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BETYROK Roman 7

Julika hatte sich ausgeweint und suchte nun in dem Zimmer nach einem Zeichen Jnos‘. Als sie die Truhe ffnete, fiel ihr sogleich der wertvolle Ring ins Auge, der auf einem Stckchen Papier lag. Verwundert schaute sie ihn sich nher an und stie einen kleinen Schrei aus:

„Der Ring aus der Kollektion meiner Gromutter! Wenigstens dieses wertvolle Stck gerettet, Gott sei Dank!“ Dann nahm sie das Papier heraus und begann zu lesen. Zuerst malte sich auf ihrem Gesicht Freude, denn der Schreiber war Jnos. Wenn er die Zeit gehabt hatte, dies zu schreiben, so hatten ihn nicht die Gendarmen berrascht, doch pltzlich schossen ihr Trnen in die Augen, als sie erkennen mute, da dies sein Abschiedsbrief an sie war und er ihr und ihrer Liebe entsagte, um sie nicht an sein ungewisses Schicksal zu binden.

„Liebster, es ist mir doch egal, ob du ein Graf bist oder nicht! Selbst wenn du es nie beweisen kannst, bist du mir lieber als alle Grafen, lieber als der Knig selbst!“ schluchzte sie. Doch momentan konnte sie nichts tun, weder Jnos suchen, was ohne die Hilfe ihres Vaters unmglich war, noch nach Hause zurckkehren, wo sie ihr sogenannter Ehemann sicher erwartete. Verzweifelt betete sie um einen Ausweg aus dieser traurigen Lage.

Derweil hatte sich Graf Molnr der Gegend genhrt, wo der Hauptmann ihm Julika abgenommen hatte. Pltzlich blieb sein Hengst mit einem heftigen Ruck stehen, er hatte in der Ferne eine Stute gerochen. Weithin hallte sein mchtiger Schrei auf den ihm eine hellere Stimme antwortet. Auf der Stute sa Jnos, er hatte sie erst kurz zuvor bei einem Bauern erstanden. Der Hengst nahm Ziel auf die rossige Stute und raste ihr mit ausgreifenden Galoppsprngen entgegen. Molnr konnte nur versuchen, sich im Sattel zu halten, das Tier war ihm aus der Kontrolle geraten. Auch Jnos hatte seine Mhe mit der Stute, die sich weigerte, auch nur einen Schritt zu tun und den Hengst erwartete. Als Jnos den anstrmenden Hengst sah, rief er dem Reiter seine Warnung entgegen:

„Mein Herr, haltet euer Tier im Zaum, er wird mir die Stute zuschande reiten! – Ihr?!“ stie er dann in hchstem Erstaunen aus, als er Molnr erkannte, doch auch dieser hatte seinen Mann erkannt:

„Na, was fr ein Dusel! Der Herr Hauptmann persnlich! Betet, denn eure letzte Stunde ist gekommen!“ rief er ihm zu und zgelte unter Aufbietung aller seiner Krfte sein Reittier. Auch Jnos gelang es, die Stute zu wenden und bevor Molnr noch etwas unternehmen konnte, ist er auch schon im gestreckten Galopp davongeeilt.

„Ha – haha- haha! So leicht fangt ihr mich nicht!“ rief er, doch der Hengst war schneller und auerdem ritt Jnos jetzt auf einen Kanal zu, der zu breit war, um den Sprung mit einem ihm unbekannten Pferd zu wagen. So suchte er mit den Blicken verzweifelt die Gegend nach einer Brcke ab, doch verlor er dabei wertvolle Zeit und Molnr war schon heran und packte die Stute am Zgel.

„So einfach entkommt ihr mir nicht!“

„Das nchste Mal....“ hob Jnos an, doch zornig unterbrach ihn der Graf:

„Es gibt kein nchstes Mal! Nicht fr euch! Ihr werdet hngen! Und meine liebende Frau wird zu mir zurckkehren, denn sie wird es erst erfahren, wenn es zu spt ist!“ Resigniert lie sich der Ruberhauptmann in die Stadt bringen.

„Vielleicht ist es besser so!“ dachte er und seine Gedanken weilten bei Julika.

In der Stadt erregte der kleine Zug Aufsehen, doch Molnr lie sich nicht durch Fragen der Passanten beirren und fhrte seinen Gefangenen direkt zur Wache. Dort lie der Trsteher sie sogleich ein, als der Graf ihm sagte, wer sein Begleiter sei. Der Richter erschien sogleich und begrte den ihm bekannten Grafen herzlich.

„Wen habt ihr mir denn da mitgebracht?“ erkundigte er sich.

„Das ist der so lange gesuchte Ruberhauptmann! Er hat einmal zu oft meinen Weg gekreuzt, da habe ich ihn endlich fangen knnen!“ brstete sich der Graf.

„Stimmt das?“ wendete sich der Richter nun an Jnos.

„Ja!“ war die stolze, kurze Antwort.

„Also ihr seid Huszr Jnos, der berchtigte Bandit! Wit ihr, wessen man euch beschuldigt?“

„Ich wei es!“

„Und bekennt ihr euch schuldig?“

„Nein!“

„Ihr leugnet?“ erstaunte sich der Richter, der ob der stolzen und selbstsicheren Haltung des Gefangenen nicht wute, wie er die Sache drehen sollte.

„Ich leugne die Entfhrung der Komtesse Hajd, ich leugne den Raub ihrer Juwelen – die anderen Taten will ich gerne gestehen!“

„Dann ist ja alles klar!“ warf Graf Molnr ein.

„Ich bitte um die Auszahlung der Belohnung, da ich den Banditen ergriffen habe!“

„Darber reden wir spter!“ beschwichtigte ihn der Richter, der solche Sachen nicht gerne vor dem Gefangenen verhandelte und fhrte Jnos ab mit den Worten:

„Ihr wit wohl, wie eure Strafe aussehen wird?“

„Der Tod!“ nickte Jnos. „Doch will ich euch vorher das Versteck meiner Bande verraten!“

„Ihr wit wohl, da euch die Strafmilderung nicht gewhrt werden kann“ wendete sich der Richter an Jnos.

„Ich bin mir darber im Klaren, da ich fr meine Taten die mir zustehende Strafe erhalten werde“ antwortete ihm mit Nachdruck sein Gefangener, „doch sollen meine Leute ebenso fr ihre Taten bestraft werden.“ Jetzt schien ihm ein Gedanke zu kommen. „Doch eine letzte Gunst erbitte ich mir.“

„Wenn ich euren Wunsch erfllen kann, so will ich euch diese Gunst gerne gewhren.“

„Wenn ich denn schon sterben mu, so will ich es bei meiner Htte in den Bergen!“

Der Richter wog langsam das Fr und Wider einer solchen Bitte ab, und meinte am Ende:

„Es sei!“ Dann bergab er Jnos einem Gendarmen, der diesen in eine kleine Zelle hinter dem Bro fhrte.

Am nchsten Morgen kam der Richter wieder und fhrte Jnos unter Bewachung aus der Zelle zu einem Pferd, bei dem schon mehrere berittene Gendarmen warteten. Auch Graf Molnr begleitete sie, was Jnos sehr verwunderte. Nach kurzer Zeit schlo sich auch der alte Graf, den der Richter als Zeugen gerufen hatte, dem Zug an. So gelangten sie in die Nhe der Htte, als pltzlich im Dickicht ein Schu fiel. Augenblicklich durchkmmten die Gendarmen das Gelnde, ohne an den Gefangenen zu denken und brachten nach einigen Minuten einen alten Mann gefhrt.

„Herr Richter, den haben wir gefunden, er hat ein Gewehr bei sich und wollte wohl seinen Hauptmann befreien!“

„Guter Herr, das ist nicht wahr!“ flehte der Alte. „Ich wollte nur einen Hasen schieen! Schon seit Tagen hungert meine Familie, da wollte ich etwas Nahrung beschaffen!“

„Glaubt ihm nicht!“ rief da Molnr dazwischen, „das ist sicher einer der Verbndeten dieses Schurken und lgt wie gedruckt!“

Doch Graf Hajd beugte sich zu dem Richter und flstert ihm leise etwas zu. Daraufhin wendete sich der Richter wieder dem alten Mann zu:

„Wer seid ihr, wie kommt ihr zu dem Gewehr?“

„Ich bin Vince, der Schmied. Mein Sohn ist Jger und hat mir das Gewehr gegeben, da er krank darniederliegt. Deshalb haben wir auch Hunger gelitten, denn ich bin erst gestern bei der Familie eingetroffen. Und wieso sollte ich diesen Mann befreien“ deutete er auf Jnos, „den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe?“

„Es ist gut, ich glaube euch. Ihr knnt gehen!“ wies ihn der Richter an, woraufhin der alte Mann unter den Bumen verschwand, so schnell ihn seine Fe trugen. Erst jetzt fiel es dem Richter auf, da in dem ganzen Aufruhr der Gefangene in Vergessenheit geraten war. Doch zu aller groem Erstaunen und Erleichterung hatte sich Jnos nicht vom Fleck gerhrt. Graf Hajd ritt zu diesem und fragte ihn leise:

„Warum habt ihr die Gelegenheit nicht zur Flucht benutzt?“

„Erst kam mir der Gedanke, doch dann habe ich mir mein weiteres Leben vorgestellt, vogelfrei, von allen gehetzt und verachtet, meine heilige Liebe verratend – nein, ich konnte es nicht tun! Ich habe den Tod verdient und werde fr meine Taten ben.“

„Und ihr seid Ruber? Mit dieser Auffassung von Ehre? Ihr seid mir ein Rtsel!“

„Das soll es auch bleiben! In einigen Augenblicken ist mein irdischer Weg zu Ende und nur meinem himmlischen Richter werde ich Rede und Antwort stehen!“ bemerkte Jnos, der heute zum ersten und wohl auch zum letzten Mal dem Vater der Angebeteten gegenberstand, ohne sich ihm zu offenbaren.

Julika wurde von lautem Wiehern ihres Hengstes geweckt. Dieser stampfte erregt mit den Hufen, zerrte an seinem Strick und wollte sich losmachen. Schnell war sie wieder in die Mnnerkleider geschlpft, nahm vorsichtshalber einen Degen mit sich und ging schauen, was das edle Tier so erregt haben knnte.

„Was hast du denn, ist etwas nicht in Ordnung?“ Der Hengst spitzte die Ohren und drehte seinen klugen Kopf in Richtung auf den Wald. Jetzt erblickte auch Julika die Reiter – eine Hoffnung keimte in ihr auf.

„Jnos!“ Sie sprang auf den Rcken des Tieres und eilte dem Zug entgegen. Graf Hajd gewahrte den Hengst als erster und rief verwundert aus:

„Mein Gott, der Hengst! Was hat der hier zu suchen?“

Der Richter lie verwundert seine Gendarmen halten und stieg ab, auch Jnos sprang vom Pferd. Da war Julika auch schon heran und eilte auf den Geliebten zu. Ohne auf die brigen Mitglieder des Zuges zu achten, warf sie sich in seine Arme.

„Jnos, was ist los?“ flsterte sie leise.

„Ich dachte nicht, da ihr noch hier seid, nach allem, was geschehen ist, sonst wre ich nicht gekommen!“ flsterte er ebenso leise zurck.

„Na was ist!“ lie sich die Stimme Molnrs aus dem Hintergrund vernehmen. „Wollt ihr nicht langsam anfangen?“

Bei dieser Stimme war Julika wie vom Schlag getroffen zusammengezuckt:

„Anfangen? Mit was?“ hauchte sie.

„Mit meiner Hinrichtung“ seufzte Jnos. Erschrocken schaute ihn Julika an und las die Wahrheit aus seinen schmerzlich verzerrten Zgen. Entschlossen zog sie den Degen und stellte sich vor den Hauptmann, bevor noch irgend jemand reagieren konnte.

„Rhrt ihn nicht an!“ rief sie laut, „Dieser Mann befindet sich unter meinem Schutz!“

„Das ist ja lcherlich! Herr Richter, wie lange soll diese Komdie noch dauern?“ ereiferte sich Molnr.

„Fat auch den Bengel dort, er hat mein Pferd gestohlen!“ rief nun auch der alte Graf.

Als die Gendarmen langsam auf Julika zugingen, ri ihr Jnos den groen Hut vom Kopf und ihr langes, seidiges Haar fiel ihr auf die Schultern. Entsetzt starrte sie auf den Geliebten, dessen Geste sie nicht begreifen konnte, als drei Ausrufe der Verwunderung fast gleichzeitig ertnten:

„Julika!“ so der Vater.

„Meine Frau!“ kam es von Molnr und

„Eine Dame!“ rief der Richter in hchster Verwunderung, so da auch die Gendarmen zurckwichen.

Stolz erklrte Julika:

„Ja, ich bin die Komtesse Hajd!“ Als Molnr einen Schritt auf sie zu machte, hob sie wieder ihren Degen:

„Rhrt euch nicht!“ und der blitzende Blick aus ihren Augen lie den Grafen wirklich anhalten.

„Hrt mich an!“ rief sie den anderen zu. „Ihr wollt diesen edlen Menschen tten – weil er scheinbar ein Ruber ist! Aber ich sage euch: nie hat ein edleres Herz in einer Brust geschlagen! Ich wurde von der Bande gefangen genommen – ohne sein Wissen - sie wollten mich sogar tten, er aber hat mich vor seinen eigenen Leuten in Schutz genommen und unter Einsatz seines eigenen Lebens mich gerettet! Ich bin aus freiem Entschlu zu ihm zurckgekehrt und werde nicht erlauben, da ein unschuldiger Mensch sterben mu! Und solltet ihr ihn dennoch tten, so schwre ich, da ich ihm in den Tod folgen werde!“ Wie sie so dastand, hoch aufgerichtet und mit zornblitzenden Augen, sah sie wahrhaftig wie eine Rachegttin aus. Die Mnner zgerten.

„Er hat die Juwelen eurer Tochter gestohlen, sie wurden beim Lager der Bande gefunden, als man die Ruber unschdlich machte!“ flsterte Molnr dem alten Grafen zu, doch auch Jnos hatte die Anschuldigung vernommen, so leise sie auch ausgesprochen wurde.

„Ist das wahr?“ fragte der alte Graf den Ruberhauptmann.

„Nein, denn die Juwelen hat ja er gebracht“ zeigte Jnos auf Molnr, „Sie waren ein Teil des Lsegeldes!“

Jetzt schaltete sich auch der Richter ein:

„Ich sehe, da hier einige Dinge noch zu klren sind.“ meinte er. Da hier zwei gegenteilige Behauptungen aufgestellt wurden, sollen mir die Parteien schwren, da ihre Ansicht die richtige ist." Er zog aus seinem Mantel eine kleine Bibel hervor und hielt sie Jnos hin:

„Schwrt, da ihr unschuldig am Raub der Juwelen seid!“

Jnos legte seine Hand auf die Bibel und sprach feierlich und mit aufrichtiger Stimme:

„Ich schwre!“

Nun zog Graf Molnr seinen rechten Handschuh aus und hob die Hand zum Schwur, als ein Sonnenstrahl den Ring an seinem Finger aufblitzen lie:

„Ich...“

Zufllig fiel der Blick Julikas auf die Hand des Grafen, sie erstarrte:

„Haltet ein!“ rief sie drngend aus, „Jedes weitere Wort ist ein Meineid! Dieser Ring da, den er trgt, ist ein Familienerbstck! Nie htte ihn jemand aus unserer Familie verkauft oder hergeschenkt! Jeder kennt seinen Wert, den er als Andenken fr uns hat! Dieser Mensch ist selbst der Tter!“

„Ich mu gestehen“ warf nun auch ihr Vater ein, „der Ruber ist in diesem Falle unschuldig!“ Und an Molnr gewendet zischte er wtend:

„Darber werden wir noch ein Wrtchen zu reden haben!“

Julika stellte sich nun neben den Geliebten und ergriff seine Hand, die Wachen hatten sich ob der berraschenden Entwicklung der Dinge etwas zurckgezogen, so da die beiden ungestrt miteinander reden konnten.

„Liebster, wie knnte ich euch denn verlassen! Denkt ihr so niedrig von mir, da ihr meint, ich wrde Titel und Reichtum euch vorziehen? Ich wrde euch berallhin begleiten und mte es denn als euer Diener sein!“

Zrtlich strich ihr Jnos ber das volle Haar und hauchte einen leichten Ku darauf.

„Liebste, ihr wit, da es nicht sein darf!“

„Nichts ist unmglich, wenn man nur fest daran glaubt!“ antwortete Julika mit ungewohntem Ernst.

„Wenn ich gewut htte, da ihr noch hier seid, wre ich nicht gekommen – Julika, ich sollte hier sterben, nicht heiraten!“ erklrte ihr der junge Mann.

Fest schmiegte sie sich an ihn und ihrem Blick konnte er nicht widerstehen, er beugte sich zu ihr herab und ihre Lippen fanden sich zu einem langen Ku. Gerade wollte ihr erstaunter Vater sich einmischen, als sich Huftritte vernehmen lieen. Ein Reiter auf mdem Pferd nhrte sich der Gruppe. Graf Hajd empfing den Mann.

„Mein Herr, ihr seht ermdet aus und auch euer Tier bedarf dringend der Ruhe! Kommt her und trinkt ein wenig!“ Damit reichte er dem Unbekannten seine Flasche. Mit durstigen Zgen labte dieser sich an dem khlen Na:

„Habt Dank, doch zum Verweilen habe ich keine Zeit! Ich bringe wichtige Botschaft von unserem Knig an den Grafen Bcsenyi! Ihr wit nicht zufllig, wo ich diesen finden kann?“ Mit einem Satz sprangen Jnos und Molnr auf und begaben sich zu dem Boten. Fragend schaute dieser die beiden Mnner an, doch Julika ergriff die Hand Jnos‘ und zog ihn zu dem Reiter:

„Er ist Graf Bcsenyi, mein Herr!“ Ein Ah des Erstaunens ging durch die Runde, doch Molnr stie sie zur Seite und verbeugte sich:

„Das mu ein Irrtum sein!“ lachte er hhnisch, „denn ich bin Graf Bcsenyi!“ Mit diesen Worten wollte er dem Reiter die Hand reichen. Diese war noch immer unbedeckt, da der Graf seinen Handschuh fr den Schwur abgezogen hatte und so fiel der Blick Jnos‘ auf eine breite, weie Narbe, die quer ber den Handrcken fhrte.

„Mein Gott!“ schrie er auf, „Ihr seid Alfred, mein Stiefbruder! Der Mensch, der meinen Vater ermorden lie und auch mich tten lassen wollte, damit er den Besitz erben konnte!“ Ob dieser unerwarteten Anklage erbleichte Molnr und zog seinen Degen:

„Tod und Teufel, so bist du nicht gestorben!“ rief er und drang ohne sich um die Umstehenden zu kmmern, auf den Wehrlosen ein. In letzter Sekunde konnte dieser dem Sto ausweichen, da warf ihm Julika ihren Degen zu, den er geschickt auffangen konnte. Mit aller Wucht drang Molnr auf Jnos ein, der immer mehr in Richtung auf einen kleinen Bach gedrngt wurde. Entsetzt starrte Julika auf die Kmpfenden und auch die anderen waren von der unerwarteten Szene wie betubt. Metallen klirrten die Klingen aneinander, keinem gelang es, sich einen Vorteil zu verschaffen, als Jnos pltzlich auf eine sumpfige Stelle am Ufer des Baches trat und ausrutschte. Ein spitzer Schreckensschrei ertnte aus dem Mund der Komtesse, als Molnr zum tdlichen Sto ausholte. Doch urpltzlich erschien der Hengst hinter dem Grafen, stieg auf die Hinterhufe und schlug mit den Vorderhufen aus. Um dem Schlag zu entgehen, drehte sich Molnr ungeschickt zur Seite, rutschte nun selbst auf den glitschigen Boden aus und fiel mit einem heiseren Aufschrei in den Bach, wo er leblos liegenblieb. Als einer der Gendarmen nachsah, erkannte er, da der Graf in seine eigene Waffe gefallen war und sich regelrecht aufgespiet hatte. Er war tot.

Derweilen war Julika zu ihrem Geliebten geeilt und vor Glck weinend ihm um den Hals gefallen:

„Liebster! Du lebst!“

Jnos umarmte sie und zog sie hoch:

„Geliebtes Herz, weine nicht! Ich habe noch eine Kleinigkeit zu erledigen! Komm mit!“ Er fhrte sie zu dem wartenden Boten, der ihn mit den Worten empfing:

„Mein Herr, im Namen unseres allergndigsten Herrschers frage ich euch, was das bedeuten soll! Wer seid ihr? Und wer war der Tote?“

„Ich bin Graf Bcsenyi und der Tote war mein Stiefbruder, der mich um Rang und Besitz gebracht hat, als ich noch ein kleiner Junge war.“

„Knnt ihr dies beweisen?“

Jnos zeigte ihm den kleinen Ring und erklrte dem Mann, was es damit fr eine Bewandtnis hat und auch das, was ihm der Bettler vor seinem Tod erzhlt hatte. Nun wendete sich der Bote an die Anwesenden:

„Ihr seid Zeugen einer wundersamen Fgung! Lat mich euch erklren, warum ich den Grafen Bcsenyi gesucht habe:

Unser allerhchster Herrscher hat mich beauftragt, den verschollenen Grafen zu finden und den Usurpator zu ergreifen, da er zufllig in den Besitz eines Testamentes gelangt ist, das eine gewisse Grfin Bcsenyi verfat hatte. Darin erklrt sie, da ihr Sohn den Stiefvater, ihren Mann, auf dem Gewissen hat und auch der echte Sohn und wahre Erbe verschwunden sei. Sollte er noch leben, so bestimmt hier im Lande. Einziges Erkennungszeichen sei der Ring, den ihr hier seht und ein Muttermal.“ Fragend schaute er zu Jnos und war sichtlich erleichtert, als dieser bejahend nickte. Er reichte den Ring zurck und fuhr in seiner Rede fort:

„Im Namen unseres allergndigsten Herrschers verspreche ich euch, Graf Bcsenyi, da ihr vollstndig rehabilitiert seid und in Ehren euren Namen tragen knnt. Auch werdet ihr euer Erbe unverzglich antreten knnen. Unser allergndigster Herrscher bermittelt euch seine Gre und hofft, euch bald an seinem Hofe begren zu drfen.“

„Ich danke Seiner Majestt und natrlich auch euch fr die Gnade, die mir widerfahren ist.“ sprach glcklich Jnos. Julika schaute zwischen ihrem Vater und Jnos hin und her. Der alte Graf nahm ihre Hand in die seine:

„Ich bitte dich um Verzeihung meine Tochter, fr all die Unbill, die dir widerfahren ist. Was willst du nun tun?“

Julika gab keine Antwort sondern lief auf Jnos zu, warf sich ihm in die Arme und strahlte ihren Vater an:

„Mein Herz gehrt ihm, Vater, fr immer!“ Glcklich zog sie Jnos an sein Herz.

„Meine Geliebte, nun hat das Schicksal es also zum Schlu doch noch gut mit uns gemeint!“

Die Glocken luteten in weithallendem Konzert, als an einem strahlenden Herbsttag der junge Graf seine ihm soeben angetraute Braut aus der Kirche fhrte. Ein Meer von Blumen duftete noch im Innern das Gotteshauses, als das Paar auf die Stufen vor dem altehrwrdigen Bau trat. Viele, viele Menschen hatten der Zeremonie beigewohnt und bildeten nun ein Spalier, um den Hochzeitszug durchzulassen. Auf einmal zwinkerte der junge Graf seinem Schwiegervater zu, machte sich schnell von seiner Braut los und eilte mit weiten Schritten davon.

„Jnos, wo willst du hin?“ Julika konnte seine Handlung nicht verstehen, doch dann hellte sich ihr Gesicht zu einem strahlenden Lcheln auf: Jnos erschien auf ihrem Hengst, der zur Feier des Tages mit einem herrlichen Geschirr aufgezumt und dessen Sattel mit Blumen geschmckt war. Er setzte ihn in einen leichten Galopp, beugte sich vor Julika nieder und hob sie zur Verwunderung aller vor sich in den Sattel, wo er sie sogleich glcklich an sich drckte.

„Geliebte, nie hat mich ein Raub so glcklich gemacht, wie dieser!“

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