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ABRECHNUNG 9

"Dan, Liebster, ja, hier ist alles in Ordnung, aber bei dir scheint das nicht der Fall zu sein, sonst wrdest du nicht zu so spter Stunde anrufen!" Dans Stimme kam nur undeutlich ber die weite Entfernung zu ihr, doch seine nchsten Worte versetzten ihr einen Stich ins Herz:

"Liebste, ich habe gekmpft wie ein Lwe, aber die Behrden weigern sich, deinen beiden Pferden die Aus- beziehungsweise Einreise zu erlauben. Ich wollte nie wahrhaben, da es so viel Brokratie heute noch gibt, aber es ist nichts zu machen: Die Tiere drfen nicht aus Spanien ausreisen und da der Hausrat auf einer Liste mit ihnen steht, durfte dieser natrlich auch nicht verschifft werden. Ich konnte erreichen, da die Liste gendert wurde - aber die Pferde bleiben hier, es tut mir so leid, da ich dir diese traurige Nachricht berbringen mu! - Hrst du mich noch? Kim?" Aber als Antwort erhielt er nur ein herzzerbrechendes Schluchzen, sprechen konnte Kim in diesem Augenblick nicht.

"Ich komme morgen nach Hause!" versprach Dan. "Kopf hoch, Kim, es gibt schlimmere Dinge auf der Welt!" Das stimmte, doch kam es Kim in diesem Moment so vor, als ob ein Teil ihres Seins von ihr gegangen sei. Nur das Wissen auf das morgige Wiedersehen mit Dan lieen sie ihre Trauer und Wut ein wenig besser ertragen.

"Liebling!"

"Mein armer Schatz!" Lachend und weinend lagen sie sich am nchsten Tag in den Armen, als Kim ihren Mann am Flugplatz abholte.

"Ich habe alles versucht, aber ich bin auf taube Ohren und verschlossene Tren gestoen!"

"Ich wei, da du alles, was du konntest, versucht hast! Ich werde schon darber hinwegkommen, wie ich ber so viel hinwegkommen mute - Hauptsache, DU bist bei mir, Liebster!" Kim warf sich in Dans Arme, diese starken Arme, die ihr immer das Gefhl des Beschtzt- und Behtetseins vermittelten und die sie auch jetzt fest umschlangen.

"Komm, wir fahren auf die Farm, hier sind zu viele Menschen!" meinte Dan und fhrte Kim sanft zum Ausgang. Dort nahm er am Steuer des Wagens Platz und Kim kuschelte sich auf den Beifahrersitz. Ihre Hand lag auf den Knien Dans, bis sie den Hof erreichten. Am Abend, beim Schein das brennenden Holzes im Kamin, saen beide fest umschlungen auf dem groen Sofa und schauten in die Flammen.

"Wenn du gerne wieder ein eigenes Pferd haben mchtest - obwohl ja alle meine Pferde auch dir sind, dann werden wir gleich morgen nach einem suchen, das dir gefllt und dich ein wenig Dragonfly und ihr Fohlen vergessen macht!"

"Danke, Dan, du scheinst ja meine verstecktesten Gedanken lesen zu knnen!"

"Also, was mchtest du denn gerne, ich kenne viele Zchter hier in der Gegend, und nicht nur solche von Vollbltern!"

"Ich habe schon immer von einer Palomino-Stute getrumt!" gab Kim zu. "Es gab da so einen alten Film mit Trigger, dem Wunderhengst, der sah genau so aus, wie ich mir mein Pferd immer vorgestellt habe!"

"Na, dann suchen wir dir morgen deine Wunderstute!" lchelte Dan und trug Kim auf den Armen ins Schlafzimmer. Am nchsten Tag gingen die beiden dann wirklich auf Pferdesuche, erst am Telefon und dann schauten sie bei einem Freund Dans vorbei, der eine Palomino-Stute zum Verkauf stehen hatte. Das war ein junges Tier, goldfarben mit silbrig glnzender Mhne und Schweif. Kim sah sie an und war verliebt in das Pferd. Nach einigem Feilschen erstand sie Dan fr seine Frau und gemeinsam brachten sie sie im Transporter in ihr neues Zuhause. Princess of Columbia wurde schnell umgetauft in Sheila und schon am ersten Tag unternahm Kim mit ihr an der Seite Dans einen langen Ritt ber die Hgel ihres weitlufigen Besitzes. Dan war glcklich, da seine Frau den Verlust ihrer in Spanien zurckbleibenden Pferde so gut berwunden hatte und nahm sich mehr und mehr Zeit fr gemeinsame Unternehmungen. Ganz vernachlssigte er seine Kunst jedoch nicht und von Zeit zu Zeit machte er einen kurzen Sprung in die Stadt, um seinem Vater zu helfen oder eine Ausstellung mit seinen Werken zu beschicken, ansonsten aber verbrachte er seine freie Zeit ausschlielich mit Kim.

Eines Morgens war Kim alleine auf der Farm, Dan mute an der Einweihungsfeier eines von ihm eingerichteten Hauses teilnehmen, als ihr pltzlich schlecht wurde und sie sich setzen mute, um nicht zu fallen. Der leichte Schwindel ging bald vorber und sie lief zu Anne, um sich etwas Brandy zur Strkung zu besorgen, da sie im Hause keinen Alkohol hatte.

"Bist du sicher, da das nicht schadet?" fragte sie Anne, als Kim mit ihrer Bitte bei dieser anstellig wurde.

"Schaden? Ich mu etwas gegessen haben, was mir nicht bekommen ist, mir ist so was noch nie passiert!" erstaunte sich Kim, doch Anne schttelte nur den Kopf.

"Ja war dir denn bei deinem ersten Kind nie schlecht?" Kim hatte ihr mittlerweile ihre ganze Lebens- und Leidensgeschichte erzhlt.

"Kind? - Wie meinst du denn das?"

"Meine liebe Kim, du bist wahrscheinlich schwanger, deshalb geht es dir schlecht und du hast Schwindelanflle! Meiner Schwester ist es genauso gegangen bei ihrem ersten Kind! Aber keine Angst, das legt sich bald wieder, du solltest aber dennoch besser einen Arzt aufsuchen!" Kim hatte nie an die Mglichkeit einer Schwangerschaft gedacht, hatte sie doch immer regelmig ihre Monatsblutungen, doch jetzt leuchtete ihr Gesicht auf:

"Das wre das Schnste, was mir je passieren knnte! Du hast recht, ich werde sofort einen Arzt aufsuchen, damit ich Dan mit der Gewiheit berraschen kann!" Damit rauschte Kim aus dem Hause Annes und suchte die Adresse eines Frauenarztes aus dem Telefonbuch, der sie auch noch am selben Tag untersuchen wollte. Trotz der Meinung Annes noch voller Zweifel, begab sich Kim in die Stadt, um mit einem unvorstellbaren Glcksgefhl nach Hause zurck zu kehren, hatte der Arzt doch Annes Diagnose besttigt: schwanger im dritten Monat! Doch hatte die Untersuchung auch noch etwas anderes ans Licht gebracht: Kims Blutgruppe stimmte nicht mit der ihrer Eltern berein, auch besa sie den Rhesusfaktor negativ, whrend ihre Eltern beide positiv waren. Sie erwhnte dies zwar nicht dem Arzt gegenber, aber pltzlich fielen die bisher von ihr nicht einzuordnenden Steine zu einem Mosaik zusammen. Auf der Heimfahrt rief sich Kim die Worte ihrer Gromutter ins Gedchtnis zurck. Lngst vergessen geglaubte Worte, damals ohne Sinn fr Kim, gewannen sie heute eine Bedeutung. Die Snde ihrer Mutter - das war eine auereheliche Beziehung zu einem Mann! Und dann fielen ihr noch andere Dinge ein. Die monatlichen Postberweisungen, die Geschenke an sie zum Geburtstag, an Weihnachten und Ostern, der freundliche >Onkel< im Bro - sollte ihr Vater der Chef ihrer Mutter gewesen sein? Zwar nagten noch Zweifel an ihr, doch beschlo Kim, der Sache so schnell wie mglich auf den Grund zu gehen, wenn es ihr denn gelingen wrde, die Adresse des frheren Chefs ihrer Mutter ausfindig zu machen - und gesetzt den Fall, da dieser, da um einiges lter als ihre Mutter, noch am Leben war. Doch zuerst mute sie Dan die freudige Nachricht mitteilen!


Kaum konnte es Kim erwarten, da Dan am nchsten Vormittag nach Hause kam. Als sie das Auto in den Hof einbiegen hrte, rannte sie die Treppe herunter und direkt in die ausgebreiteten Arme Dans, der sich diesen euphorischen Empfang nicht erklren konnte.

"Kim, Liebste! Ich habe dich so vermit!" Damit drckte er sie fest an sich und bedeckte ihr Gesicht mit heien Kssen.

"Oh Dan! Liebster! Ich habe eine wunderbare Neuigkeit fr dich!" hauchte Kim zwischen zwei Kssen: "Wir bekommen ein Baby!" Bei diesen Worten erstarrte Dan vor Glck:

"Ist es wirklich wahr? Seit wann weit du es?"

"Seit gestern! Mir wurde pltzlich schwindlig und schlecht und ich wollte mir von Anne etwas Brandy geben lassen, sie meinte als erste, ich knnte schwanger sein und der Arzt, zu dem ich noch gestern gehen konnte, hat mir dies besttigt!" Dan nahm seine Frau auf die Arme und trug sie zu einer Bank unter den blhenden Bumen. Dort setzte er sie zart ab und kniete vor ihr nieder, ihren zarten Krper mit seinen Armen umfassend.

"Liebling, du machst mich zum glcklichsten Menschen auf dieser Welt! Wann ist es denn soweit?"

"Im Herbst wird unser Kind das Licht der Welt erblicken!" seufzte Kim glcklich und legte ihre Hnde auf Dans Schultern. Lange Zeit ruhten sie so in trauter Zweisamkeit, erfllt vom Glck ber die frohe Botschaft Kims.

Die Monate kamen und gingen, Kims Bauch rundete sich immer mehr und auf die Bitte Dans hin verzichtete sie nach dem sechsten Monat ihrer Schwangerschaft auf ihre fast tglichen Ausritte mit ihrer Stute, die ebenfalls einem frohen Ereignis entgegensah. Dan wnschte sich ebenfalls, da Anne einen Teil von Kims tglicher Hausarbeit bernehmen sollte, was diese auch, hilfsbereit wie immer, willig akzeptierte. So waren die beiden jungen Frauen jetzt oft zusammen und vertieften noch ihre Freundschaft, die sich seit dem Tage der Ankunft Kims auf dem Hof entwickelt hatte. An den Wochenenden schauten Dans Eltern vorbei, glcklich ber das erhoffte Enkelkind, das - wie die Ultraschall-Aufnahmen ergaben, ein Junge werden wrde. Kim hatte schon einen Namen fr ihn gefunden, der auch Dan gefiel. Der neue Erdenbrger sollte auf den Namen Errol getauft werden.

"Liebling, ich mu dir noch eine Mitteilung machen, hoffe nur, da du nicht entsetzt sein wirst!" meinte Kim eines Abends, als sie gemtlich in dem groen Bett lagen und sie sich dicht an Dans warmen Krper kuschelte.

"Mich kann nichts mehr berraschen und ich werde ganz bestimmt nicht bse sein, ber das, was du mir zu sagen hast!" lchelte Dan und streichelte zrtlich den Rcken Kims.

"Das ist lieb von dir, es hat auch nichts direkt mit uns zu tun, nur - ich glaube, da mein Vater, ich meine Lloyd O'Keary, nicht mein leiblicher Vater ist."

"Wie kommst du denn auf diesen Gedanken - und warum gerade jetzt?"

"Eine Blutuntersuchung hat es ans Licht gebracht - und einige Dinge, die ich mir frher nicht erklren konnte!" seufzte Kim und erzhlte Dan von ihren Schlufolgerungen.

"Das scheint mir so gesehen auch wahrscheinlich. Aber was hast du vor, zu unternehmen? Du weit wahrscheinlich, da es fast unmglich ist, deinen wahrscheinlich wahren Vater zu finden." meinte Dan skeptisch, doch Kim lie sich nicht entmutigen.

"Ich wei, da es schwierig sein wird und selbst, wenn es mir gelingt, den Mann ausfindig zu machen, so werde ich doch erst einige Zeit nach der Geburt unseres Kindes in der Lage sein, zu etwaigen Recherchen nach Irland zu fliegen."

"Dann wollen wir die Sache vorerst auf sich beruhen lassen, doch spter werde ich versuchen, dir zu helfen, deinen wahren Vater ausfindig zu machen." versprach Dan, dann wurde die Angelegenheit vorerst nicht mehr zur Sprache gebracht.

Eines Tages brachte der Postbote auch einen Brief mit irischer Marke, er kam von Kims Schwester Maude, die endlich Zeit gefunden hatte, auf eine kurze Mitteilung ihrer Schwester zu antworten. Kim setzte sich gemtlich in einen der schweren Ledersessel im Wohnzimmer und vertiefte sich in die Lektre des mehrere Seiten langen Briefes. Maude hatte ihre Ausbildung als Tierrztin bestanden und arbeitete nun in einer Praxis in der Nhe des elterlichen Hauses, in welchem sie noch immer wohnte. fters mute sie Hausbesuche bei einem jungen Gutsherren machen, der die Dienste ihres Chefs in Anspruch nahm, dieser jedoch von Pferden weniger verstand als Maude und darum gerne diese auf das nahegelegene Gestt schickte. Zwischen den Zeilen konnte Kim erahnen, da der junge Mann Maude nicht ganz kalt lie und hoffte zum Besten der Schwester, da diese nun auch bald flgge werden und aus dem Haus der Eltern ausziehen wrde, da, wie Maude schrieb, die Mutter von Tag zu Tag besitzergreifender wurde und Maude sich stndig berwacht fhlte. Der Vater, nun Rentner, hatte sich ganz in die Welt seiner Briefmarken zurckgezogen und interessierte sich auerdem nur noch dafr, ob das Essen gerichtet war oder nicht. Nur die Mutter klagte noch immer ber zu viel Arbeit, die sie sich, so Maude, selbst machen wrde, denn sie msse nicht jeden Tag im Morgengrauen aufstehen und bgeln oder Wsche waschen, ebensowenig wrde jemand von ihr verlangen, da sie erst spt in der Nacht zu Bett gehen msse, was sie aber dennoch tat und dann Maude vorjammerte, da sie zu wenig Schlaf habe und berarbeitet sei. Maude schlo ihren Brief mit der Mitteilung, da die Mutter es Kim noch immer belnehme, da sie nach ihrem >Versagen< in Spanien nicht nach Hause zurckgekehrt sei und ihre Studien wieder aufgenommen habe, sie, die Mutter, habe aber ein Paket mit einigen Dingen fr Kim aufgegeben, welches in einiger Zeit bei ihr eintreffen msse, zum Zeichen, da Kim trotz allem noch ihre Tochter sei. Maude bat auerdem um Kims Telefonnummer, das sei zwar teuer, aber dann knne sie doch wenigstens die Stimme ihrer Schwester einmal hren. Kim beschlo, Maude ihre Nummer mitzuteilen, brieflich, um nicht mit der Mutter sprechen zu mssen, und mit der Bitte, der Mutter die Nummer nicht mitzuteilen. Als nach einigen Tagen das Paket ankam, lste Kim mit einer komischen Vorahnung die Verpackung - und sollte sich nicht tuschen - neben etwas Schokolade und einigen Bchern befanden sich auch mehrere Unterhosen in dem Karton. Dabei eine kurze Mitteilung: Du bleibst trotz allem mein Kind - Deine Mutter.

In dieser Nacht kam der alte Alptraum wieder zu Kim: die Mutter hatte die Tochter wieder in ihre Gewalt gebracht.

Durch Kims unruhigen Schlaf geweckt, fragte sich Dan, ob denn das Baby ihr Schmerzen verursachen wrde. Doch am nchsten Morgen erzhlte ihm Kim von ihrem Traum und dessen Vorgeschichte.

"Ich habe nie geglaubt, da der Traum wiederkehren wrde, als ich in Spanien alles hinter mir lie und ein neues Leben mit dir begann. Und doch gelingt es meiner Mutter immer wieder, ihre Tentakeln nach mir auszustrecken. Dan, ich habe Angst, da meine Mutter auch in unsere Ehe dreinreden wird, oder die Erziehung unseres Kindes beeinflussen will."

"Aber Kim, deine Mutter ist durch viele tausend Meilen und einen Ozean von uns getrennt, wie sollte ihr da so etwas denn gelingen, auerdem bin ich ja auch noch da, der dir gegen sie beistehen wird." Dan nahm weder den Traum noch die Angst Kims auf die leichte Schulter. Feinfhlig und aufgeschlossen auch scheinbar unerklrbaren Phnomenen gegenber, wute er, da selbst der Gedanke daran, von der Mutter beeinflut oder berwacht zu werden, aus der lebenslustigen jungen Frau ein ngstliches Mdchen werden lassen konnte. Er nahm sich vor, Kim vor allen Einflssen zu bewahren. Doch leichter gesagt, als getan. Kaum hatte Maude die Telefonnummer ihrer Schwester erhalten, klingelte eines Abends das Telefon bei Kim. Sie nahm ab - und erstarrte: die Stimme ihrer Mutter drhnte durch das Zimmer.

"Habe ich dich endlich gefunden, Kim! Was bildest du dir eigentlich ein, deiner Schwester zu schreiben, sie solle mir deine Telefonnummer nicht mitteilen? Und wieso bist du nicht von Spanien aus nach Hause gekommen? Was machst du eigentlich in Kanada? Ist das der Dank fr meine Mhen? Ich habe immer nur fr euch geschuftet, habe euch alles gegeben, immer nur das Beste fr euch gewollt, und jetzt willst du deine Mutter verleugnen? Hast du wenigstens mein Geschenk erhalten?" Nachdem sich Kim vom ersten Schock erholt hatte, konnte sie auf die Redeflut ihrer Mutter eingehen.

"Hello Mum, ja, ich habe dein Paket erhalten. Danke. Maude wollte meine Nummer, du hattest ja nicht danach gefragt, so habe ich gedacht, sie wrde dich nicht interessieren. Aber ich mu jetzt auflegen, Dan kommt gerade heim. Tschs!" Damit hngte Kim ein und wendete sich ihrem Mann zu, der gerade von den Stallungen kam.

"Wer war das?" fragte er, als er den verschreckten Gesichtsausdruck Kims bemerkte. "Doch nicht etwa deine Mutter?"

"Doch, Dan, sie hat meinen Brief an Maude geffnet und daraus meine Telefonnummer erfahren und gleich angerufen. Mit Vorwrfen und allem, was dazugehrt." flsterte Kim und suchte Schutz in Dans Armen. Dieser drckte sie fest an sich und kte sie zrtlich.

"Denk nicht an deine Mutter, denk an unser Kind, das in einigen Wochen geboren wird. Alle Aufregung schadet nur dir und unserem kleinen Errol. Komm, ich mach dir einen Frchtetee und dann packe ich dich ins Bett. In dieser Nacht hielt er sie ganze Zeit fest in seinen Armen und hatte Erfolg, der bse Traum kam nicht zurck. Sechs Wochen spter wurde der kleine Errol im Krankenhaus der nchsten Stadt geboren, der glckliche und stolze Vater war bei der Geburt an der Seite seiner Frau gewesen und erlebte so die ersten Schreie seines Sohnes voll Freude mit. Spter berraschte er Kim mit einem riesigen Strau roter Rosen und einem wunderschnen Ring, den er seiner glcklichen Frau an den Finger steckte und einen zarten Ku darauf hauchte.

"Zur Erinnerung an den aufregendsten Tag meines Lebens, Liebling! Ich habe zwar schon oft meinen Stuten geholfen, aber die Geburt des eigenen Sohnes mitzuerleben, das ist ein Geschenk Gottes!"

"Oh, Dan, so romantisch kannst auch nur du sein!" lachte Kim, doch Dan schttelte den Kopf:

"Du bist noch viel romantischer, meine Liebe, das kannst du ruhig zugeben!"

"Stimmt! Aber jetzt bringe mir unseren Sohn, er hat sicher schon Hunger!" Zrtlich nahm Dan sein Kind aus der Wiege und reichte es Kim, die ihrem Baby die Brust bot. Schon versuchte das kleine Geschpf, seinen Kopf zu heben und in die Gegend zu schauen. Sein Appetit war genauso gro wie seine Neugier, Kim mute schon Milchersatz zufttern, sonst brllte das liebe Kind die ganze Station zusammen. Als Dan seine kleine Familie aus dem Krankenhaus heim holte stie Kim kleine Laute der Freude aus, als sie auf den Hof fuhren.

"Oh, Liebster, das ist ja wunderschn! Du hast dir ja unheimlich viel Mhe gegeben, deinen Sohn wrdig zu empfangen!"

"Aber auch meinen geliebten Schatz, die Mutter meines stolzen Sohnes!" schmunzelte Dan und drckte Kim fest an sich, was einen emprten Schrei des Babys zur Folge hatte, das Kim in den Armen hielt. Ja, er hatte wirklich viele Stunden an dem Schmuck gearbeitet. Der lange Holzzaun war mit vielen kleinen Blumenstruen verziert, ber der Tr und den Fenstern hingen Blumengirlanden und selbst die Stlle waren mit Blumen geschmckt. Dan nahm seine Frau am Arm und zog sie liebevoll an sich.

"Willkommen daheim! La uns dem neuen Erdenbrger sein Reich zeigen!" Er ging voran und ffnete die Tr zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Dort stand an der einen Seite des groen Bettes eine schn geschnitzte und bemalte Wiege mit hohem Baldachin. Auf der Stirnseite war in alter Schrift mit groen Buchstaben >ERROL< in das helle Holz gebrannt.

"Oh, Dan, wenn ich dich nicht schon so lieben wrde, dann mte ich es jetzt!" Kim drehte sich glcklich zu ihrem Mann um und kte ihn zrtlich, bevor sie das Baby in die weien Laken legte.

"Fr unseren Sohn, in Liebe geboren, mit all unserer Liebe aufwachsend! - Aber ein Stckchen dieser Liebe werde ich mir jetzt holen, wenn du es denn magst!"

"Natrlich, Liebster, nur la den Kleinen erst einmal einschlafen!" schmunzelte Kim, als Dan leise die Tr zuzog und sich auszukleiden begann. So begann ihr Leben zu dritt.

Als das Baby etwas grer wurde, erinnerte sich Kim wieder daran, da sie ihren Vater suchen wollte, oder zumindest den Mann, den sie dafr hielt, um sich aus seinem Mund Gewiheit ber ihre Herkunft zu verschaffen. Sie kramte als in ihrer Erinnerung, ob sie nicht einige Anhaltspunkte finden wrde, die ihr die Suche erleichtern wrden. Und wirklich, sie besann sich auf den damaligen Wohnort des Chefs ihrer Mutter und lie sich von der Auskunft seine Telefonnummer geben. Nach diesem Erfolg zgerte sie jedoch, den ersten Schritt zu tun und den Mann anzurufen. Doch Dan konnte sie berzeugen, da langes Zaudern zu nichts fhre und so nahm sie eines Samstagabends, als Errol in seinem Bettchen schon friedlich schlief und Dan an seiner Staffelei beschftigt war, den Hrer und whlte mit kalten und vor Aufregung zitternden Fingern die Nummer im entfernten Irland.

"Hallo, wer spricht bitte?" Eine angenehme, tiefe Stimme, die jedoch eindeutig einem lteren Mann gehrte meldete sich. Kim schluckte mehrmals, dann fand sie die Kraft, sich zu melden.

"Ich spreche doch mit Mister Cliff Templecombe?"

"Ja, das bin ich, doch wer sind Sie?"

"Ich bin Kim, die Tochter von Arden O'Keary, geborene O'Hara, die einmal bei ihnen als ihre Sekretrin gearbeitet hat!" brachte Kim leise heraus.

"Vielleicht erinnern Sie sich ja nicht mehr an mich, doch meine Mutter hat mich fters ins Bro mitgenommen, als ich noch sehr klein war."

"Doch, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, doch sagen Sie mir zuerst einmal, warum Sie sich gerade jetzt bei mir melden." Aus der Stimme am anderen Ende der Leitung sprach eine gewisse Vorsicht, die Kim nicht entging.

"Mister Templecombe, ich habe berhaupt keine besonderen Absichten, ich wollte Sie nur einmal kennenlernen, falls Sie es denn mchten. Sehen Sie, ich lebe jetzt in Kanada und habe ein kleines Baby, doch wrde ich es ermglichen knnen, Sie einmal zu besuchen - wenn Ihnen denn an meinem Besuch gelegen ist." Kim wagte es ebensowenig, wie ihr Gesprchspartner, die Dinge beim Namen zu nennen, doch glaubte sie, aus den Antworten des Mannes heraus hren zu knnen, da er wohl doch ihr Vater sein mute.

"Sehen Sie, Miss, Mrs. ...?"

"Kim Ackroyd!" half ihm Kim, dann lauschte sie auf die Worte, die ber den Ozean kamen, aus einer anderen Welt, wie ihr schien.

"Sehen Sie, Mrs. Ackroyd, ich mchte Sie unter diesen Umstnden sehr gerne wiedersehen, wann knnten Sie denn reisen?" Kim berlegte kurz, Dan war jetzt fr einige Zeit zuhause, hatte keine Ausstellungen zu beschicken und wollte sich ganz der Schaffung neuer Werke widmen, auerdem hatten ihre Schwiegereltern angekndigt, da sie gerne ein oder zwei Wochen zu Besuch kommen wrden, fr das Kind wre also gesorgt, Frage war nur, wie schnell sie eine Passage nach Irland erhalten wrde, doch das lie sich mit einem einfachen Anruf erledigen.

"Ich rufe morgen um diese Zeit wieder bei Ihnen an, dann kann ich sagen, wann mein Flugzeug geht."

"Gut, ich warte also auf Ihre Nachricht von der Ankunft ihres Flugzeuges, ich werde dann am Flughafen sein und Sie abholen."

"Danke schn, Mister Templecombe und auf ein baldiges Wiedersehen."

"Ich freue mich schon darauf!" erwiderte der Mann am anderen Ende der Welt, dann legte er auf. Kim erhielt einen Flug, der schon drei Tage spter in Irland ankommen wrde, sie rief also wieder in Irland an und teilte ihre Ankunftszeit mit, dann strzte sie sich in die Vorbereitungen. Dan rief seine Eltern an, die auch versprachen, sofort zu kommen und sich um das Baby zu kmmern, damit Kim beruhigend, die sich doch Gedanken um ihr Kind machte. Dann sa sie in der Maschine und als sie im Landeanflug auf Irland waren, versuchte sie sich vorzustellen, wie der Mann, der sie nun erwarten wrde, wohl aussehen knnte. Aber sie hatte keinerlei Erinnerung mehr an die Person, die manchmal mit ihr im Bro gespielt hatte und so mute sie sich gedulden. Als endlich alle Einreiseformalitten geregelt waren, stand sie in der Wartehalle und sah sich um. Viele junge Mnner liefen dort herum, in Begleitung oder allein, es gab nur wenige ltere Herren, viele ebenfalls begleitet, doch dann gewahrte Kim einen Mann, der ihrer Vorstellung von dem Chef ihrer Mutter - natrlich gealtert - entsprechen konnte. Zgernden Schrittes, ihre Tasche ber der Schulter und einen kleinen Koffer in der Hand, nhrte sie sich dem Mann, der ebenfalls nach jemandem Ausschau zu halten schien.

"Entschuldigung, sind Sie Mister Templecombe?" Der Mann musterte sie von oben bis unten, dann nickte er leicht.

"Und Sie sind Mrs. Kim Ackroyd?"

"Ja, guten Tag, Mister Templecombe." Sie schttelten sich die Hnde, dann nahm der Mann ihren Koffer und geleitete Kim zu einem schnen, groen Auto. Kim konnte ihn sich nun in aller Ruhe betrachten, und das, was sie sah, gefiel ihr. Der Mann, obschon ber achtzig Jahre alt, hatte das Aussehen eines viel jngeren Menschen, auch waren seine Bewegungen beherrscht und kraftvoll. Schtteres Haar bedeckte seinen Charakterkopf, er trug keine Brille und benutzte auch keinen Gehstock. Seine Kleidung verriet guten Geschmack und Geld, ebenso wie das Haus, zu dem er Kim brachte. Whrend der Fahrt hatten sie nicht viel gesprochen, doch jetzt ffnete der Mann ihr weit die schwere, mit herrlichen Schnitzereien versehene Haustr aus Eichenholz und lud sie ein, einzutreten.

"Bitte, kommen Sie doch herein, leider gibt es keine Dame des Hauses mehr, meine liebe Frau ist vor einigen Jahren gestorben."

"Das tut mir sehr leid fr Sie!" bemerkte Kim, die sich verwundert in der riesigen Halle umsah. Alles zeugte von Reichtum und Schick. Schon die Ausmae des Hauses hatten Kim in Begeisterung versetzt, die gediegene Einrichtung tat ein briges, sie zu beeindrucken. Der Mann fhrte sie in einen groen, holzgetfelten Salon, in dem ein groer Kamin stand, dessen Umrandung aus Marmor gehauen war, auerdem riesige, gemtliche Sessel aus hellbraunem Leder, die zum Ausruhen einluden. Kim nahm Platz und der Mann setzte sich ihr gegenber, nachdem er ihr ein khles Getrnk angeboten hatte. Dann erffnete er das Gesprch.

"Ich glaube, wir brauchen uns nichts vorzumachen. Ich wei zwar nicht, wie Sie dahinter gekommen sind, aber ich bin froh darber, da es nun keine Geheimnisse mehr gibt."

"Bitte, zuerst einmal nennen Sie mich doch Kim, und ich mchte Vater zu Ihnen sagen, wenn es Sie nicht strt."

"Ganz bestimmt nicht, mein Kind!" murmelte der Mann, dann stand er auf und nahm Kim in seine Arme.

"Wie lange mute ich auf diesen Moment warten! Seit fast dreiig Jahren wnsche ich mir, da ich dich noch einmal sehen kann, jetzt ist mein Traum wahr geworden! - Doch wie hast du alles herausgefunden - und warum hast du dich entschieden, mich zu sehen?"

"Vater, ich habe erst vor einigen Monaten durch einen Bluttest den ausschlaggebenden Hinweis erhalten, der mir den Beweis gab, da ich nicht die Tochter meines Vaters sein konnte. Dann fielen mir wieder einige Dinge ein, die sich in meiner Jugend ereignet hatten, das alles wies auf nur eine Mglichkeit hin, da du mein Vater bist! Dann bekam ich mein Kind und mute warten, bis es etwas grer geworden war, damit ich die Reise hierher antreten konnte.

"Aber warum wolltest du mich sehen? Warst du nicht entsetzt, ein uneheliches, oder besser, auereheliches Kind zu sein?" Der Vater schaute fragend und wie um Verzeihung heischend auf Kim, doch diese lchelte nur.

"Das macht mir berhaupt nichts aus, und meiner Mutter bin ich auch nur bse, weil sie es mir nicht gesagt hat. - Und wenn ich dir erzhle, was ich alles erlebt habe, da wirst du begreifen, da eigentlich nichts von groer Bedeutung ist, auer der Liebe."

"Und du bist auch mir nicht bse, weil ich nie versucht habe, den Kontakt mit dir aufzunehmen?"

"Aber Vater! Ich begreife schon, da du wegen deiner Frau und Mum wegen Pa nichts unternehmen konntet! Und dann wurde ich auch so aufgezogen, wie in einem Kloster, du httest wahrscheinlich keine Mglichkeit gehabt, dich mir ohne ihr Wissen zu nhren und spter war ich dann nicht mehr in Irland!"

"Deine Mutter hatte mir versprochen, da sie gut fr dich sorgen wrde." seufzte Kims Vater und schaute fragend auf seine wiedergefundene Tochter.

"Das werde ich dir alles spter sagen, Vater, doch erzhle mir ein wenig aus deinem Leben, davon wei ich ja gar nichts!"

"Zuerst sollten wir etwas essen, ich fhre dich in ein kleines Restaurant aus, das fr sein ausgezeichnetes Wildbretmen bekannt ist, dann kommen wir wieder hierher zurck und knnen uns den ganzen Abend unser Herz ausschtten!" schlug der Vater vor und Kim willigte freudig ein. Als sie dann gemeinsam vor dem groen Kamin saen, in dem ein gemtliches Feuer brannte, berichteten sie gegenseitig aus ihrem Leben. Kims Vater wurde traurig, als er von Kim Erlebnissen in Spanien hrte, doch spter, bei Kims Bericht von ihrem neuen Leben mit Dan und Errol, freute er sich herzlich ber das Glck seiner Tochter. Auch sein eigenes Leben hatte Hhen und Tiefen, war sein eigener Sohn doch ziemlich ungeraten und hatte den Kontakt mit den Eltern frhzeitig gnzlich abgebrochen, seine Frau war nach langer, schleichender Krankheit vor einigen Jahren gestorben, so da Kims Vater nun sein Leben ganz allein beschlieen wrde. Er war zwar reich, konnte sich Reisen und Kuren leisten, nach Herzenslust ausgehen, jeden Tag im Restaurant essen, aber ansonsten war er ein sehr einsamer Mensch. Kim versprach, ihm von diesem Tag an fter zu schreiben oder zu telefonieren und ihr Vater wrde versuchen, sie einmal in Kanada zu besuchen, um ihre Familie kennen zu lernen. Viel zu schnell verging die Zeit und schon mute Kim wieder an den Flughafen gebracht werden. Vorher hatte ihr Vater ihr noch die Umgebung seines Hauses gezeigt, die Sehenswrdigkeiten der kleinen Stadt und sie hatten einen Tagesausflug aufs Land unternommen, wo der Vater eine kleine Jagdhtte besa, auch wenn er nicht mehr aktiv zur Jagd ging. Kim geno die Stunden der Vertraulichkeit mit ihrem Vater, hatte ihr vorgeschobener Vater sich doch nie Zeit fr sie oder Maude genommen und hatte es auch nie vertrauliche Gesprche mit ihrer Mutter gegeben. Hier konnte sie sich all ihre Erlebnisse von der Seele reden, der Vater hrte aufmerksam zu und machte nur dann und wann kurze Bemerkungen. Am meisten erschtterte ihn die Beschreibung der herrschschtigen, alles dominierenden Mutter, die ihren Kindern keinen Freiraum zur Selbstentfaltung gelassen hatte.

"So habe ich deine Mutter nie gesehen, sie erschien mir immer als eine offene, frhliche Frau, die das Leben liebte!"

"Ja!" seufzte Kim. "Zu Auenstehenden kann sie sehr freundlich und zuvorkommend sein, nur wir Kinder muten leiden und ein Leben wie im Kloster fhren. Und selbst heute noch habe ich Angst vor ihrer Macht." gab Kim zu. Der Vater konnte darber nur den Kopf schtteln, doch glaubte er seiner Tochter und versprach ihr, den Kontakt mit ihr von nun an regelmig zu pflegen. Gemeinsam kamen sie jedoch berein, da die Mutter Kims nie etwas von ihrer Begegnung erfahren drfe, das knnte fr beide unglckliche Folgen haben. Als Kim wieder im Flugzeug sa, mute sie sich eingestehen, da das Zusammentreffen mit ihrem Vater ihr neuen Auftrieb gegeben hatte und sie glaubte, darin ein gutes Omen zu sehen, da die Mutter nach und nach den Einflu auf sie ganz verlieren wrde.

Dan nahm sich oft Zeit, zwischen seinen Ausstellungen und seinem Beruf zu seiner Familie zu kommen, verlegte selbst Termine, um bei seiner Frau und seinem Sohn bleiben zu knnen und widmete sich mehr und mehr seinem Hof. Manchmal machten sie gemeinsam lange Ausflge, zeigten dem Kind die Schnheiten der Natur, lehrten es, Respekt vor der Kreation zu haben und hatten groe Freude daran, den kleinen Jungen heranwachsen zu sehen. Errols erste, noch unsichere Schritte wurden zu einer Familienfeier, sein erstes >Mum< rief in Kim ein unbeschreibliches Glcksgefhl hervor. War es doch schon so viele Jahre her, da ein anderes kleines Wesen dieses Wort zu ihr gesagt hatte. Sie hatte sich zwar an den Gedanken gewhnt, Csar nicht mehr wiederzusehen, doch schmerzte es sie weiterhin, ihr erstes Kind verloren zu haben. Sie hoffte allerdings, da Csar, einmal volljhrig geworden, eventuell von sich aus den Kontakt mit der Mutter wieder suchen wrde. Fr diesen Fall hatte sie schon mit Dan gesprochen und von ihm die Gewiheit erhalten, da er ihr erstes Kind genauso akzeptieren wrde, wie wenn es sein eigenes wre. Voller Glck dachte Kim wieder einmal, da das Schicksal es doch gut mit ihr meine, ohne Jos htte sie Dan ja nie kennengelernt! Als Errol etwas grer wurde, nahmen sie ihn oft auf Ausstellungen Dans mit oder zeigten ihm die Stadt. Die Eltern Dans freuten sich sehr an ihrem ersten Enkelkind und verwhnten den Kleinen nach Strich und Faden. Die Stadtwohnung erhielt nun auch ein Kinderzimmer und wenn Kim und Dan einmal den Wunsch versprten, allein zu sein, so nahmen die Groeltern das Kind zu sich. Von ihrer Mutter hatte Kim lange Zeit nichts gehrt, obwohl sie ihr von der Geburt des Kindes geschrieben hatte. Von Maude erhielt sie eine Glckwunschkarte und die Nachricht, ihrem Vater gehe es nicht so gut. Sonst schien die Familie sie vergessen zu haben. Um so mehr war Kim geschockt, als eines Tages das Telefon klingelte und sie die Stimme ihrer Mutter vernahm.

"Kim, ich bin auf dem Flughafen, bitte hole mich ab!"

"Aber Mum, auf welchem Flughafen denn? Und warum hast du mir nicht vorher eine Nachricht geschickt?"

"Es ging nicht anders, doch das erklre ich spter. Jetzt hole mich erst einmal ab!"

"Ich bin in zwei Stunden bei dir, vorher geht es nicht!" bekrftigte Kim, dann legte sie auf und suchte Dan, der gerade eine Stute einritt.

"Liebster, ich mu am Flughafen meine Mutter abholen - sie hat mich eben von dort aus angerufen."

"Ja da soll doch.... - verzeih, ich wollte nicht fluchen! Aber was bildet deine Mutter sich denn eigentlich ein? Monatelang hren wir keine Silbe von ihr und dann steht sie einfach so da? Was willst du tun?"

"Das habe ich mich auch schon gefragt? Fr heute knnen wir sie ja ins Gstezimmer einquartieren, aber ich will sie nicht fr lange Zeit hier bei uns haben!"

"Kim, bedenke, es ist trotz allem deine Mutter!" Dan sprang behende von dem jungen Pferd und lie es frei. Dann gab er seiner Frau einen langen Ku. "Es ist deine Entscheidung, Kim. Wenn du sie nicht hier bei dir haben willst, kann ich sie ja bei Robertsons in der Pension einquartieren."

"Das ist eine gute Idee - wenn sie denn bleiben will! Noch hat sie ja noch nicht einmal gesagt, warum sie jetzt so pltzlich hier auftaucht!"

"Du wirst es bald erfahren!" meinte Dan. "Ich richte schon das Zimmer und kmmere mich um Errol, geh und hole deine Mutter ab! Gute Fahrt!"

"Bis bald, Dan!" Kim stieg in das groe Auto und fuhr Richtung Flughafen davon. Unterwegs machte sie sich Gedanken darber, was die Mutter wohl veranlat haben knnte, nach Kanada zu fliegen, sie fand aber keinen plausiblen Grund und so mute sie die Lsung dieser Frage aufschieben, bis die Mutter sie ihr beantworten wrde.

"Das hat aber lange gedauert!" So begrte die Mutter ihre Tochter, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte.

"Ich habe einen weiten Weg zu fahren! Hello, Mum! Hast du einen guten Flug gehabt?"

"Du bist dicker, als ich dich in Erinnerung hatte, du solltest weniger essen!"

"Was machen die anderen zuhause und was fhrt dich hierher?" Kim war nicht Willens, mit der Mutter ber Nebenschlichkeiten zu diskutieren. Dabei half sie der Mutter ins Auto und verstaute deren Gepck, nur einen Koffer und zwei kleine Taschen, im hinteren Teil des Wagens. Als sie endlich auf der Hauptstrae fuhren, brach die Mutter das Schweigen.

"Dein Vater ist tot und deine Schwester hat geheiratet und ist ausgezogen, ich habe also das Haus verkauft und habe vor, mich hier anzusiedeln."

"Waaaas?" Kim verschlugen die Worte der Mutter erst einmal gewaltig die Sprache.

"Ja, ich kann es dir ja sagen, die Wahl deiner Schwester gefllt mir berhaupt nicht, ich habe allen Kontakt zu ihr abgebrochen und da ich auch nicht mehr in ihrer Nhe leben wollte, so bin ich eben hier her gekommen!"

"Du httest mir vorher schreiben knnen!" In Kims Stimme schwang auer einem leichten Vorwurf auch die Angst mit, die Mutter knne vorhaben, bei ihr wohnen zu bleiben.

"Ich hatte keine Zeit mehr zum Schreiben, was httest du auch unternehmen knnen? Ich mute schon immer alles alleine organisieren!"

"Wie ist es passiert - mit Pa, ich meine, Maude hat mir einmal geschrieben, er sei sehr krank, aber nicht, da es so schlimm stehe!"

"Er hatte Krebs im letzten Stadium, es ging dann alles sehr schnell, er ist im Krankenhaus gestorben. Da die Beerdigung schon zwei Tage spter war, htte es nichts gentzt, dich zu informieren, du httest eh nicht kommen knnen!"

"Es wre aber deine Pflicht gewesen, mich zu informieren!"

"Du weit es ja jetzt!"

"Danke! Weit du schon, wo du wohnen wirst?" Kim konnte sich die Frage nicht verkneifen, war sie ja auch von grter Wichtigkeit.

"Ich hatte gehofft, du trgst mir seine Gastfreundschaft an, bis ich in deiner Nhe etwas Passendes gefunden habe! Aber von dir kann man so eine Geste ja nicht erwarten, selbst als eigene Mutter nicht!" Tief Luft holend zischte Kim:

"Du kannst natrlich fr ein paar Tage bei uns wohnen, dann aber mtest du in eine Pension ziehen!"

"Du schmeit mich also aus deinem Haus?!"

"Nein, aber ich habe nicht gengend Platz fr zwei Haushalte, auerdem ist da Errol, ich mu mich um ihn kmmern, arbeite mit Dan an einem neuen Projekt zur Verbesserung der Pferdehaltung bei Privatleuten und erledige auch fters anfallende Broarbeiten fr ihn. Da habe ich einfach keine Zeit, mich auch noch um dich zu kmmern!"

"Ich kann ja dein Kind hten!" schlug die Mutter scheinheilig vor, doch Kim entfuhr ein Schreckensschrei.

"Nur das nicht! Ich kenne deine Methoden, habe lange genug darunter leiden mssen! Nein, mein Kind erziehst du mir nicht!"

"Schner Empfang der lieben Tochter!" murmelte die Mutter, lie sich jedoch sonst nicht aus der Ruhe bringen. So zog sie auf der Farm ein. Fr Dan hatte sie nur ein khles "Sehr erfreut!" brig, dann begutachtete sie das ganze Haus, schien aber mit ihrem Zimmer ganz zufrieden zu sein. Als sie Errol zu Gesicht bekam, wollte sie ihn sogleich an sich pressen, doch das Kind lief schreiend davon.

"Was hat er denn? Er frchtet sich doch nicht etwa vor mir?"

"Nein, Madam!" warf Dan etwas pikiert ber den khlen Ton der Schwiegermutter ein. "Aber unser Kind ist es nicht gewhnt, da man so ber es herfllt. Lassen sie ihn in Ruhe, er kommt dann von ganz allein!" Damit lie er Kims Mutter stehen und suchte seinen Sohn, der bei den Pferden Unterschlupf gefunden hatte.

"Komm her, Errol, du brauchst keine Angst zu haben, das ist nur deine andere Granny, die Mutter deiner Mutter! Sie hat etwas andere Manieren, als du gewhnt bist, aber sie mag dich deshalb dennoch! Sag ihr also brav guten Tag, dann kannst du wieder spielen." Errol ging also auf die Gromutter zu und sagte hflich:

"Hello, Granny!" dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand bei Anne im Haus, um mit deren kleiner Tochter zu spielen.

"Sitten sind das hier, na, ich sehe, ich bin gerade zur rechten Zeit gekommen!" murmelte die Mutter und begab sich in den Salon. Als sie dort gemtlich in einem weichen Sessel Platz genommen hatte, rief sie ihre Tochter zu sich.

"Kim, ich habe mit dir zu sprechen!"

"Ich habe jetzt keine Zeit, Mum, ich mu noch einige Abrechnungen machen!"

"Kim, du kannst ja nachher weiter arbeiten, jetzt aber mu ich mit dir reden!" beharrte die Mutter auf ihrem Wunsch. Kim merkte, da sie sowieso nicht um das Gesprch mit der Mutter herumkommen wrde, also lie sie ihre Arbeit liegen und begab sich in den Salon.

"Was ist denn, Mum? Ich habe nicht viel Zeit, fasse dich also kurz!"

"Ich werde deine Zeit nicht lange in Anspruch nehmen! Ich will dir nur sagen, da mir die Atmosphre hier nicht gefllt, dein Kind ist ungezogen und dein Mann einfach unmglich. Wie kannst du es nur in so einer Umgebung aushalten? Na, jedenfalls wnsche ich, da du so schnell wie mglich hier in der Nhe ein Haus fr mich findest. Dann ziehe ich dort ein und bin immer fr dich da, falls du einmal dieses Leben hier satt haben solltest!"

 
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