tragen. Auerdem habe ich immer darauf geachtet, da die Bekleidung nicht ausgesprochene Mdchensachen sind." Schon bei dieser Antwort zeigte sich die Einstellung der Mutter deutlich, sie hatte ihren Einflu auch schon fr die nchste Generation vorgeplant.

 "Mum, darf ich Maude ihre Flasche geben?"

 "Nein, das kannst du noch nicht, dafr mut du noch ein Stckchen wachsen." Langsam schlich sich in den Verstand Kims der Verdacht, da sie zu nichts in der Lage sei, was ihre Schwester betraf und da das Baby alle Zeit ihrer Mutter in Anspruch nahm. Oft war sie deshalb bei der Gromutter zu finden, die sich die Zeit nahm, ihrer Enkelin in Ruhe die Dinge zu erklren.

"Schau Kim, deine Schwester Maude ist jetzt so klein, wie du es vor einigen Jahren warst. Babys knnen sich nicht selbst anziehen, sie knnen nicht selbst essen, wie du und gehen auch nicht selbst auf die Toilette. Alles mu die Mutter fr sie tun. Deshalb kann deine Mum sich jetzt weniger um dich kmmern, aber du darfst ihr deshalb nicht bse sein. Als du so klein warst, hat sie sich genauso um dich gekmmert." Diese Notlge fiel ihr schwer, war sie es doch gewesen, die sich zu jener Zeit fast ausschlielich um Kim gekmmert hatte, doch zum Guten des Kindes mute sie versuchen, seine Eifersucht ein wenig zu beschwichtigen. Und wirklich, Kim begann zu begreifen, was die Gromutter ihr in aller Ruhe erklrte. Nur eine Frage war fr sie noch immer ungeklrt:

"Aber Granny, warum lt mich Mum ihr nicht helfen und mich um Maude kmmern? Sie sagt immer nur, da ich noch zu klein bin und da ich das nicht kann!" Liebevoll nahm sie die Gromutter in die Arme:

"Kleine Kim, es gibt Dinge, die du gerne tun mchtest, aber wozu du noch nicht in der Lage bist, ich werde aber mit deiner Mum reden, damit du ihr manchmal helfen kannst. Sie wird sicher etwas finden, fr das du schon gro genug bist!"

"Au ja, das ist fein! Und vielleicht kann ich ja auch schon mit meiner Schwester spielen. Die Spiele, die Papa und Mama manchmal mit mir machen, die langweilen mich manchmal soooo sehr." Und sie zeigte ihrer Oma mit einem groen Ghnen, wie langweilig sie die Spiele fand. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, die Eltern versuchten ihrer Tochter schon vor der Schule viel zu viel beizubringen. Zwar war Kims Verstand ihrem Alter schon weit voraus und wenn die Mutter abends eine Gutenacht-Geschichte vorlas, dann konnte Kim diese nach einigen Wiederholungen Wort fr Wort nacherzhlen. Als der Vater einmal eine Geschichte krzen wollte und selbst erfundene Stze einfgte, wurde er gleich von dem aufgeweckten Kind korrigiert. Doch die ausschlielich praktizierten Lernspiele berforderten und langweilten das kleine Kind, das doch auch gerne etwas anderes gespielt htte. Auerdem wurde ihr Bewegungsdrang kaum bercksichtigt. Das Ballett wurde langsam langweilig und sonst gab es kaum etwas, was Kim motiviert htte. Spielen war nur im Garten erlaubt, der von hohen Bumen umgeben war, der Zaun war zustzlich mit dichten Schilfmatten abgeschottet und schirmte somit gegen alle neugierigen Blicke ab, aber er verwehrte natrlich auch Kim den Blick auf die Welt auerhalb ihrer Familie. Als die Gromutter einmal den Vorschlag machte, da Kim doch in den Kindergarten gehen knne, wurde sie von ihrer Tochter kalt zurckgewiesen:

"Ich bin die Mutter und ich wei am besten, was fr mein Kind gut ist. Ich will nicht, da sie schon vor der Schulzeit mit diesem Plebs von anderen Kindern zusammenkommt."

"Aber ihr fehlen die Spielkameraden und dort lernt sie auch, sich in einen Klassenverband einzuordnen, nicht egoistisch zu werden, lernt die guten und schlechten Seiten ihrer Mitschler und die eigenen kennen. Auerdem darfst du nicht alle Menschen in einen Topf werfen, es gibt dort sicher auch Kinder aus gutem Hause oder mit guter Erziehung." Doch Kims Mutter bleibt fest.

"Meine Tochter kommt nicht in den Kindergarten, ich werde auch alles daransetzen, sie von der Vorschule zu befreien, damit sie erst mit sechs Jahren zur Schule gehen mu. Nichts ist so frdernd fr ein Kind, wie die Zeit in der Familie." Leider mute die Gromutter sich dem Spruch ihrer eigensinnigen Tochter geschlagen geben. Mit ihrem Schwiegersohn ber das Thema zu reden war sowieso zwecklos, Kims Vater hatte sich schon lange dem starken Charakter seiner Frau untergeordnet, fand sogar Befriedigung darin, da seine Gattin sich um alles kmmerte, Behrdengnge und sonstige Aufgaben erledigte, die ihn nur seine kostbare Zeit gekostet htten. Auch in die Erziehung der Kinder redete er niemals hinein, seine Frau hatte das Zepter in die Hand genommen, sollte sie sich auch weiterhin um alles kmmern. Von dieser Seite war also keine Untersttzung zu erwarten und so fgte sich die Gromutter den Wnschen ihrer Tochter ohne greren Widerstand aber mit Sorgen im Herzen. Fr Kims Leben bedeutete dies, da sie auch weiterhin ohne Kameraden ein Leben fast wie hinter Klostermauern fhren mute. Selbst bei den Ausflgen an den Wochenenden durfte sie nicht mit anderen Kindern, Zufallsbekanntschaften im Zoo oder einem Ausflugslokal, spielen.

"Du bleibst hier bei uns, sitz still und warte, bis wir fertig sind mit dem Essen; komm sofort zurck, diese Gesellschaft ist nichts fr dich!" Solche und hnliche Worte mute Kim immer wieder hren und langsam begann sich in ihrem flexiblen Geist die Idee festzusetzen, da die Eltern doch wohl recht haben mten und sie einer anderen Kategorie Mensch angehrig sei. Die Frage stellte sich nie, auf welcher Basis ihre Eltern sich anderen Menschen gegenber berlegen fhlten. Weder ihre Herkunft, sie stammten weder aus dem natrlichen noch aus dem Geldadel, noch ihre Stellung in der Gesellschaft - Akademiker und Sekretrin - boten ihnen Anhaltspunkte dafr, sich aller Welt bergeordnet zu empfinden. Und doch mute Kim mit dieser Tatsache leben. Je lter sie wurde, desto mehr sonderte sie sich ab, jetzt schon fast aus eigenen Willen. Als die Schwester gro genug war, spielten die beiden immer zusammen - und doch allein. Kim begab sich in eine Traumwelt aus Musik und Pferden und spter, als sie lesen konnte, verschlang sie alle Bcher, die sie haben konnte. Zwar war die Region, in der sie lebten, ideal geeignet zur Tier- und besonders zur Pferdehaltung, doch der Wunsch nach einem eigenen Tier blieb vorerst unerfllt. Die Katze der Gromutter - von Kims Vater gehat, von Kims Mutter gerade einmal akzeptiert - war an Altersschwche eingegangen, ein neues Haustier nicht in Sicht. Der Mutter war es mit ihrem resoluten Auftreten gelungen, Kim von der Vorschule zu befreien, der erste Schultag begann also gleich mit der 1. Klasse und dem Sprung ins tiefe Wasser fr Kim, die sich inmitten von Kindern befand, die sich schon zum Teil vor der Kindergartenzeit kennengelernt hatten und kleine Grppchen bildeten. Die "Auenseiterin" war schnell an die Wand gedrngt, zumal "die Strae ist ja so voller Gefahren" die Mutter Kim jeden Tag im Auto zur Schule brachte und abholte. Diese Extravaganz, die anderen Mitschler liefen den Weg allein oder von einem Erwachsenen begleitet, brachten Kim noch mehr den Ruf einer Einzelgngerin ein.

"Mum, ich mchte auch eine Geburtstagsfeier haben, wie die anderen Mdchen! Alle erzhlen von den Festen, die sie geben, mit Ballons und Lampions und Wrstchenschnappen und Wettessen und Sackhpfen und..."

"Das ist doch alles kindischer Unfug, warum sollten wir jemanden einladen, von dem ich noch nicht einmal die Eltern kenne, auerdem hast du denn berhaupt Freundinnen?" fragend schaute die Mutter ihre Tochter an, die vor ihr wie vor dem letzten Gericht stand und verschmt die Augen zu Boden schlug:

"Ja Mum, ich habe mir ein oder zwei Freundinnen im Laufe des Schuljahres zugelegt und sie wollen mich auch zu ihren Geburtstagen einladen. Da mein Geburtstag aber als erster kommt, mu ich sie doch auch einladen!" Kaum wagte sie ins strenge Gesicht ihrer Mutter zu blicken. Was wrde die Antwort sein? Ein kategorisches "Nein", wie schon so oft, oder doch ein Nachgeben, ein Einlenken zugunsten den Interessen ihrer Tochter?

 "Ich werde das einmal mit deinem Vater und Granny besprechen!" Also weder ja noch nein im Augenblick. Kim hatte weiterhin die kleine Hoffnung, da die Gromutter zu ihren Gunsten stimmen wrde, der Vater hingegen... da wute man nie Bescheid. Nach einigen Tagen erhielt sie die lang ersehnte Antwort:

"Ich habe beschlossen, da du die zwei sogenannten Freundinnen einladen darfst, an einem Tag nach deinem Geburtstag, denn den wollen wir doch schn wie immer allein in der Familie feiern, und nur fr zwei Stunden! Ich werde Spiele vorbereiten und gebe dir die Einladungen morgen mit in die Schule! Ich hoffe nur, da du dir keine falschen Vorstellungen gemacht hast, viele sogenannte Freundinnen wollen einen nur ausnutzen oder einfach nur erzhlen, wie es bei uns aussieht, und oft geschieht es, da die sogenannte Freundin ganz schnell keine mehr ist!" Nach dieser wahrhaft stimulierenden Rede nahm die Mutter die Vorbereitungen in die Hand. Kim, zu glcklich ber die unverhoffte Gunst der Mutter, um sich Gedanken ber den zweiten Teil ihrer Antwort zu machen, strzte zu ihrer kleinen Schwester, um ihr den Triumph mitzuteilen. Maude war inzwischen eine kleine Verbndete geworden, Kim konnte ihr alles mitteilen, was ihr auf dem Herzen lag. Das Band zwischen den Schwestern wurde von Tag zu Tag fester, kaum einmal gab es die sonst blichen Streitereien oder bsen Worte. Als der groe Tag endlich kam, die Geschenke vom Vortage waren suberlich weggerumt und auch die blichen Blumen bei der Gromutter in Pflege gegeben worden, durften die Freundinnen, begleitet von ihren Mttern, kommen. Die Mtter wurden von Kims eigener Mutter gleich wieder hinausbegleitet, dann kam die Mutter ins Kinderzimmer, um die Feier zu organisieren.

 "Kim, wie du siehst habe ich hier alles schon vorbereitet: zuerst wird gegessen, es gibt Torte und heie Schokolade, dann rume ich ab und wir machen Schreibspiele. Danach knnt ihr whlen zwischen Domino oder einem Lernspiel und am Ende gibt es Wurstschnappen. Aber pa auf, da das Zimmer in Ordnung bleibt und la dir deine Spielsachen nicht kaputtmachen. Du mut wissen, da Kinder mit Spielzeug, das nicht ihr eigenes ist, oft nicht gerade anstndig damit umgehen!"

"In Ordnung, Mum, wir passen schon auf." Flsterte Kim und zu ihren Freundinnen gewandt:

"Meine Mum ist sehr streng, wir drfen also nur das machen, was sie uns erlaubt hat!" Schweigen und Unverstndnis bei den Freundinnen.

"Na, dann wollen wir mal zum Essen gehen!" Die Mutter war wieder ins Zimmer gekommen und brachte die Torte mit. Suberlich verteilte sie die Stcke auf den Papptellern. Dazu gab es warmen Kakao, in Tassen aus beschichteter Pappe, so fiel kein schmutziges Geschirr zum Abwaschen an, auerdem konnte nichts kaputtgehen, sollte einmal ein Teller oder eine Tasse hinfallen. Als alle ihr Stck Torte aufgegessen hatten, rumte die Mutter schnell den Tisch ab, auf dem eine pflegeleichte Plastiktischdecke lag, danach wurde unter ihrer berwachung gespielt, bis die Kinder wieder abgeholt wurden.

"Sie sind sehr lieb und brav gewesen und ich hoffe, da es ihnen gefallen hat." Mit diesen Worten verabschiedete die Mutter die zwei Mdchen, deren Mtter an der Tr warten muten, da Kims Mutter deren Ankunft berwacht hatte und die beiden Kinder schon angezogen im Flur standen, als die Mtter klingelten. Als die Tr endlich hinter dem Besuch ins Schlo fiel, atmete die Mutter auf:

"Na Kim, hast du dir so deine Geburtstagsparty vorgestellt?" Und Kim, die es nicht wagte, ein Wort gegen die Mutter zu sagen, nickte nur schchtern mit dem Kopf und versuchte, ein Lcheln auf ihre vor Scham erstarrten Lippen zu zaubern:

"Danke Mum, ja, es war wirklich sehr schn. Und jetzt darf ich ja wohl auch meine beiden Freundinnen besuchen?"

"Aber nur zum Geburtstag, du weit, du hast sonst andere Verpflichtungen und keine Zeit fr solchen Firlefanz!"

"Natrlich, Mum! Und nochmals danke, Mum." Dann floh Kim aus dem Zimmer, um bei leiser Musik von ihren Pferden zu trumen, whrend Trnen der Enttuschung ihr ber die Wangen rannen. Das Kinderzimmer, welches sie sich mit ihrer Schwester teilte, war zwar riesig in seinen Ausmaen, bot jedoch kein heimeliges Gefhl. Je ein Fenster in der schmalen Seite des Zimmers erhellten nur unzureichend den berdimensionierten Raum, dessen eine Langseite von einer groen Schrankwand eingenommen wurde, wo sich auch die beiden Tren befanden, die gegenberliegende Seite folgte der Neigung des Daches, war folglich schrg und dunkel, dort standen die beiden Betten der Kinder. Sonst gab es in dem Raum nur einen kleinen Tisch mit zwei Kindersthlen und ein Schaukelpferd, noch von der Mutter. Alles Spielzeug mute immer in den Schrnken verschwinden, wenn es Abend wurde. Die Sterilitt des Zimmers war kaum zu bertreffen, es sei denn von der Ordnung, die in den anderen Rumen herrschte. Hier gab es keine hbschen, kindgerechten Bilder, keine kleinen Andenken oder sonstigen Sachen, wie man sie sonst in Kinderzimmern findet, alles war so, als ob die Zimmer unbewohnt seien oder zumindest immer Besuch erwartet wrde, der natrlich nie kam, da die Eltern keinerlei Kontakte pflegten. Die Musik wurde natrlich auch von der Mutter berwacht, ein Radio gab es nur im Zimmer der Eltern, Kim besa zwar einen alten Plattenspieler, auf dem jedoch nur von der Mutter ausgewhlte Platten mit klassischer Musik liefen. Kim hatte keine Ahnung, da es etwas anderes als diese Musik geben konnte und die Worte ihrer Klassenkameradinnen ber King Elvis und die Beatles verstand sie nicht. Ebensowenig konnte sie bei den Spielen mithalten, lernte sie doch zuhause nur sogenannte "Spiele mit erzieherischem Hintergrund" oder "Gesellschaftsspiele mit gehobenen Niveau". Und auch die Bcher, die sie zum Lesen erhielt, waren vorher von der Mutter auf ihren erzieherischen Wert und gehobenen Standart hin untersucht worden. Populre Kinderbcher waren Mangelware auf den langen Regalen der Familie, ebenso wie der Fernseher nur fr die Erwachsenen vorgesehen war, bis auf das abendliche Mrchen, welches die beiden Schwestern gemeinsam ansehen durften, bevor sie ins Bad geschickt wurden. Der Tagesablauf war genau und auf die Minute vorgeplant, morgens wurden die Kinder frh geweckt, damit das Frhstck in aller Ruhe verzehrt werden konnte, der Schulranzen war schon am Abend zuvor von der Mutter gepackt worden - damit Kim ja niemals etwas vergessen konnte. Dann wurde sie in die Schule gefahren. Nach dem Unterricht wartete das Auto mit der Mutter schon vor dem Portal, das von der Gromutter zubereitete Mittagessen wurde eilig verzehrt, dann kamen sofort die berwachten Hausaufgaben mit zustzlichen Lerneinheiten im voraus. Spter Ballett oder Spielen mit der Schwester, frh ins Bad und um acht Uhr ins Bett. Es wurde niemals bercksichtigt, da Kim ja vier Jahre lter war als ihre Schwester und folglich auch etwas lnger htte aufbleiben drfen, nein, da beide Kinder in demselben Zimmer Seite an Seite schliefen, kam es berhaupt nicht in Frage, da die ltere noch lesen oder fernsehen durfte. Fr die kleine Schwester las die Mutter noch eine Gutenacht-Geschichte vor, Kim war gezwungen, sich diese anzuhren, ob sie wollte oder nicht, dann verlie die Mutter das Mdchenzimmer und schaltete das Licht aus. Die einzige Abwechslung waren die Sonntage, dann fuhr die Familie bei gutem Wetter ins Schwimmbad oder zum Wandern, in den Tierpark oder zu einem kulturellen Ereignis. Wenn es regnete, war der Besuch eines Museums angesagt, oder aber Lernen fr die Klassenarbeit am Montag. Kim kannte nichts anderes als diesen eintnigen Verlauf der Woche, monatelang, jahrelang.

"Schaut mal Kinder, was ich euch fr eine berraschung mitgebracht habe!" Voller Freude liefen die beiden Mdchen zur Mutter, deren vollgepacktes Auto vor dem Tor stand. Ein roter und ein brauner Pferdeschwanz wippten im Takt der schnellen Fe. Kim war mittlerweile fast neun Jahre alt, ihre Schwester gerade fnf geworden.

"Mum, hast du uns endlich ein Haustier mitgebracht?"

"Mum, ist es ein kleiner Hund?"

"Mum, du weit doch, da ich mir eine kleine Katze gewnscht habe!" Auer Atem hielten die beiden Kinder vor dem Auto an, schon lange hatten sie auf diesen Moment gewartet, eigentlich seit dem Moment, als die alte Katze der Gromutter wegen Altersschwche eingeschlfert werden mute. Nun hatte die Mutter ihnen endlich versprochen, sich einmal umzusehen, zumal auch der Gromutter die Gefhrtin langer Jahre sehr fehlte. Zwei gespannte Augenpaare richteten sich auf den Kofferraum des Wagens, aus welchem in jedem Moment der neue Liebling der Familie hervorkommen mute. Doch die Mutter hob den Deckel nicht, wie von den Mdchen erwartet, vorsichtig an, damit das kleine Tier sich nicht herausdrngen konnte, sondern ffnete ihn mit einem einzigen starken Ruck in voller Gre.

"Oooch....!"

"Aber Mum.....!" Die Enttuschung war den Kindern ins Gesicht geschrieben: statt des erwarteten vierbeinigen Kameraden stand im Kofferraum ein groes Aquarium, komplett ausgestattet, bis auf das Wasser und daneben lagen in einem Eimer kleine mit Wasser gefllte Plastikbeutel, worin einige winzige, bunte Fische schwammen.

"So, meine Kinder, das ist wohl eine berraschung! Oder nicht?" Die Mienen der Kinder schienen dies zwar auch auszudrcken, jedoch nicht im Sinne einer "freudigen" berraschung und so blieben sie die Antwort schuldig.

"Na, dann reit euch mal von dem Anblick los und helft mir tragen. Wir wollen das Bassin doch schn herrichten, damit die Fische sich auch darin wohlfhlen."

"Ich mag keine Fische!" so die kleine Maude, die sich daraufhin umdrehte und ihre Trnen zurckhaltend ins Haus rannte. Als Kim ihr nacheilen wollte, fate sie die Mutter mit einem schmerzhaften Griff am rmel ihrer Bluse.

"Nur hiergeblieben kleine Lady! Ihr habt mir doch schon lange in den Ohren damit gelegen, da ihr euch Tiere wnscht, um die ihr euch kmmern wolltet, um mir zu zeigen, da ihr schon Verantwortung tragen knnt! Hier sind zwanzig Tiere welche regelmig gefttert werden mssen, auerdem mu das Wasser erneuert werden, fters das Aquarium ausgerumt und gewartet werden und die Heizung berprft werden. Wenn ihr das alles ordentlich machen wollt, habt ihr auer euren sonstigen Verpflichtungen sowieso keine Zeit mehr." Damit trug sie das groe Glasgehuse ins Kinderzimmer, wo es installiert wurde. Schn eingerichtet und mit Pflanzen und Fischen bevlkert, sah es ganz harmonisch aus und die Kinder standen nun doch davor und bewunderten es. Doch schon einige Tage spter geriet es in Vergessenheit, die Fische wurden nur noch selten gefttert und die Mutter bernahm seufzend und sich ber die unntige Mehrarbeit beschwerend, die Verantwortung dafr, anstatt es wieder abzuschaffen. Kim und Maude dagegen baten die Gromutter, doch ein gutes Wort fr sie einzulegen, damit sie ein kuscheliges Fellbndel zum Liebhaben in Form einer kleinen Katze oder eines kleinen Hundes erhalten knnten. Zwar versuchte die Gromutter ihr Bestes, doch traf sie auf harten Widerstand seitens ihrer Tochter.

"Ich habe keine Lust, mich mit einem Tier zu belasten, das immer ausgefhrt werden mu oder mir Tapeten, Teppiche und Gardinen verkratzt. Du siehst ja, die beiden knnen sich ja noch nicht einmal korrekt um die pflegeleichten Fische kmmern."

"Aber Arden, Kinder bentigen doch etwas zum Liebhaben, zum Spielen und Festhalten, zum Kuscheln und Streicheln. Fische sind dazu doch vllig ungeeignet." seufzte die Gromutter.

"Ich halte Hunde, Katzen oder Hasen fr ebenso ungeeignet! Entweder sie machen Dreck oder stinken und wer mu sich am Ende wieder um alles kmmern? - Ich! - Nein, nein, nein, es bleibt dabei: vorerst kommt mir kein Tier mehr ins Haus!" Und dabei blieb es auch fr eine lange, lange Zeit.

Kim durfte zwar die eine oder andere Freundin an deren Geburtstag besuchen, doch war der Unterschied zu den frhlichen und unbeschwerten Kinderfesten dort so eklatant, da sie sich schmte fr ihre von der Mutter organisierte und berwachte Feier und daraufhin selbst einen Vorwand suchte, um nicht mehr eingeladen zu werden. Auerdem hatte die Mutter wieder etwas Neues gefunden, um Kims sowieso schon knappe Freizeit noch zu verkrzen: Kim mute Flte spielen lernen. Anfangs machte ihr das einigen Spa, weil sie mit anderen Kindern in einer Gruppe war, abwechselnd kleine Lieder vorgespielt wurden und die Teilnehmer zwischendurch Notenlesen und andere Dinge lernten. Natrlich sa die Mutter Kims auch dort im Saal dabei und beaufsichtigte die Fortschritte ihrer Tochter. Als sie fand, da Kim bei der Arbeit in der Gruppe zu langsam lernte, entdeckte sie eine Fltenlehrerin, die Einzelunterricht gab.

"Kim, ich habe entschieden, da du ab nchster Woche Privatunterricht im Fltenspielen erhltst. Da machst du schnell Fortschritte und kannst bald an kleinen Wettbewerben teilnehmen! Natrlich mut du da zu Hause viel selbst ben, was ich auch von dir erwarte, wenn wir uns so fr dich in Unkosten strzen!" Entsetzt schaute Kim auf ihre Mutter.

"Aber Mum, ich will doch gar nicht auf Wettbewerbe gehen und es hat mir auch sehr gut gefallen, dort mit den anderen Kindern zu lernen, weit du, das ist ein bichen wie in der Schule."

 "Nein, nein, es ist schon alles entschieden und du bist angemeldet." Streng blickte die Mutter auf ihre scheinbar starrkpfige Tochter, welche die Partie noch nicht verloren gab:

"Mum, wenn du schon sagst, da das viel Geld kostet, warum darf ich dann nicht Klavier oder Gitarre spielen lernen, meine Freundin darf das auch und auerdem kann man da nebenher auch singen. Beim Fltenspielen geht das nicht!" Der Mutter schien der Verstand stehenzubleiben - ihre Tochter und Gitarrenspielern?

"Welche von deinen Freundinnen spielt denn Gitarre?" Kim verstand den Hintergrund der Frage nicht, und so antwortete sie vllig frei heraus:

 "Jessica! Deren Pa spielt auch Gitarre und dann singen sie dazu schne Lieder." 

"Aha! Also die Jessica!" ein durchdringender Blick in die Augen Kims:

"Du wirst der Jessica sagen..... Nein, das mache ich lieber selbst!" unterbrach sich die Mutter.

 "Eines sage ich dir, Kim: Klavierspielen knnen wir uns nicht leisten, denn da braucht man auch ein Klavier zuhause, nicht nur im Unterricht und Gitarre spielen, wie diese verderbten Rocker aus der Unterschicht, das brauchst du dir gar nicht in den Kopf zu setzen!" Kim erschrak ber den Ausdruck des Hasses in den Augen ihrer Mutter und lief weinend ohne eine Antwort zu geben in ihr Zimmer. Schon am nchsten Tag rief die Mutter die Eltern von Jessica an und verbot ihnen und ihrer Tochter den Umgang oder bloen Kontakt zu Kim. Sie arrangierte das so unauffllig, da es schien, Jessica habe den Kontakt von sich aus zu Kim abgebrochen, doch eines Tages erfuhr Kim durch den greren Bruder Jessicas die Wahrheit. Entsetzt ber das heimliche Tun ihrer Mutter und in ihrer Seele gedemtigt versprach sie ihm, das Geheimnis zu wahren, doch in ihrem Herzen zerbrach wieder ein Teil der Kette welche die Zuneigung zu ihrer Mutter darstellte.

 
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