okelly-regenyek
Men
 
BETYROK musical HU
 
ELKPESZT TRTNETEK HU
 
LESZMOLS HU
 
INFO
 
BETYROK DE regny Roman novel
 
DIANAS TRAUM DE
 
PUSZTASTRME DE
 
PIROSKA DE
 
PFERDE DE
 
ABRECHNUNG DE
 
AVENGING GB
 
PUSZTASZELEK HU
 
DINA LMA HU
 
PIROSKA 5

"Morgen werde ich mich nach ein paar Ferkeln umsehen, denn wir werden zweimal jhrlich schlachten, damit immer genug Fleisch, Speck und Fett im Hause sind." rief mir Lajos ber die Schulter zu, als er den Herd ins Haus trug. Ich wollte ihm gerade folgen, als ich ein leises Winseln hrte. Zuerst dachte ich, es sei der Nachbarshund, doch dann schien es mir so, als ob der klagende Ton aus der Fahrerkabine des Lastwagens kommen wrde. Ich ffnete schnell die Tr an der Beifahrerseite - und sah ein wollig-weies Bndel, eine Kuvasz-Hndin, aber so verhungert, da sie noch nicht einmal die Kraft hatte, ihren schnen, jetzt aber nur aus Haut und Knochen bestehenden Kopf zu heben.

"Lajos!" entfuhr es mir, "was um Gottes Willen hat das zu bedeuten? Wo hast du diesen Hund her, der vor Hunger fast schon tot ist?" Ich streichelte den weichen Pelz der Hndin und sprach leise und zrtlich auf sie ein.

"Schon gut, meine Kleine, ich werde dich schon wieder aufpppeln! Hab keine Angst, hier hast du es viel besser, als dort, wo du herkommst!" Das Tier schien mich zu verstehen und versuchte, den Kopf ein wenig in meine Richtung zu drehen, als das aber nicht gelingen wollte, fuhr sie mir sanft mit der Zunge ber den Handrcken. Mir standen die Trnen in den Augen. Was fr ein Mensch mute ihr Vorbesitzer sein, ein Tier in einen solch schrecklichen Zustand gelangen zu lassen! Endlich erschien auch mein Mann wieder im Hof. Ich schaute kaum auf, als er an meine Seite kam, sondern streichelte weiter das verngstigte Tier.

"Lajos, was ist mit dem Hund los? Und wo hast du ihn her?"

"Von dort, wo ich auch die Stute geholt habe." meinte achselzuckend mein Mann. "Als ich den Hund dort sah, er war damals noch nicht so dnn, da fragte ich meinen Freund, ob er mir nicht einen solchen Wachhund besorgen knne - daraufhin schlug er mir vor, ich solle doch seinen nehmen, er brauche ihn sowieso nicht. Da mir aber klar war, da deine Hauswirtin nicht auch noch einen Hund bei sich dulden wrde, habe ich mit einem Freund ausgemacht, da er das Tier so lange bei sich behlt, bis wir umziehen."

"Aber seither hat er wohl nichts mehr zu Fressen bekommen!" stellte ich tonlos fest. Lajos nickte zustimmend.

"Sicher, der Vorbesitzer hat sich nicht mehr um sie gekmmert, ich war in der Kaserne und hatte bei all dem vergessen, dich ber die Hndin zu unterrichten - auerdem httest du sowieso nicht jeden Tag die dreiig Kilometer zurcklegen knnen, um sich um sie zu kmmern." meinte er trocken. Jetzt wurde es mir aber zu bunt. Ich drehte mich abrupt um und sah meinem Mann direkt ins Gesicht.

"Lajos! Wenn du mir gesagt httest, da du fr ein Tier verantwortlich bist, htte ich natrlich alles in Bewegung gesetzt, damit es ordentlich versorgt wird. Ich htte zumindest dem Vorbesitzer etwas Geld geben knnen, damit er es wenigstens so lange, bis wir umziehen, richtig fttert." Doch das schien meinen Mann nicht zu beeindrucken.

"Jetzt kannst du dich ja um sie kmmern!" meinte er und ging wieder ins Haus. Ich hob also die Hndin vorsichtig aus der Fahrerkabine, was in meinem Zustand nicht ganz ungefhrlich war, und trug sie ins Haus. Dort bereitete ich ihr aus alten Decken, die als Verpackungsmaterial beim Umzug gedient hatten, einen weichen Platz am Ofen und suchte nach etwas Ebarem, was ihr angeschlagener Magen vertragen wrde. Endlich fand ich ein paar Haferflocken und etwas verdnnte Milch, ich verrhrte das Ganze zu einem nicht zu dickflssigen Brei und wrmte es ein wenig an. Da die Hndin zu schwach war, um aufzustehen, setzte ich mich neben sie, stellte die Futterschale vor ihre Schnauze und hob ihren Kopf ein wenig an. Nach wenigen Augenblicken schien sie begriffen zu haben, da der Brei in der Schssel fr sie bestimmt war und sie begann erst vorsichtig, dann immer eifriger, zu essen. Aber schon nach kurzer Zeit sank ihr Kopf ermdet zurck. Ich streichelte sie zrtlich und versprach ihr, sie gut zu pflegen. Ein dankbarer Blick traf mich aus ihren tiefbraunen Augen, dann schlief sie ein. Ich war noch immer in Gedanken bei der Bestie Mensch, die sie fast in den Tod geschickt htte, als mich die Stimme meines Mannes auffahren lie.

"He, Anne! La mal den Kter in Ruhe und mach etwas zu Essen! Ich habe groen Hunger!" Der Alltag hatte mich wieder eingeholt. Nach einem schnellen Mittagessen ging es weiter ans Auspacken. Die zur Kche umfunktionierte Speisekammer mute erst von den dort noch verbliebenen Regalen befreit werden, bevor die Mbel dort untergebracht werden konnten. Erster Schreck beim Abrcken der Regale von der Wand: Scharen von Ungeziefer wimmelten vor meinen Augen! Hier konnte nur die chemische Keule schnelle Hilfe bringen! Ich ekelte mich so, da mir ganz bel wurde und Lajos die ganze Arbeit bernehmen mute. Alles wurde grndlichst gesubert, die Ritzen verstopft und die Wnde gekalkt. Von der Decke hing noch eine an kurzen Drhten befestigte Stahlrhre, dort hatte man die gerucherten Wrste aufgehngt. Als ich die Rhre aus den Drahtschlingen ziehen wollte, bekam ich einen gelinden Stromschlag. Mit einem Aufschrei lie ich das Rohr fallen.

"Anne, was ist denn los!" erkundigte sich mein Mann aus dem anderen Zimmer, welches den Vorbesitzern als Kche gedient hatte, von uns aber nun zum Schlafzimmer umfunktioniert wurde, wo er gerade dabei war, den Warmwasserboiler abzuschrauben.

"Ich habe einen Stromschlag bekommen, als ich die Rhre abnehmen wollte - wie kann denn so etwas sein?" Mein Mann erschien darauf in der Trffnung und schaute sich die Sache genau an.

"Schalte mal den ganzen Strom ab!" wies er mich an. Als ich dies getan hatte, stieg er wieder auf die Leiter und zog krftig an den Haltedrhten. Diese kamen alsbald mitsamt den Ngeln, mit denen sie in der Decke befestigt gewesen waren - und einem groen Teil des Deckenputzes - heraus.

"Ich glaube, ich habe die Ursache gefunden!" rief Lajos, als er die Decke begutachtete. "Schau her, die Ngel sind unheimlich lang und dick, sie mssen ein in der Decke verlegtes Stromkabel geritzt haben!"

"Wie gut, da sie es nur geritzt haben!" entfuhr mir ein Stoseufzer. "Sonst wrst du jetzt schon Witwer!"

"Hr doch auf mit so einem blden Gerede!" fuhr Lajos auf. "Ich mag es nicht, wenn man vom Tod redet! Auerdem ist ja zum Glck nichts passiert!" Da war ich mit ihm einer Meinung. Von jetzt an wrde ich sehr, sehr vorsichtig sein, was diverse Arbeiten am und im Haus betraf! Und derer gab es noch so viele! Alle Zimmer muten neu hergerichtet werden, die lfen durch eine Gasheizung ersetzt werden und auch die Auenarbeiten muten mit dem Frhling in Angriff genommen werden. Auf meinen Mann brauchte ich da nicht viel zu zhlen, seine Arbeit, so hatte er mir schon frh klargemacht, ginge vor und seine Kumpels ebenso. Ich richtete mich in den folgenden Wochen so gut es ging, ein und versuchte mein Leben neu zu gestalten. So wie Lajos arbeitete - vierundzwanzig Stunden bei den Pferden und das von Mittag bis Mittag und dann vierundzwanzig Stunden zuhause - fiel mir oft die Ftterung der Tiere zu, dazu die regelmige berwachung der lfen und die Holzfeuerung fr den Wasserboiler. Inzwischen hatte ich so viel Erfahrung, da es mir fast jeden Tag gelang, warmes Wasser zu erzeugen, doch leider reichte das nur fr eine ausgiebige Dusche oder eine halbvolle Badewanne, vom Abwaschen in der Kche ganz zu schweigen. So erhitzte ich mein Splwasser meist auf dem Gasherd. Doch dessen Gasflasche war sehr schnell leer und ich mute mit dem Fahrrad eine neue holen, nur selten lie sich mein Mann dazu herab, solche Einkufe fr mich zu erledigen. Oft brachte er berraschend Freunde oder Kollegen mit nach Hause, ich mute dann sehr schnell improvisieren, damit gengend Essen fr alle vorhanden war und auch die Alkoholvorrte muten stets erneuert werden. Eines Mittags brachte er gleich vier Freunde mit, von denen ich nur dreie kannte, der vierte war ein junger Mann, den er mir als Springreiter Mikls vorstellte. Wie die anderen auch begrte ich den jungen Mann mit zwei Wangenkchen, wie es in Ungarn blich ist, dann bat ich die Mnner, Platz zu nehmen.

"Ich bringe gleich etwas zu Trinken, das Mittagessen ist in zehn Minuten fertig." Wies ich sie an, um dann Richtung Kche zu verschwinden. Im Hinausgehen traf mich ein Blick meines Mannes, der nichts Gutes zu verheien schien, allerdings konnte ich mir keinen Grund fr seine sichtbar schlechte Laune denken. So holte ich schnell eine Flasche Kirschwasser und brachte sie ins Wohnzimmer. Als ich dem jungen Mann zuerst einschenkte, weil er mir am nchsten sa, traf mich wieder ein wildes Blitzen aus Lajos' Augen, die er vor Zorn eng zusammenkniff.

"Entschuldige bitte, aber die Gste kommen zuerst." flsterte ich ihm zu, als ich ihm als Letztem sein Glas einschenkte.

"Darber reden wir spter!" zischte er mich an, bevor er sich wieder voller Charme seinen Gsten zuwendete. Das Mittagessen verlief in gelster Stimmung, doch jedesmal, wenn Mikls mich ansprach und ich ihm antwortete, sprte ich die brennenden Blicke meines Mannes auf mir ruhen. Als sich die Gste am spten Nachmittag dann endlich auf den Heimweg begeben hatten, kam Lajos ins Schlafzimmer, in das ich mich ermdet zurckgezogen hatte. Ohne ein Wort zu verlieren, packte er mich mit einem schmerzhaften Griff an den Oberarmen und zog mich auf die Fe.

"Au, Lajos, was ist denn in dich gefahren?" protestierte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu lsen, doch vergeblich! Der Alkoholgenu schien ihm in den Kopf gestiegen zu sein, obwohl er nicht betrunken war.

"Jetzt reden wir ber dein unschickliches Verhalten!" fuhr er mich an. Ich war perplex. Was meinte er denn damit? Ich sollte es schon bald erfahren.

"Sag die Wahrheit!" fauchte er mich an. "Du kennst den Mikls schon von frher her? War er dein Geliebter?" Da mute ich trotz meiner Situation laut lachen, was meinen Mann noch mehr in Wut brachte.

"Lach nicht! Ich meine es ernst! War er dein Geliebter - oder nicht?" An seinem Gesichtsausdruck sah ich, da ihm nicht zum Spaen zumute war und so wurde auch ich wieder ernst.

"Ich schwre dir, Lajos, auer dir hat mich nie ein Mann berhrt und wird mich auch keiner berhren!" Scheinbar begriff er die Wahrheit meiner Antwort, denn er lie mich endlich aus seinem Griff frei und ich sank auf das Bett zurck.

"Warum hast du ihn dann aber so begrt, als ob ihr euch schon jahrelang kennt?" wollte er argwhnisch wissen. Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Hatten wir doch schon einmal, vor langer, langer Zeit, als wir noch nicht verheiratet gewesen waren, aus hnlichem Anla einen Streit gehabt. Damals hatte ich fr einen jungen Kollegen von Lajos einen Brief an eine deutsche Augenblicksbekanntschaft bersetzt, was mir einen Dankesku seitens des jungen Mannes eingebracht hatte, woraufhin Lajos in seiner Eifersucht einen Streit vom Zaune gebrochen hatte, den ich nur schwer besnftigen konnte! Mein Mann war krankhaft eiferschtig!

"Ich habe nicht daran gedacht, da er mir unbekannt ist, sondern daran, da er dein Bekannter ist und wollte vor den anderen keine Ausnahme machen." Besnftigte ich meinen Mann. "Aber wenn du willst, dann werde ich jeden mir Unbekannten mit groer Zurckhaltung empfangen." Meine Worte schienen Lajos zu beruhigen.

"Dieses Mal will ich dir glauben," meinte er. "Aber halte dich demnchst an die hiesigen Regeln, sonst lernst du mich kennen! Ich will nicht, da man meine Frau als Hure bezeichnet, die sich jedem an den Hals wirft!" Das war stark! Wie konnte mein Mann so von mir reden!

"Lajos, nimm sofort dieses Wort zurck!" fuhr ich auf. "Du weit ganz genau, da ich dir nie Anla zur Eifersucht gegeben habe und dies auch nicht tun werde! Auerdem trage ich dein Kind unter dem Herzen!"

"Das Wort stammt nicht von mir, sondern von anderen, also werde ich mich auch nicht dafr entschuldigen! Gib ihnen keinen Anla, so von dir zu reden, dann will ich es auch nicht tun!" versprach er, doch das besnftigte mich nur halb.

"Wer sind denn die anderen, die so von mir reden?" wollte ich wissen, doch hier schwieg mein Mann sich aus.

"Ich komme erst spt zurck!" sagte er, schon im Hinausgehen begriffen, dann war er verschwunden. Ich lie mich dagegen in die Kissen sinken und betrachtete meine Ehe von einem neuen Gesichtspunkt aus. Wie konnte man nur so eiferschtig sein und dann noch auf die Verleumdungen sogenannter Freunde hren? Ich hatte grenzenloses Vertrauen in die Treue meines Mannes und wute ganz genau, da ich mich niemals einem anderen Mann hingeben wrde. Sex um des Sexes willen, nein danke! Fr mich bildeten Ehe und Sex eine unzertrennbare Einheit, war das Sakrament der Ehe unantastbar, wenngleich unsere Ehe nur zivilrechtlich geschlossen war! So lag ich lange Zeit wach, den Blick auf die Decke gerichtet, aber in mein Innerstes hineinhorchend, bis mich die Pflicht wieder rief. Schwerfllig ftterte ich die Schweine, das Geflgel, die Katze und den Hund, denn die kleinste Bewegung strengte mich jetzt schon ziemlich an. Bald war Ostern, die Familie von Lajos hatte sich angesagt, zuerst die Schwester, am zweiten Tag dann die Mutter und am Dienstag der Vater, alle jeweils mit Familie. Dazu kam der ungarische Brauch des Wasserspritzens. Am Ostermontag hatten die Frauen mit einem Berg von Essen und Trinken zuhause zu warten, da die Mnner ihrer Bekanntschaft vorbeischauten. Diese brachten billiges Parfm mit, um es der Hausfrau und den Mdchen der Familie ber den Kopf zu schtten, wofr sie dann mit Speise und Trank belohnt wurden. Am Abend stanken dann die weiblichen Familienmitglieder von den verschiedenen billigen Dften, die Mnner waren blau, da sie den ganzen Tag auf Achse waren und berall mit Schnaps bewirtet wurden. Dienstag war dann der Tag der Frauen, doch sah man dann eigentlich nur unverheiratete Mdchen auf der Suche nach Opfern, denn oft bekamen die jungen Mnner statt des Parfms ganze Wasserkbel bergegossen. Trotz meiner vorangeschrittenen Schwangerschaft mute ich diese Tortour ber mich ergehen lassen, doch vorher hie es Hausputz, backen, kochen und Alkoholvorrte anlegen. Karfreitag mute ich noch zum Arzt, eine erste und letzte Ultraschalluntersuchung sollte im Krankenhaus vorgenommen werden. Ein Bekannter meines Mannes brachte mich in seinem Wagen in die Stadt. Im Krankenhaus mute ich stundenlang warten, dann endlich befate sich eine Hebamme mit mir.

"Sie sind heute zum ersten Mal hier?" wollte sie wissen.

"Ja, denn wir sind erst vor kurzem umgezogen." antwortete ich hflich.

"Welchen Arzt haben Sie denn " fragte die Hebamme, die damit sagen wollte: welchem Arzt haben Sie ein groes Trinkgeld gegeben, damit er sich bei der Geburt des Kindes ausreichend um Sie kmmert? Ich zuckte die Schultern.

"Ich kenne hier natrlich niemanden, also auch keinen Arzt. Aber ich habe immer gedacht, die rztliche Versorgung wre gewhrleistet."

"Das ist sie auch, mein Kind, das ist sie auch!" beschwichtigte mich die Hebamme. "Aber schauen Sie, jetzt ist bald Ostern und in der gleichen Woche noch der dreitgige Nationalfeiertag. Da sind die meisten rzte in Ferien. Wenn Sie aber einen htten, dann mte er auch aus seinem Urlaub erscheinen, um die Geburt zu leiten!" Ich seufzte laut auf.

"Ich sehe, was Sie meinen, aber leider kann man daran wohl nichts mehr ndern!" meinte ich niedergeschlagen und die Frau nickte verstndnisvoll.

"Tja, damit mssen Sie alleine fertig werden, obwohl es ja noch genau nicht feststeht, wann der Kleine kommen wird."

"Ich wei noch nicht einmal, ob es ein Junge oder ein Mdchen ist! Aber Hauptsache, es kommt gesund zur Welt!" meinte ich, bevor ich in das Untersuchungszimmer gerufen wurde. Der Frauenarzt schaute sich die Papiere an, die ich von meinem vorherigen Arzt mitgebracht hatte, dann wies er mich an, auf einer Liege Platz zu nehmen und begann mit der Ultraschalluntersuchung. Das dauerte nur kurze Zeit, dann hie er mich aufzustehen und mich wieder anzuziehen.

"Die Geburt ist nicht vor Ende nchster Woche." meinte er knapp angebunden. "Ich werde Sie am Mittwoch noch einmal untersuchen."

"Um welche Uhrzeit, bitte. Ich mu ein Auto mit Chauffeur organisieren, welcher mich bringt, auf mich wartet und wieder nach Hause fhrt." Der Arzt schaute mich erstaunt an.

"Wieso bentigen Sie ein Auto, wenn alle anderen Frauen mit der Bahn oder dem Bus kommen?" wollte er wissen. "Auf so Extrawrste nehmen wir keine Rcksicht. Hier gibt es keine Termine. Sie kommen morgens, stellen sich in die Warteschlange und kommen dann an die Reihe, wie alle anderen auch. Auf Wiedersehen!" Damit war ich entlassen und um eine Erfahrung reicher. Auf dem Rckweg profitierte ich davon, ein Auto als Transportmittel zur Verfgung zu haben und ttigte noch einige Einkufe fr die Feiertage. Lajos wrde erst am Samstagmittag nach Haus kommen, genug Zeit also, um mit den Vorbereitungen fr den Ostersonntag zu beginnen. Samstagmorgen klingelte mein Wecker schon um fnf Uhr frh. Ich zog mich nach einer kurzen Dusche schnell an und ftterte die Tiere, dann stellte ich mich in die Kche und begann mit den Torten. Zum ersten Mal in meinem Leben mute ich einen Bltterteig herstellen, der traditionsgem mit einer Masse aus Nssen, Rosinen und anderen schweren Zutaten gefllt wurde. Dann kam eine Schokoladenkremtorte an die Reihe mit Zuckergu und Sahneverzierungen. Der kalte Schinken mute in hauchdnne Scheiben geschnitten werden und weitere Beilagen gerichtet werden. Gegen Mittag wurden meine Beine immer schwerer und das stndige Ziehen in meinem Bauch strker und anhaltender. Zwar hatte mir nie jemand etwas ber Geburtsvorgnge verraten, selbst die Hebamme hatte nur gesagt, ich werde das schon merken, doch war mir nun so, als ob, entgegen der Prognose des Arztes, mein Kind jetzt sehr bald auf die Welt kme. Es war weit ber Mittag, von Lajos noch keine Spur und die Schmerzen wurden stark und immer strker, ich mute mich schlielich hinlegen, um sie ertragen zu knnen. Am frhen Nachmittag hrte ich endlich die Eingangstr sich ffnen und die schweren Schritte meines Mannes im Flur.

"He, Anne! Wo bist du? Warum ist das Essen nicht auf dem Tisch?" Aus dem Klang seiner Stimme konnte ich entnehmen, da er schon wieder in der Kneipe gesessen hatte und mit seinen Kollegen ein paar Schnpse genossen hatte. Aber das war mir heute egal.

"Ich bin im Schlafzimmer!" rief ich mit schwacher Stimme. "Komm her, ich glaube ich mu ins Krankenhaus!" Dieses Wort schien ihn ernchtert zu haben. Er stie die Tr auf und betrachtete mich von oben bis unten.

"Ich glaube, du hast recht, die Stuten, die kurz vor dem Abfohlen stehen, haben den gleichen Gesichtsausdruck, wie du! Ich werde ein Auto organisieren!" Damit war er wieder verschwunden. Ich berlegte mir, ob es schmeichelhaft war, mit einer Stute verglichen zu werden und kam zu dem Schlu, da dies in meinem Fall wohl so wre. Wir beide liebten die Pferde und so war es nur natrlich, da sich auch in unsere Gesprche Worte und Vergleiche aus der Pferdewelt einschlichen. Die Zeit verging und Lajos kam und kam nicht zurck! Die Wehen kamen jetzt schon in krzesten Abstnden! Sollte man nicht lieber einen Krankenwagen rufen? Aber das nchste Telefon war weit und der Krankenwagen mute auch erst die dreiig Kilometer zurcklegen, bis zu unserem Haus. Endlich hrte ich Stimmen im Garten und betete, da Lajos ein Auto gefunden haben mge. Endlich stand er im Zimmer!

"Ich habe eine Bekannte aus Deutschland getroffen, die wird uns ins Krankenhaus fahren. Hast du alle Sachen beisammen?"

"Natrlich, Lajos, die hatte ich doch schon vor einer Woche in den Koffer gepackt. Er steht im Schrank rechts unten." Mein Mann holte den Koffer und half mir den Weg bis zum Auto zurckzulegen. Ich begrte die Frau am Steuer freundlich, dann legte ich mich auf die hintere Sitzbank und versuchte, mich nicht alle Augenblicke vor Schmerzen zu krmmen, wenn wir wieder einmal in ein Schlagloch gerieten. Doch auch diese Fahrt ging einmal zu Ende und wir gelangten vor das Krankenhaus. Dort der erste Schock: Die Schranke der Einfahrt war heruntergelassen, der Pfrtner kam erst auf mehrmaliges Klingeln aus seinem Huschen.

"Hier knnen Sie nicht reinfahren!" wies er uns schroff ab. "Es ist eine Grippeepidemie ausgebrochen, von auen darf hier niemand rein!"

"Aber meine Frau bekommt ihr Kind!" schrie im Lajos ins Gesicht. Doch der Mann zuckte die Achseln.

"Ihre Frau darf zu Fu eintreten, aber sonst niemand!"

"Und wer bringt den schweren Koffer in ihr Zimmer?"

"Da wird sich schon jemand finden!" meinte lakonisch der Pfrtner. Um das Gesprch abzukrzen, stieg ich auf wackeligen Beinen aus dem Auto aus.

"Vielen Dank, fr Ihre Hilfe!" wendete ich mich an die Fahrerin, dann gab ich meinem Mann einen Ku.

"Sorge dich nicht um mich, es wird schon alles gutgehen!" flsterte ich mit Mhe.

"Denke daran, da der Junge nach dem Vater benannt wird, wenn sie dich fragen!" meinte Lajos ziemlich barsch, dann umarmte er mich kurz.

"Mach's gut und versuch' mich anzurufen, ich bin im Fogad!" sagte er noch, dann stieg er wieder in das Auto und sie fuhren weg. Ich schleppte mich zur Eingangstr, dort kam mir dann eine Schwester zur Hilfe und brachte mich auf die Geburtsstation. Nach den vorbereitenden Manahmen legte man mich in einen berheizten Kreisaal, wo schon eine etwas ltere Frau lag und an einen Wehenmesser angeschlossen war. Vom Arzt oder Personal keine Spur. Natrlich, fiel mir ein, es war ja der Abend vor Ostersonntag! Hier tat heute nur noch das Notpersonal Dienst.

"Legen Sie sich ruhig hin und atmen Sie tief und langsam durch!" wies mich die Schwester an, dann verschwand auch sie. Die Frau auf dem Nebenbett sthnte leise, schien aber von ihrer Umwelt nicht viel wahrzunehmen oder wahrnehmen zu wollen. Jetzt begann mein Leidensweg! Mein Mund war ausgetrocknet, ich schwitzte und der Schmerz schien meinen Krper zerreien zu wollen. Anfangs hielt mich mein Stolz am Sthnen zurck, doch bald gab ich es auf und verschaffte mir eine geringe Erleichterung, indem ich ebenso sthnte, wie meine Nachbarin. Von Zeit zu Zeit kam ein Arzt vorbei, wohl der von der Frau , denn er sah nur nach ihr, fr mich hatte er keinen Blick brig.

"Wasser!" sthnte ich leise. "Ich habe Durst! Mir ist hei!" Doch er reagierte nicht. Vielleicht dachte er auch, ein Kollege sei fr mich verantwortlich. Wer wei? Die Schmerzen wurden immer unertrglicher, zumal ich im Ungewissen darber war, was mich noch alles erwarten wrde. Die Stunden vergingen sehr langsam. Bald wrde ein neuer Tag anbrechen. Doch da durchfuhr mich ein elender, stechender Schmerz, ich schrie auf - und nun kam endlich der Arzt herbei.

"Guter Gott, der Kopf ist ja schon drauen!" hrte ich ihn wie durch einen dichten Watteschleier, dann schien ich fr einige Zeit das Bewutsein verloren zu haben, denn als ich wieder klar denken konnte, hielt man mir das blutverschmierte und schreiende Baby vor das Gesicht.

"Gratuliere, eine schne Tochter und vollstndig gesund!" meinte der Arzt, ehe er das Baby einer Hebamme bergab. "Und jetzt zu Ihnen: Wir mssen Sie nur ein bichen zusammenstoppeln." witzelte er. Dieses zog sich fast eine halbe Stunde lang hin, dann wurde ich in einen Rollstuhl verfrachtet und auf mein Zimmer gebracht. Es war natrlich kein Einzelzimmer, sondern ich mute es mit sieben anderen Frauen teilen, aber das war mir vllig egal.

"Wo ist hier ein Telefon?" fragte ich die Schwester, die mich den Gang entlang schob.

"Ein Telefon?" meinte sie erstaunt. "Das ist nur in der Halle unten, aber da drfen Sie nicht hin, wegen der Grippeepidemie! Ihr Mann kann ja ab und zu versuchen, ob er durchkommt, dann wird ihm die Oberschwester ausrichten, da er eine Tochter hat und Mutter und Kind wohlauf sind!"

"Mein Mann arbeitet in der Puta, dort ist kein Telefon!" fuhr ich auf. "Und wenn er in der Nhe eines Telefons ist, kann er nicht laufend versuchen, ob er durchkommt, weil das Krankenhaus hier nur eine einzige Nummer besitzt!"

"Damit mssen Sie schon leben!" herrschte mich die Schwester jetzt weitaus weniger freundlich an. "Sie sind doch die verwhnte Deutsche, Ihrem Akzent nach zu urteilen? Warum sind Sie denn hierher gekommen? Sie htten ja auch in Deutschland das Kind zur Welt bringen knnen!" Das war die Hhe! Mute ich mich denn auch noch beschimpfen lassen? Nur weil ich aus dem Westen kam und der Liebe wegen in dieses schne Land gezogen war? Aber ich schwieg, war zu schwach, mich jetzt auf eine Diskussion einzulassen. Auerdem suchte ich bereits nach einer Mglichkeit, um doch noch an das Telefon zu gelangen. Kaum lag ich in meinem Bett und war die Schwester verschwunden, krabbelte ich langsam und vorsichtig aus den Laken, um die anderen Frauen nicht zu wecken. Mit zitterigen Knien ging ich in die Halle und versuchte, mich im Schatten zu halten, um von der Kabine der Nachtschwester aus nicht gesehen zu werden. Unbemerkt gelangte ich an die Tr, die zur Treppe fhrte. Glcklicherweise war sie aus einem mir nicht bekannten Grund unverschlossen, so da ich ins Treppenhaus gelangen konnte. Von dort aus war es ein langer Weg bis in die Halle im Erdgescho, doch gelangte ich ungestrt bis zu dem einzigen ffentlichen Fernsprecher. Meine wenigen Mnzen reichten nicht fr ein Ferngesprch, so zog ich es vor, meinem Schwiegervater in der Stadt Meldung zu machen, er konnte dann ja versuchen, Lajos zu erreichen. Nach einigen Klingelzeichen nahm mein Schwiegervater endlich den Hrer ab.

"Hallo?"

"Hallo, ich bin es, Anne! Es ist ein Mdchen und wir sind beide wohlauf! Versuche Lajos im Fogad oder ber seinen Chef drauen zu erreichen!" bat ich ihn.

"Willst du....." TT, TT, TT. Mein Geld war alle, aber ich hatte wenigstens ein beruhigendes Lebenszeichen geben knnen. Der Weg nach oben schien mir unendlich lang, nun, da ich erreicht hatte, was ich wollte, lieen meine Krfte schlagartig nach. Kaum hatte ich mein Bett erreicht, als ich auch schon in einen tiefen Erschpfungsschlaf fiel. Doch um fnf Uhr frh wurde ich unsanft daraus geweckt. Eine kleine, giftige Krankenschwester schttelte mich unsanft.

"Heda, aufwachen, Fiebermessen ist angesagt! Wer wird sich denn so gehenlassen? Kinderkriegen ist ja keine Krankheit!" Noch vllig benommen richtete ich mich auf und bekam ein Fieberthermometer in die Achselhhle geklemmt. Auch die anderen Frauen erlitten die gleiche unsanfte Behandlung, dann verlie uns die Schwester wieder mit den Worten:

"Komme in zehn Minuten zurck und hole die Thermometer ab!" Dies geschah auch wirklich so, doch mit ihr kam eine weitere Person, die sich barsch an uns alle wendete.

"Los, aufstehen, Duschen gehen!" Wenn sie das in allen Zimmern zur gleichen Zeit ankndigte, war ich sehr gespannt, was fr eine Warteschlange vor den drei, ja, richtig: 3! Duschkabinen der Gynkologischen Abteilung sein wrde. Trotzdem erhob ich mich vorsichtig und mit watteweichen Knien von meinem Bett. Unter Aufbietung meiner ganzen Willenskraft gelangte ich bis zu den Duschen, dort fand ich glcklicherweise fast sofort eine freie Kabine. Als ich auf das Zimmer zurckkam, herrschte die Schwester gerade eine junge Frau an, die erst vor ganz kurzer Zeit aus dem Kreisaal auf das Zimmer gekommen war und die offensichtlich noch nicht in der Lage war, sich zu erheben.

"Jetzt machen Sie es aber mal halblang! Wie kann man sich nur so gehenlassen! Noch dazu, wo der Mann doch Krankenpfleger ist! Da mten Sie ja allen hier ein Vorbild sein!" Doch die junge Mutter schttelte nur den Kopf.

"Mir wird sofort schwindlig, wenn ich mich nur aufsetzen will! Bitte lassen Sie mich doch noch ein wenig ruhen!" flehte sie mit schwacher Stimme, doch die Schwester war unerbittlich.

"Hier werden keine Extrawrste gebacken! Jetzt gehen Sie unter die Dusche, damit man Ihr Bett herrichten kann und damit basta!" Mit diesen Worten zog sie die junge Mutter aus dem Bett. Dieser gelang es auch, sich am Bett festhaltend, aufzustellen, doch schon beim ersten Schritt sthnte sie auf und sank ohnmchtig auf dem Boden zusammen.

"So eine Bescherung! Kann denn niemand helfen, diesen Schwchling hier bis zu den Duschen zu schleppen?" rief die Schwester, die sich bemhte, den Krper der jungen Frau wieder auf das Bett zu ziehen. Doch waren wir alle selbst viel zu schwach und sahen auch nicht ein, warum wir die junge Frau einer solchen Tortour aussetzen sollten, wenn sie doch offensichtlich noch nicht in der Lage war, sich alleine aufrecht zu halten. Schlielich lag sie doch wieder in ihrem Bett und die Schwester wendete sich wie angeekelt an uns.

"Die ist die Schande der Station! Noch dazu mit einem Ehemann, der hier arbeitet! Sie sollte sich was schmen!" Dann knallte sie die Tr hinter sich zu. Auch in der nchsten Zeit sollten wir die Schikanen des berlasteten Pflegepersonals nur zu Genge kennenlernen. Frhstck gab es an Gemeinschaftstischen fr sechs Personen, dazu jedoch nur eine Kanne lauwarmen Getrnks, Tee, Kaffee, Milch, Kakao oder Milch mit Karamell, gerade ausreichend, damit jeder eine kleine Tasse trinken konnte. Wer wegen der Visite oder der Wartezeit beim Duschen zu spt kam, der mute oftmals feststellen, da sich jemand eine zweite Tasse genehmigt hatte und fr ihn nichts mehr brig blieb. Auch das Essen war mehr ditisch, denn fr junge Mtter zubereitet. Und zustzliches Essen konnte nicht besorgt werden, denn wir durften nicht aus der Station heraus, um uns im Pavillon im Park etwas zu kaufen und erhielten der Grippe-Epidemie wegen auch keinen Besuch, der uns etwas htte mitbringen knnen. Die Babies sahen wir nie, auer zu den festgesetzten Zeiten, wenn sie auf einem "Servierwagen" zu uns ins Zimmer geschoben wurden, damit wir sie stillen konnten. Oftmals waren sie jedoch schon vorher hungrig gewesen, hatten geweint und man hatte sie mit Tee beruhigt. Jetzt wollten sie also nicht mehr saugen und schliefen uns an der Brust ein. Dann schimpfte die Kinderschwester mit uns, wir wren ja nicht einmal in der Lage, unsere Babys richtig zu stillen. Aber trotz allem gediehen die Kinder und ich konnte mit Marika nach zehn Tagen das Krankenhaus verlassen. Zum Abschied meinte die Oberschwester noch:

"Sie sind doch die Deutsche – haben Sie nicht ein wenig Geld fr mich?" Doch ich schttelte nur den Kopf und sie mute sich mit einer Packung Pralinen begngen. Zum einen besa ich kein deutsches Geld mehr, zum anderen wute ich sehr genau, da manchmal Spitzel auf die auslndischen Besucher angesetzt wurden, um sie dann wegen eines Devisenvergehens bestrafen zu knnen. Das konnten sie bei mir lange versuchen! Als ich mit dem Baby im Arm aus der Tr trat, sah ich nur meinen Schwiegervater neben einem mir unbekannten Auto stehen. Mir wurde ganz bel: warum war mein Mann nicht hier, um endlich seine Frau und Tochter in den Arm nehmen zu knnen?

"Hallo, Anne! Wie geht es dir und der Kleinen?" begrte mich mein Schwiegervater und beugte sich ber das Baby.

"Ein sehr hbsches Kind!" stellte er dann anerkennend fest und kte mich auf die Wangen.

"Vielen Dank fr die herzliche Begrung!" stotterte ich leise. "Wo ist Lajos?" Mein Schwiegervater zeigte auf das Auto.

"Komm, setzt dich in den Wagen, ich bringe euch nach Hause. Dann erklre ich dir auch alles weitere." Gehorsam nahm ich im Fond Platz und mein Schwiegervater setzte sich ans Steuer. Als wir aus der Stadt kamen, brach mein Schwiegervater dann sein bisheriges Schweigen, welches ich ihm nicht belnahm, denn ich wute, da er kein sehr gebter Fahrer war und sich im Verkehr der Stadt ausschlielich auf den Wagen konzentrieren mute.

"Anne, Lajos grt dich herzlich, aber er konnte heute nicht frei bekommen! Er bat mich, dich und das Kind abzuholen und nach Hause zu bringen, er kommt dann morgen Mittag zu euch!"

"Warum hat er denn nicht frei bekommen?" fragte ich leise, denn es mute etwas vorgefallen sein, damit sein Chef ihm nicht erlaubte, seine Frau und sein Baby abzuholen.

"Nun ja, er hat ein wenig zu viel gefeiert, als ich ihm die Nachricht von der Geburt seiner Tochter bermittelt habe und ist drei Tage nicht zum Dienst erschienen. Die mu er nun abarbeiten." Das hatte ich mir fast gedacht! Aber da ich mit dem Baby in ein Haus kommen sollte, welches nicht geheizt war und dann gleich alle Hausarbeit aufgebrdet bekam, das war mir doch fast zu viel! Zwar hatte ich die Geburt gut berstanden, aber man hatte mir dringlichst geraten, mich zu schonen, vor allen Dingen nicht gleich wieder im Mist zu whlen und schwere Dinge – wie zum Beispiel die Futter- und Wassereimer – zu heben. Doch genau das wartete jetzt auf mich! Doch diese Aussichten waren fast gar nichts im Vergleich mit dem Empfang, den mir mein Mann bereitete, als er am nchsten Tag nach Hause kam.

"Hallo, Anne!" rief er schon im Flur. "Na, wo ist denn das Balg?" Ich hatte die Kleine im Schlafzimmer gerade an die Brust gelegt und antwortete deshalb leise, obwohl mir seine Worte einen Stich im Herzen versetzten.

"Lajos, wir sind im Schlafzimmer! Bitte mach die Tr vorsichtig auf!" Doch mein Mann scherte sich keinen Deut um meine Bitte. Er ri die Tr mit einem lauten Krach auf, so da das Baby erschreckt zusammenfuhr und zu weinen anfing.

"Das ist ja eine tolle Begrung!" murrte mein Mann. "Erst das Kind und dann ich? oder wie?" Ich konnte mir sein Verhalten nicht erklren, es sei denn, er war eiferschtig darauf, da das Baby nun Vorrang geno.

"Aber Lajos, freust du dich denn nicht, da wir gesund wieder hier zu Hause sind?" entfuhr es mir. "Schau nur, wie s Marika ist!" Doch er warf nur einen kurzen Blick auf das Baby mit den blauen Augen und den kurzen, braunen Haaren, nickte wortlos, dann schaute er mich von oben bis unten mit einem durchdringenden Blick an.

"Wann hast du wieder Zeit fr mich?" Ich verstand erst nicht, was er meinte, doch sein Blick auf unser Ehebett zeigte mir deutlich den Gang seiner Gedanken. Ich zuckte die Schultern.

"In zwei Wochen mu ich zur Nachuntersuchung, dann werde ich den Arzt auch darber befragen." wies ich ihn an. "Auerdem hat man mir gesagt, ich solle mich noch sehr schonen, keine schweren Sachen heben und nicht mit Erde und Mist oder hnlichem in Berhrung kommen." fgte ich dann hinzu, um seine Reaktion zu sehen. Die konnte ich dann auch gleich in vollen Zgen auskosten.

"Waaas?" schrie er mich an, "dich schonen? Ja wer hat denn so etwas gehrt. Frher haben die Frauen auf dem Feld ihre Kinder bekommen und dann gleich weiter gearbeitet! Du warst eine Ewigkeit im Krankenhaus und hattest genug Zeit, zu faulenzen! Jetzt zeige, da du eine gesunde und krftige Frau bist und kein verzogenes und zartes Gewchs!" Das war also ein verstndnisvoller Ehemann und Vater!

"Ich bin kein verzrteltes Geschpf!" wies ich ihn zurecht. "Das habe ich schon mehr als genug bewiesen, meine ich! Aber in deinem Beispiel fehlen Angaben darber, wieviel Frauen danach im Kindbett oder durch sonstige Dinge gestorben sind und wie viele Kinder eine solche Behandlung nicht berlebt haben! ICH mchte schon ganz gerne am Leben bleiben und auch mein Kind gesund gro werden sehen!"

"DEIN Kind!" Lajos blies die Wangen auf. "Du hast ganz recht, es ist dein Kind, ich werde mich ganz bestimmt nicht viel darum kmmern! Aber eines sage ich dir: Du hast deine Aufgaben und Pflichten wie bisher zu erfllen!" Damit verlie er das Zimmer, eilte schweren Schrittes aus dem Haus und war fr den Rest des Tages verschwunden. Ich mute also wohl oder bel mich um alles kmmern, einkaufen, kochen, putzen, die Tiere versorgen – und das alles neben den vielen Aufgaben, die mir Marika stellte. Doch irgendwie schaffte ich es, ohne krank zu werden und – so schien es wenigstens – zur Zufriedenheit meines Mannes, der sich wieder von seiner freundlicheren Seite zeigte. Nur mit dem Baby konnte er nichts anfangen, vielleicht auch, so sagte ich mir, weil das Kind so zerbrechlich schien im Gegensatz zu seinen riesigen Hnden und einem starken Krperbau. So vertraute ich auf die Zukunft!

Es war ein schner Sommertag und ich beschlo, da es nun an der Zeit wre, mit dem Kind einen Ausflug in die Puszta zu unternehmen. Was fr eine berraschung fr Lajos, wenn ich pltzlich mit dem Kinderwagen bei der Herde drauen auftauchen wrde! Ich bereitete alles vor, das Milchflschchen und Windeln fr das Baby, ein paar Flaschen Bier fr Lajos und seine zwei Kollegen, die sich sicher wie immer zu einem gemeinsamen Mittagessen einfinden wrden. Vorsorglich nahm ich einige Scheiben Brot und Wurst mit, falls es fr mich nicht reichen sollte. Marika deckte ich mit einer leichten Decke im Kinderwagen zu und zog den feinmaschigen Vorhangstoff ber die ffnung, damit keine Mcken hereinkommen knnten. Dann ging es los. Ich whlte den krzeren Weg an der Bahnlinie entlang, dann am Friedhof vorbei und hinaus in die Puszta. Ein angenehmer Wind kam mir entgegen und lie die Hitze nicht so gro erscheinen. Ich geno diesen Spaziergang von gut sechs Kilometern enorm und auch Marika schien er gut zu gefallen. Vom leichten Schaukeln des Kinderwagens war sie bald eingeschlafen. Als erstes gelangten wir zur Herde der Mutterstuten, die sich in der Nhe des ersten Brunnens aufhielten. Neugierig kamen sie heran, solch ein Gefhrt hatten sie wohl noch nie gesehen! Als sich ihre weichen Muler ber den Wagen beugten und Marika im Schatten lag, wachte sie auf. Mit erstaunten Augen sah sie auf die riesigen Kpfe mit den schnen, dunklen Augen und streckte ihnen ihre kleinen Hndchen entgegen, ohne das geringste Anzeichen von Angst oder Zurckhaltung.

"Das ist das Erbteil deiner Eltern, die Liebe zu den Pferden!" flsterte ich ihr zu und entfernte langsam den Vorhangstoff. Nun konnten die Stuten das Kind beschnuppern und meine kleine Tochter lachte dazu aus vollem Halse. Sie lie ihre Hndchen ber die weichen Muler streichen und konnte nicht genug bekommen. Doch war unser Weg noch weit - und eine neue Herde wrde uns erwarten! So stupste ich die Stuten zart zur Seite, lie den Stoff wieder ber den Wagen fallen und schritt frohen Mutes aus. Die Stuten folgten mir noch ein wenig, blieben dann zurck und schienen erst jetzt zu bemerken, da sie ihre Fohlen ber dem Menschenkind ganz vergessen hatten. Der staubige Weg schlngelte sich zwischen schon fast verdorrtem Gras dahin, denn die Hitze und Trockenheit war in diesem Jahr schon sehr zeitig eingetreten. In der Ferne sah ich eine Reihe von Planwagen lange Staubfahnen aufwirbeln, sie kamen gerade von der Csiksvorfhrung und brachten die neugierigen Touristen jetzt zu den Graurindern hinaus. Lajos hatte jetzt also schon Zeit, mit dem Kochen zu beginnen und auch seine beiden Kollegen wrden bei ihm sein, denn eine solche Vorfhrung fand stets zu dritt statt, es sei denn, eine der Herden wrde pltzlich auf und davon ziehen und der verantwortliche Hirte mte auf seinem schnellen Pferd die Herde wieder einfangen und auf die ihr zugewiesenen Weidepltze bringen. Langsam nherten wir uns der kleinen Htte. Die Jungstutenherde, die unter Lajos' Aufsicht stand, hatte sich am Ziehbrunnen versammelt und trank in langen Zgen das khle Na, welches er in einem an dem langen Hebelarm befindlichen Holzeimer aus der Tiefe herausholte und in die eisernen Trnkewannen go.

"Hallo, Lajos! Na, ist die berraschung gelungen?" fragte ich ihn freudig, als ich sein verdutztes Gesicht sah.

"Aber.... Anne! Ja wie kommst du denn daher? Und die Kleine hast du auch mitgebracht? Was hast du dir wohl dabei nur gedacht?" Seine Stimme klang eher verrgert, denn freudig berrascht und so zog ich einen Schmollmund.

"Ich dachte es freut dich, wenn wir dich hier einmal besuchen kommen. Warum soll ich das Kind denn immer nur im Dorf spazierenfahren? Hier drauen ist es doch viel schner und es lernt eine Menge neuer Eindrcke kennen.

"Das hier ist mein Arbeitsplatz und kein Kinderspielplatz!" grummelte Lajos in seinen Schnurrbart. "Aber wenn du schon einmal hier bist, kannst du dich auch um das Mittagessen kmmern. Meine beiden Kollegen sind schnell zu Gbor geritten, kommen aber gleich wieder. Dann sollte das Essen fertig sein." Kein Begrungsku, kein Blick auf seine wieder eingeschlafene Tochter. Ich war enttuscht. Wie viel schner hatte ich mir doch alles in meinen Tagtrumen ausgemalt! Aber das Leben ist eben nicht jeden Tag rosarot! Ich stellte den Kinderwagen im Schatten vor dem Huschen ab und machte mich an die Zubereitung des Essens. Zum Glck brannte bereits ein Feuer, so konnte ich das Wasser in dem eisernen Topf sogleich erhitzen. Schnell war das einfache Mahl zubereitet und dann kamen auch schon die beiden Kollegen zurck.

"Hallo, Anne, was fr eine berraschung!" grte mich der ltere. "Und die Tochter hast du auch mitgebracht! La einmal sehen, wie sie wchst und gedeiht." Auch der Jngere begrte mich herzlich - zumindest herzlicher, als mein eigener Mann - dann wendete er sich dem Feuer zu.

"Zeig ihm nur die kleine Marika, ich passe schon auf, da nichts anbrennt." meinte er freundlich.

"Danke schn." Damit ging ich zu dem Kinderwagen und hob sachte den Schleier an.

"Die ist ja s!" rief der ltere Kollege meines Mannes begeistert aus. "Und was sagt sie zu den Pferden? Oder hat sie etwa den ganzen Weg verschlafen?" erkundigte er sich. "Oh nein! Bei den Mutterstuten war sie hellwach und hatte keine Angst, als die Leitstute ihren Kopf in den Wagen gesteckt hat. Sie lachte und streckte ihre rmchen nach dem Pferd aus. Sicher wird sie einmal so eine Pferdenrrin wie wir." Der ltere Mann nickte lchelnd.

"Pat nur gut auf sie auf, dann wird sie euch noch viel Freude bereiten." meinte er wohlwollend. Mir wurde warm ums Herz. Wenigstens gab es einen Menschen hier, der sich fr uns interessierte, der wissen wollte, wie es dem Kind und mir ging. Mein Mann lie sich noch immer nicht blicken, obgleich er mit dem Trnken der Herde fertig war. Wahrscheinlich war er in dem groen Offenstall, wo unsere Pferde untergebracht waren. Ich beschlo, nun auch selbst nach unseren Pferden zusehen, die ich schon viel zu lange Zeit nicht mehr besucht hatte. Als der Hirte meine suchenden Blicke sah, kam er mir hilfreich entgegen.

"Geh nur in den Stall, ich passe schon auf die Kleine auf." meinte er augenzwinkernd zu mir. "Ich passe auch fters auf meine beiden Enkelchen auf, mut du wissen."

"Sie wissen, da ich Ihnen vertraue - und vielen Dank!" rief ich ihm zu, als ich mich ber die Umzunung schwang und die wenigen Meter auf den groen, schilfgedeckten Stall zuging. Ich ffnete das groe Holztor und wurde von khlem Schatten umfangen.

"Lajos?"

"Ich bin hier hinten!" rief er mir zu. "Pa auf, da du nicht in eines der groen Lcher im Boden trittst, ich will eine Abfohlbox fr unsere Stute bauen und habe Lcher fr die Pfhle ausgehoben!" So vorgewarnt suchte ich mir vorsichtig meinen Weg im Halbdunkeln. Auf der rechten Seite waren drei dunkle Verschlge, dort standen auer Lajos' Dienstpferd auch unsere beiden eigenen Pferde. Ich rief mein Pferdchen beim Namen, es wieherte freudig auf und kam sofort zu mir, um sich von mir streicheln zu lassen.

"Mein Kleiner! Wie lange habe ich dich nicht mehr gesehen, vom Reiten ganz zu schweigen! Aber schon bald werden wir wieder schne Ausflge zusammen unternehmen!" flsterte ich ihm in die aufmerksam gespitzten Ohren.

"Da glaub lieber nicht so fest daran!" lie mich eine Stimme hinter mir herumfahren. Lajos stand einige Schritte von mir entfernt, doch schien er mein Gesprch mitbekommen zu haben.

"Und warum nicht?" fragte ich patzig, denn er hatte mir meine ganze Freude verdorben.

"Weil du neben all deinen Verpflichtungen im Haushalt und mit dem Kind keine Zeit haben wirst zu Reiten, deshalb!" War seine kurze Antwort.

"Ich kann mir meine Aufgaben so einrichten, da mir immer ein wenig Zeit brig bleibt, um zu reiten. Schlielich bin ich nicht dazu verdammt, nur zuhause zu sitzen und mich um nichts anderes zu kmmern, als um die Familie. Du kommst nach Hause, wann immer du willst, hockst mit Freunden zusammen oder fhrst mit dem einen oder anderen einmal wohin! Wo bleibt mein Privatleben? Wo sind meine Freunde? Meine Hobbys?" schleuderte ich ihm wtend entgegen. "Das ist mein Pferd und ich werde es reiten. Nicht jeden Tag, das ist mir schon klar, aber wann immer es mir meine Zeit erlaubt!" Damit wendete ich mich brsk um und begann, mein Pferd zu streicheln. Pltzlich wurde ich brutal herumgerissen und eine schwere Hand klatschte mit vollem Schwung auf meine Wange.

"Der Herr im Haus bin immer noch ich!" schrie Lajos mit vor Wut verzerrtem Gesicht an. "Und wenn ich dir etwas verbiete, dann hast du zu gehorchen!" Damit lie er mich los und stapfte aus dem Stall. Ich sank auf einen Ballen Stroh nieder und konnte es nicht fassen, da mich mein Mann geschlagen hatte! Jetzt nur nicht die Fassung verlieren und anfangen, zu heulen, sonst wre es um meine Selbstachtung geschehen!

 
Bejelentkezs
Felhasznlnv:

Jelsz:
SgSg
Regisztrci
Elfelejtettem a jelszt
 
Naptr
2025. Jlius
HKSCPSV
30
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
01
02
03
<<   >>
 
ra
 
Chat
Nv:

zenet:
:)) :) :@ :? :(( :o :D ;) 8o 8p 8) 8| :( :'( ;D :$
 
Linkek
 

Könyves oldal - Ágica Könyvtára - ahol megnézheted milyen könyveim vannak, miket olvasok, mik a terveim...    *****    Megtörtént Bûnügyekkel foglalkozó oldal - magyar és külföldi esetek.    *****    Why do all the monsters come out at night? - Rose Harbor, a város, ahol nem a természetfeletti a legfõbb titok - FRPG    *****    A boroszkányok gyorsan megtanulják... Minden mágia megköveteli a maga árát. De vajon mekkora lehet ez az ár? - FRPG    *****    Alkosd meg a saját karaktered, és irányítsd a sorsát! Vajon képes lenne túlélni egy ilyen titkokkal teli helyen? - FRPG    *****    Mindig tudnod kell, melyik kiköt&#245; felé tartasz. - ROSE HARBOR, a mi városunk - FRPG    *****    Akad mindannyijukban valami közös, valami ide vezette õket, a delaware-i aprócska kikötõvárosba... - FRPG    *****    boroszkány, vérfarkas, alakváltó, démon és angyal... szavak, amik mind jelentenek valamit - csatlakozz közénk - FRPG    *****    Why do all the monsters come out at night? - Rose Harbor, a város, ahol nem a természetfeletti a legfõbb titok - FRPG    *****    why do all monsters come out at night - FRPG - Csatlakozz közénk! - Írj, és éld át a kalandokat!    *****    CRIMECASESNIGHT - Igazi Bûntényekkel foglalkozó oldal    *****    Figyelem, figyelem! A második vágányra karácsonyi mese érkezett! Mesés karácsonyt kíván mindenkinek: a Mesetáros    *****    10 éves a Haikyuu!! Ennek alkalmából részletes elemzést olvashatsz az anime elsõ évadáról az Anime Odyssey blogban!    *****    Ismerd meg az F-Zero sorozatot, a Nintendo legdinamikusabb versenyjáték-szériáját! Folyamatosan bõvülõ tartalom.    *****    Advent a Mesetárban! Téli és karácsonyi mesék és színezõk várnak! Nézzetek be hozzánk!    *****    Nagyon pontos és részletes születési horoszkóp, valamint 3 év ajándék elõrejelzés, diplomás asztrológustól. Kattints!!!!    *****    A horoszkóp a lélek tükre,egyszer mindenkinek érdemes belenézni.Keress meg és én segítek értelmezni a csillagok állását!    *****    HAMAROSAN ÚJRA ITT A KARÁCSONY! HA SZERETNÉL KARÁCSONYI HANGULATBA KEVEREDNI, AKKOR KATT IDE: KARACSONY.GPORTAL.HU    *****    Nyakunkon a Karácsony, ajándékozz születési horoszkópot barátaidnak, ismerõseidnek.Nagyon szép ajándék! Várlak, kattints    *****    Dryvit, hõszigetelés! Vállaljuk családi házak, nyaralók és egyéb épületek homlokzati szigetelését! 0630/583-3168 Hívjon!