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ABRECHNUNG 10

"Ich werde dir so schnell wie mglich ein Haus suchen, aber hoffe nicht darauf, da ich deine Hilfe suchen werde! Auerdem fhle ich mich hier sehr wohl mit meiner Familie!" Kim konnte sich trotz allem dem starken Einflu ihrer Mutter kaum entziehen. Wieder wurde sie das Gefhl nicht los, die Mutter spinne sie ein, wolle ihr Glck zerstren, wolle sie zum von ihrem Willen abhngigen Wesen degradieren. Das Abendessen verlief in gespanntem Schweigen. Die sonst bliche, gelste Unterhaltung ber dies und jenes kam nicht zustande, selbst das Kind sprte, da sich etwas gendert hatte, und lie sein sonst unvermeidliches Geplapper nicht hren. Als die Mutter endlich in ihrem Zimmer verschwunden war und Errol friedlich in seinem Bettchen schlummerte, kuschelte sich Kim an den warmen und Vertrauen gebenden Krper Dans.

"Liebling, bitte finde schnell ein Haus fr meine Mutter, ziemlich weit entfernt, damit sie so ohne weiteres sich nicht in unser Leben einmischen kann! Sie beauftragte eigentlich mich damit, aber du kennst mehr Leute und kannst dann auch gleich alle amtlichen Dinge regeln.!"

"Natrlich, Schatz, wird gemacht! Ich mu zugeben, es geht eine Welle der Autoritt von deiner Mutter aus, die selbst mir Angst macht! Diese Frau hat wohl noch nie eine Niederlage einstecken mssen?"

"Ich glaube nicht! Und je schneller sie hier auszieht, desto besser!"

"Das stimmt, Liebling!" meinte Dan und begann Kims Krper sanft zu streicheln. Wohlig schmiegte sich Kim an ihren Mann, dessen sensible Hnde selbst nach so vielen Ehejahren noch alle Gefhle in ihr wecken konnten und sie alles um sich herum vergessen lieen. Aber trotz ihrer hingebungsvollen Liebe kam in dieser Nacht der bse Traum zu ihr und lie sie schluchzend aufwachen.

"Kim, Liebling, was hast du denn?" Dan beugte sich auf sie herunter und strich ihr zart ber die Wangen. Kim ergriff zitternd seine Hand und legte sie auf ihr wie wild schlagendes Herz.

"Der bse Traum - meine Mutter hat mich wieder in ihrer Macht!" schluchzte Kim.

"Unsinn, Kim, du hast doch mich an deiner Seite - GEMEINSAM sind wir unschlagbar! Selbst deine Mutter hat da das Nachsehen!" trstete Dan sie und nahm sie in die Arme. Wie ein kleines Kind in die Arme der Mutter so schmiegte sich Kim an den starken Krper ihres Mannes und glitt langsam wieder in Schlaf. Bewacht und behtet von Dan.

"Wie kannst du dein Kind nur mit der Tochter dieser - dieser Dienstboten spielen lassen? Und warum darf er schon so frh aufstehen? Hat er schon etwas gelernt?" Die Mutter nahm Kim sichtlich ins Kreuzverhr, als diese in der Kche gerade das Frhstck vorbereitete.

"Das ist mein Leben, das geht dich gar nichts an!" bemerkte Kim wrdevoll, dann brachte sie das Tablett ins Zimmer.

"Aber dein Kind ist doch schon fast drei Jahre alt, du mut seine Erziehung in die Hand nehmen!" die Mutter war Kim gefolgt, wollte das Thema noch nicht fallen lassen. Kim stellte das Tablett hart auf der Tischplatte ab und fuhr mit wtendem Gesicht zu ihrer Mutter herum.

"ber Errols Erziehung entscheiden Dan und ich! Ich hatte gengend Gelegenheit, deine Erziehung kennenzulernen und ihre Auswirkung zu spren! Mein Kind wird frei erzogen, darf seine Erfahrungen selbst sammeln und sich seine Freunde selbst aussuchen! Auerdem sind Anne und Jack Miles keine Dienstboten, sondern Freunde, die uns ebenso helfen, wie wir ihnen helfen! Damit mchte ich das Thema beenden und bitte dich, es auch whrend deiner Anwesenheit hier nie wieder anzuschneiden!" Sprachlos starrte die Mutter ihre resolute Tochter an. Was war aus dem so leicht zu beeinflussenden und zu beherrschenden Kind geworden? Die Mutter sah, da sie hier nur mit einer neuen Taktik zum Ziel gelangen konnte. Einlenkend erwiderte sie also:

"Reg' dich nur nicht so auf, Kim! Ich sehe, dein Mann hat groen Einflu auf dich, ich mu mich also wohl an ihn halten!" Damit rauschte sie aus dem Zimmer. Dan beeilte sich wirklich, ein Haus fr die Mutter zu finden, da er erschreckt war ber Kims Wandel. Trotz aller Aufmunterung und Untersttzung seinerseits schien sie wieder auf dem Weg zu sein, sich der Mutter unterzuordnen. Nach einer Woche hatte er Erfolg: zweihundert Meilen von ihnen entfernt wurde ihm ein kleines Haus in einem Stdtchen angeboten, das schn zwischen sanften Hgeln lag. Da auch der Preis akzeptabel war und das Haus sofort bezugsfertig, erledigte Dan alle Formalitten und half der Schwiegermutter sogar, sich dort einzurichten, Kim blieb mit Errol auf der Farm. Befreit von der erdrckenden Gegenwart der Mutter lebte Kim wieder auf, allein gestrt durch tgliche Telefonate seitens der Mutter, die zu jeder mglichen und unmglichen Tageszeit anrief, sich zu erkundigen, wie es denn ginge. Kim versuchte zwar, die Mutter zu berzeugen, da ein wchentlicher Anruf es auch tte, doch vergeblich. Langsam schickte sie sich drein und auch das nervse Zittern verlie sie mit der Zeit, was sie immer hatte, wenn das Telefon klingelte. So wuchs Errol heran, von Liebe umgeben und mit zarter Hand gelenkt. Dan fand immer Zeit, mit seinem Sohn auf die Jagd zu gehen, ihn zu lehren mit dem Gewehr, aber auch mit Pfeil und Bogen umzugehen, sich in der Natur zurecht zu finden und deren Gesetze zu respektieren. Oft gesellte sich Kim zu den beiden, sei es, da sie selbst an der Lehrstunde teilnahm, sei es auch nur, um das Mittagessen in Form eines Picknicks heraus zu bringen. Oft unternahmen sie zu dritt lange Ritte, wobei der Junge sich geschickt und ohne Furcht im Sattel eines braven Pferdes hielt. Die langen Winterabende verbrachte die Familie im Haus, gemtlich vor dem Kamin sitzend, in welchem groe Scheite knisternden Holzes brannten. Dann las Kim aus Bchern vor oder erzhlte Geschichten, Errol hrte ihr mit aufmerksamem Kindergesicht zu und Dan beschftigte sich in einer Ecke des groen Salons mit seinen Farben. Weihnachten wurde feierlich, doch ohne jeden Zwang oder vorgeschriebene Ordnung begangen, am ersten Feiertag kamen Dans Eltern zu Besuch, am nchsten manchmal, wenn das Wetter es zulie, Kims Mutter. So kamen und gingen die Jahreszeiten. Es war ein warmer Frhlingstag, Kim war im Garten gerade am Umgraben ihrer Blumenbeete, als ihr ein stechender Schmerz in den Rcken fuhr. Mit gekrmmtem Rcken schleppte sie sich ins Haus und rief nach Dan, der in seinem Atelier arbeitete.

"Schatz, komm doch bitte schnell, mir geht es nicht gut!" Dan lie sofort Pinsel und Palette liegen und eilte ins Zimmer zu seiner Frau.

"Was hast du denn? Wo schmerzt es dich?"

"Ich habe gerade umgegraben, da hat es einen Stich in meinem Rcken getan und ich mute mich hinlegen!"

"Hast du das schon mal gehabt?"

"Noch nie, es ist einfach so gekommen!" Dan war schon am Telefon.

"Ich rufe den Arzt, der soll dich untersuchen!"

"Ich hoffe nur, er zwingt mich nicht dazu, ins Krankenhaus zu gehen!"

"Kim, wenn der Arzt dich einweist, dann ist es auch ntig! Ich komme schon hier schon zurecht! - Hello, Doktor Walker! Hier spricht Ackroyd! Meine Frau hat starke Schmerzen im Rcken, knnten sie mal vorbeikommen und nachsehen? Wie? Heute nachmittag? In Ordnung! Vielen Dank! Auf Bald!" Dan setzte sich neben Kim und ergriff zart ihre Hand.

"Kopf hoch, es wird schon nicht so schlimm sein! Ruhe dich erst einmal richtig aus, der Doktor wird schon helfen!"

"Oh Dan, ich hasse es, wenn ich anderen zur Last falle! Ich bin zwar zum Glck nur selten krank, aber es regt mich jedes Mal auf, wenn ich das Bett hten mu und sehe, wie du dir meine Arbeit auch noch aufldst!"

"Aber Kim!" Dan kte sie behutsam auf den Mund. "Du bist doch keine Last! Und die Arbeit mache ich mit Freuden, wenn ich dich nur entlasten kann und du wieder gesund wirst. La dir deswegen mal keine grauen Haare wachsen!" Das war ein alter Witz zwischen den beiden, denn Kims rote Pracht war seit der Scheidung massiv von grauen Strhnen durchzogen, die sie aber geschickt mit Farbe zu verdecken wute. Als der Arzt am Nachmittag kam, waren die Schmerzen fast vergangen, sowie sich Kim aber brsk aufrichtete, um den Arzt zu begren, durchzuckte es sie wieder wie ein feuriges Eisen. Der Arzt konnte so keine konkrete Diagnose stellen und schlug vor, Kim ins nchste Krankenhaus mitzunehmen, ihren Rcken rntgen zu lassen und sie dann wieder nach Hause zu bringen.

"Einverstanden, Doktor! Auf bald, Dan! Sag auch Errol, da seine Mama sich beeilen wird, wieder zu ihm zu kommen!" Dan half seiner Frau in den Wagen des Arztes und kte sie zum Abschied zrtlich.

"Komm mit guten Nachrichten wieder!"

"Hoffentlich, Dan!" Die Rntgenbilder zeigten tatschlich nur eine kleine Verschiebung einer Bandscheibe, eben genug, um bei einer falschen Bewegung auf den Nerv zu drcken und damit die Schmerzen auszulsen. Sie zeigten aber auch, da Kims Wirbelsule unnatrlich gerade war.

"Welche Art von Sport haben sie whrend ihrer Wachstumsphase betrieben?" fragte die freundliche Rntgenrztin, whrend sie die Bilder analysierte.

"Zwischen meinem dritten und fnfzehnten Lebensjahr hatte ich Ballettunterricht, spter bin ich geritten, was ich auch heute noch praktiziere!" war Kims Antwort.

"Aha, dann ist ja alles klar. Das Ballett hat ihrer Wirbelsule den Knacks gegeben. Die unnatrlich aufgerichtete Haltung fhrt bei vielen Menschen, die Ballett ber lange Zeit hinweg ausben und bei fast allen Ballerinen zu dieser Art Schaden. Gutzumachen ist das nicht mehr, aber sie knnen durch ausgewogene Bewegung, auch Reiten oder Schwimmen, die Auswirkungen in Grenzen halten. Sollte die Bandscheibe jedoch weiter hervortreten, so mssen wir sie operieren, sonst knnten irreparable Schden an dem Nerv entstehen. Vorerst jedoch ruhen sie sich ein paar Tage aus, der Arzt wird ihnen ein paar schmerzstillende Mittel geben, dann sollte die Sache ausgestanden sein." So kam Kim wieder auf den Hof zurck und legte sich ins Bett. Als sie Dan das Ergebnis der Untersuchung erzhlte, bemerkte dieser nur trocken:

"Den Schaden an deiner Gesundheit hast du also auch deiner Mutter zu verdanken!" Weiter wurde ber die Sache nicht gesprochen und Kim konnte nach einigen Tage Bettruhe bald wieder ihr gewohntes Leben aufnehmen, schonte sich aber noch bei schweren Arbeiten. Der Sommer kam und mit ihm die Ferien. Die ganze Familie packte ihre Sachen ein und flog auf Kims Wunsch nach Irland. Jetzt, wo die Mutter dort nicht mehr wohnte, wollte Kim einmal ihre Schwester und deren Mann besuchen. Das Flugzeug brachte sie schnell auf die grne Insel, doch empfand Kim kein Heimweh. Schon lange hatte sie feststellen mssen, da das einmalige und unbeschreibliche Gefhl, welches sie bei dem Anblick der Landschaft um Dans Farm ergriffen hatte, nur dort zu spren war, kein anderes Land, keine andere Stadt hatten ihr je dieses Gefhl des Heimkommens, des Dja-vu, vermittelt. Die wenigen Tage mit der Schwester und deren nettem Ehemann vergingen wie im Flug. Kim besuchte mit Dan und Errol auch den Friedhof und legte am Grab der Groeltern, sowie an dem des Vaters einen Strau kanadischer Wiesenblumen nieder, die sie extra fr diesen Anla auf den Weiden hinter der Farm gesammelt hatte. Viel zu schnell verging die Zeit und schon muten sie wieder zurck. Maude versprach allerdings, soweit es ihr Beruf zulasse, ab jetzt jedes zweite Jahr einmal zu Kim zu reisen, in den Jahren dazwischen wollte Kim mit ihrer Familie Maude in Irland besuchen.

Es war ein sonniger Herbsttag, als Kim von einem langen Ausritt mit Sheila zurckkommend in den Hof einritt. Errol war in der Schule, Dan hatte in der Stadt zu tun und hatte Jack und Anne mitgenommen, die zwischenzeitlich einkaufen wollten, da ihr Auto zur Reparatur war. Da sah sie eine groe schwarze Limousine in die Auffahrt einbiegen. Schnell band sie ihre Stute an und eilte auf den Wagen zu, der gerade vor ihrem Haus anhielt. Dem Auto entstieg ein streng gekleideter Herr mittleren Alters, der eine groe schwarze Aktentasche in der einen Hand hielt und seine Schritte verlangsamte, als er Kim auf sich zu kommen sah.

"Mrs. Ackroyd?"

"Das bin ich! Wollen sie nicht hereinkommen, bitte? Um was geht es denn?" Kim ffnete dem Mann die Haustr und bot ihm im Salon Platz an. Der Mann setzte sich und wartete auch, bis Kim Platz genommen hatte, dann ffnete er seinen Aktenkoffer und entnahm ihm eine Brieftasche, die er Kim zeigte.

"Ich bin Chief Inspector Mulligan von der Kanadischen Botschaft in Spanien. Ich mchte mich noch einmal vergewissern: Sie sind Mrs. Dan Ackroyd, geborene Kim O'Keary, geschiedene Seora Jos Almerida?" Kim wurde immer ungemtlicher zu Mute. Was wollte der hohe Beamte in Zivil von ihr?

"Ich bin die Genannte und kann es ihnen auch beweisen, wenn sie das fr ntig erachten!"

"Nein, danke, ihr Wort gengt mir, zumal die Nachricht, die ich ihnen zu berbringen habe, nur fr sie eine Bedeutung hat, wenn auch keine sehr gute."

"Ja, dann sagen sie mir doch bitte, um was es sich handelt!" fuhr Kim nun doch ungeduldig auf. Der Beamte schien sich nicht sehr wohl zu fhlen, als er Kim ein Foto und eine offizielle Urkunde berreichte.

"Mrs. Ackroyd, ich mu ihnen leider eine traurige Nachricht berbringen: ihr geschiedener Mann ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen - und mit ihm sein Sohn Csar, der ja auch ihr Kind war." Wie versteinert hrte Kim die Worte des Mannes, fast wollte es ihr nicht gelingen, der Tatsache ins Auge zu sehen, da sie ihr erstes Kind nie wieder sehen wrde. Hatte sie im stillen doch noch immer darauf gehofft, da Csar, erst einmal volljhrig geworden, den Kontakt mit der wahren Mutter vielleicht wrde aufnehmen wollen. Bis jetzt, so war sie sicher, hatte der Vater ihm jeden Umgang mit ihr verboten. Und jetzt - vorbei! Vorbei die Hoffnung, vorbei auch ein junges Leben, das Besseres verdient htte, als mit dem Vater zu verunglcken. Wie aus weiten Fernen zurckkehrend fragte Kim den Mann mit tonloser Stimme:

"Wissen sie, wie es passiert ist?" Was machte es schon aus, es zu wissen oder nicht, den toten Sohn brachte dies nicht zurck, und doch wollte Kim alles wissen, vielleicht, um den Schock so einmal besser verkraften zu knnen, als wenn ihr alles stckchenweise beigebracht worden wre.

"Ihr geschiedener Gatte hatte in letzter Zeit weniger Glck bei seinen Stierkmpfen, hatte ja auch schon seine ersten Jugend hinter sich, dafr feierte um so grere Feste und sprach dort nicht nur dem Alkohol in groem Mae zu, sondern nahm auch Drogen, wie es scheint. Nach einer solchen durchfeierten Nacht, bei der auch sein fnfzehnjhriger Sohn anwesend war, fuhr er auf gebirgiger Strae mit berhhter Geschwindigkeit in eine Kurve, mu dort die Kontrolle ber seinen Wagen verloren haben und ist in einen Abgrund gerast - Vater und Sohn waren sofort tot. Als wir der Witwe die Nachricht vom Tod ihres Mannes und des Stiefsohnes berbrachten, lag sie gerade in den Armen eines Freundes ihres Mannes, war daher auch nicht zu traurig ber den Verlust, zumal sie die Alleinerbin des Verstorbenen war. Seor Almerida und sein Sohn wurden auf dem kleinen Friedhof des Heimatortes von Seor Almerida beigesetzt, ich habe hier die Adresse, falls sie einmal das Grab besuchen oder einen Kranz schicken mchten." Damit reichte er Kim einen kleinen Zettel, auf dem eine spanische Adresse geschrieben stand. Kim nahm ihn dankend entgegen und stand dann mit wankenden Knien auf.

"Mister Mulligan, ich danke ihnen dafr, da sie die weite Reise auf sich genommen haben, um mir die Trauerbotschaft zu berbringen, doch mu ich sie jetzt bitten, mich mit meinem Schmerz alleine zu lassen. Es ist wahr, ich hatte zwar seit mehr als zwlf Jahren keine Nachricht von meinem Kind, aber das hatte ich nicht erwartet!" Mitfhlend nickte der Beamte und bot ihr seine Hand zum Abschied, die sie auch ergriff. Dann lief sie in ihr Schlafzimmer und warf sich auf das breite Bett, ihren Trnen freien Lauf lassend und bis zur totalen Erschpfung schluchzend, so fand sie Dan Stunden spter, als er nach Hause zurckkehrte und sich wunderte, warum seine Frau ihn diesmal nicht, wie sie es sonst immer tat, in der offenen Tr erwartete. Eiligen Schrittes durchsuchte er das Haus, Kims Namen rufend und als er die Schlafzimmertr ffnete, dachte er erst, seine Frau sei ohnmchtig geworden.


"Kim, was ist mit dir, bist du krank?" Er kniete vor ihr nieder und strich zart die roten Locken zur Seite, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Da erst sah er ihre verweinten Augen und das vor Trauer verzerrte Gesicht.

"Kim, mein Gott, was ist passiert - Errol?" Er wagte nicht, an ein Unglck ihres Sohnes zu denken. Erleichtert stellte er fest, da Kim verneinend leicht den Kopf schttelte.

"Aber was ist dann passiert?" Mit einem Aufschrei warf sich ihm Kim in die Arme und schluchzte:

"Nicht Errol, aber Csar - er ist tot! Verunglckt mit seinem Vater, als dieser getrunken hatte und unter Drogen stand! Tot mit nur fnfzehn Jahren - er war doch auch mein Kind!" Dan konnte nichts anderes tun, als Kim fest an sich drcken und ihr seine ganze Liebe zu zeigen.

"Kim, mir fehlen die Worte, um dir zu sagen, wie sehr ich mit dir fhle. La uns gemeinsam deine Trauer tragen, komm, denk an dein anderes Kind, es braucht dich - und ich brauche dich auch! Gemeinsam werden wir auch diese Prfung berstehen!" Seine Worte drangen nur schwer bis zum Bewutsein Kims durch, doch mute sie einsehen, da Dan recht hatte, sie mute an die Lebenden denken, die Toten wurden durch Verzweiflung und Trnen nicht mehr zum Leben erweckt! Nachdem sie den ersten Schock mit Dans Hilfe berstanden hatte, begann sie wieder, ihr tgliches Leben aufzunehmen, kmmerte sich noch mehr als sonst um Errol, der mit jedem Tag hbscher und intelligenter wurde und dem die Schule unheimlichen Spa bereitete. Whrend der Ferien war die Familie meist beisammen, oft machten sie Ausflge in die Umgebung, manchmal im Auto, oft aber auch zu Pferde oder mit einer kleinen Kutsche, die Dan gebaut hatte. Zwei brave Pferde wurden vor den einfachen Wagen gespannt, der wie die Planwagen der frheren Siedler gebaut war, nur kleiner, dafr aber jeglichen Komfort enthielt. Wenn schnes Wetter war, nahmen sie zu Essen mit und ein groes Zelt und verbrachten die Nacht beim Lagerfeuer im Freien. Als Errol heranwuchs nahm ihn Dan mit seiner Frau auch fters zu Ausstellungen mit, erweckte in seinem Sohn die knstlerische Ader, brachte ihm Respekt vor der Natur bei und Freude am freien Leben. Auf der hheren Schule stellte sich heraus, da Errol nicht nur ein hervorragender Reiter und Bogenschtze war, sondern auch sonst ein sehr guter Sportler. Als er den Wunsch uerte, seine Fhigkeiten als Beruf auszuben, setzten sich die Eltern mit ihm zusammen.

"Errol, du hast deiner Mutter gesagt, da du gerne Sportler werden willst, stimmt das?" In Dans Stimme schwang ein klein wenig Stolz auf den Sohn mit.

"Ja, Daddy, ich mchte Profisportler werden, am liebsten Fnfkmpfer, da kann ich alle Sportarten ausben, die ich so liebe." Wie er da so vor seinen Eltern stand, mute er sie ja alleine mit seiner Figur berzeugen, da der von ihm gewhlte Lebensweg der richtige sei. Errol war ein fr seine sechzehn Jahre hochgewachsener Jngling mit harmonischem Krperbau, schlank, aber muskuls und einem schnen, schon jetzt viel Charakter verratendem Gesicht. Dunkles, gewelltes Haar hing ihm in den Nacken, nur eine kleine widerspenstige Strhne fiel ihm in die hohe Stirne. Dunkelbraune Augen unter markanten Brauen leuchteten wie tiefe, geheimnisvolle, torfige Seen, die kleine Nase akzentuierte noch die fein geschwungenen Lippen, die so oft und so gerne lachten. Kein Zweifel, Kims kleiner Junge war zum umschwrmten Teenager herangewachsen, doch die Mdchen hatten ihm gut nachlaufen, ihn interessierte nur sein Sport.

"Du wirst viele Hhen und Tiefen erleben, wenn du die sportliche Laufbahn einschlagen willst!" lie sich Kim vernehmen. "Aber ich glaube, du bist darauf vorbereitet, du hast ein wenig von meinem Starrsinn geerbt, wenn ich etwas wollte, habe ich es auch meistens erreicht, ich habe also keine Angst um deine Zukunft!"

"Danke Mum, und du Dad, wie denkst du darber?"

"Ich bin stolz auf meinen Sohn und werde dir mit Mum alle Untersttzung zukommen lassen, die wir dir nur geben knnen, damit sich dein Traum erfllen kann!" Dankbar fiel Errol seinen Eltern um den Hals.

"Dann will ich im nchsten Jahr aufs Sportlerinternat, dort lernen wir zwar auch alles mgliche, aber der Sport ist die Hauptsache. Und wir werden schon gesponsort, wenn wir die Auswahlkriterien erreichen!"

"Dann wollen wir mal sehen, da wir dir beim Erreichen der Kriterien helfen. Du kannst dein Reitpferd mitnehmen, das wird dir schon einige Pluspunkte geben!" meinte der Vater und Kim fgte hinzu:

"Ich kann mich zwar schwer auf die Trennung einstellen, aber wenn es dein Wunsch ist, mein Kind.. Mir wurde alles verwehrt, was mir Spa gemacht htte, ich durfte nie meinen eigenen Weg gehen! Profitiere also, mein Sohn, und werde glcklich mit deiner Wahl!" Und wirklich, schon nach kurzer Zeit war Errol der Star des Internates und nahm an internationalen Jugendwettkmpfen siegreich teil. Die Eltern waren bei fast jedem Wettbewerb dabei, um ihrem Kind moralische Untersttzung zu geben - oder auch, zu trsten, wenn es einmal nicht so gelaufen war, wie Errol sich das erhofft hatte. Doch nach Regen kommt Sonnenschein und der junge Mann stieg schnell auf der Erfolgsleiter nach oben. Er wurde der jngste Fnfkmpfer, den sein Land je zu Olympischen Spielen geschickt hatte - und dankte es mit seinem grten Erfolg. Im Sportlerdorf war es auch, wo ihm eines schnen Abends, als er vom Training auf dem Weg ins Hotel war, ein junges Mdchen fast vor die Fe fiel. Die Sportlerin war auf einer rutschigen Stelle ins Stolpern gekommen und konnte sich nur so vor einem Sturz bewahren, da sie sich an Errol festklammerte:

"Pardon, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten!" stotterte die junge Dame, als sie in Errols erstauntes Gesicht blickte, doch dann lchelte sie entzckt: "Errol Ackroyd, der berhmte Fnfkmpfer!"

"Hello!" grte dieser und stellte das Mdchen wieder auf die Fe. "Stimmt, ich bin Errol Ackroyd, und du?" Die Frage war zwar etwas direkt, doch unter Sportlern nicht unhflich und Errol hatte etwas an der schlanken, hochgewachsenen Gestalt gefunden, das ihn berhrte. Das Mdchen besa ein fein geschnittenes Gesicht mit langen schwarzen Haaren, die ihr bis weit auf den Rcken fielen, groe dunkle Augen unter fein geschwungenen Brauen, eine se Nase und Lippen, die zum Kssen wie geschaffen schienen.

"Ich bin Cline Belvedere, Dressurreiterin im franzsischen Kader - aber nur Ersatz!" setzte sie bedauernd hinzu.

"Deine Chance wird auch einmal kommen!" bekrftigte Errol, aber wollen wir unsere auf so ungewhnliche Art begonnene Bekanntschaft nicht an irgendeinem gemtlicheren Ort fortsetzen?"

"Wenn es nicht zu spt wird, ich mu morgen frh aus den Federn!" stimmte Cline zu. Gemeinsam begaben sich die beiden jungen Leute in ein kleines Caf, das nicht so bervlkert war, wie die anderen Treffpunkte der Sportler und lieen sich bei einem Kaffee an einem der kleinen Tische nieder. Nach diesem Abend, der sie zu Freunden machte, die sich sympathisch fanden, verbrachten sie ihre freie Zeit oft zusammen und aus Freundschaft wurde langsam mehr. Doch die Zeit der Trennung nahte, die Spiele gingen zu Ende. Jeder mute in sein Heimatland zurckreisen. Adressen wurden ausgetauscht und Versprechen gegeben, sich zu schreiben und zu telefonieren. Dann nahte der Abschied. Errol hatte es nicht ber sich bringen knnen, die kleine Franzsin zu der seinen zu machen, ohne die Sicherheit zu haben, da auch ihre Gefhle fr ihn so stark waren, wie die seinen. Und fr eine kurze Romanze war ihm Cline zu schade - alles oder nichts, so lautete auch seine Parole im Wettkampf und an diese hielt er sich. Kim merkte sogleich, als sie ihren Sohn am Flughafen in Empfang nahm, da ein groes, schnes Ereignis ihn hatte reifen lassen - und das war nicht die Medaille, die er so stolz um den Hals trug - das war die Liebe! Nachdem der Trubel der Reporter abflaute, nahm Kim Errol beiseite:

"Nicht wahr, du hast dein Herz verloren, mein Sohn?" So direkt von der Mutter darauf angesprochen, konnte Errol nur bejahend nicken.

"Sie ist nicht mitgekommen?" Suchend ging der Blick Kims zu den anderen Sportlern der kanadischen Mannschaft.

"Sie ist Franzsin, Mum! - Zwischen uns war nichts, nur tiefe Freundschaft - aber ich glaube, sie wre die Frau meines Herzens." flsterte Errol seiner Mutter kaum hrbar zu.

"Ich habe grere Probleme meistern mssen, mein Sohn, als du, gemeinsam - wenn du willst - werden wir dir deine Braut schon wiederfinden!"

"Du bist ein Engel, Mum!" grinste Errol und zog seine Mutter zum Ausgang. Und wirklich, Kims Erfindergeist kannte - wortwrtlich - keine Grenzen, sie lud die ganze franzsische Dressurequipe nach Kanada ein, zu einem Freundschaftsturnier, der Organisator war ein guter Kunde Dans, und so kam, da namentlich eingeladen, auch Cline zu dem Wettbewerb. Errol war auer sich vor Freude und eines Abends, nach einem langen Ausritt auf Dans Vollbltern, kamen die beiden jungen Leute mit roten Kpfen und glcklichen Gesichtern wieder auf den Hof geritten, sprangen von ihren Pferden und eilten zu Kim und Dan ins Haus.

"Sie kommen, Dan, ich glaube, wir haben Grund zum feiern!" bemerkte lchelnd Kim und schaute auf ihren Mann, der scheinbar noch nicht so ganz mit dem Gang der Dinge vertraut war.

"Was gibt es denn zu feiern?"

"Das werden die beiden uns sicher gleich mitteilen!" feixte Kim, als Errol und Cline auch schon in den Salon gestrzt kamen.

"Mum, Pa, darf ich euch meine zuknftige Frau vorstellen? Cline Belvedere!" Damit gab Errol der jungen Frau einen Ku auf den Mund, dann zog er sie erst zu Kim, dann zu Dan, die die beiden herzlichst beglckwnschten.

"Wo wollt ihr denn wohnen?" fragte die praktisch denkende Kim ihren Sohn.

"Wir haben uns noch nicht entschieden, Cline mchte eventuell fr Kanada starten, da kme sie sofort in die Auswahl und wir wrden uns eine kleine Farm mit groer Reithalle und Schiestand in der Nhe unseres Trainingszentrums kaufen, aber auch ein kleines Huschen in Frankreichs Sden, der Heimat Clines."

"Das klingt ja sehr vernnftig!" lie sich nun auch Dan vernehmen. "Wir werden euch natrlich bei der Verwirklichung eurer Plne gerne helfen, wenn ihr wollt!"

"Danke, Pa, natrlich nehmen wir gerne eure Hilfe in Anspruch! Nicht wahr, Cline?"

"Aber natrlich und vielen Dank auch!" hauchte die junge Franzsin.

"Na, da wird die Familie ja noch internationaler!" meinte Kim frhlich, darauf anspielend, da sie irischer und Dan schottisch-franzsicher Abstammung war. Errol fhlte sich als Kanadier und Clines Vater war zwar Franzose, die Mutter jedoch italienischer Herkunft.

"Und jetzt die groe Frage - wann wird geheiratet und wo?"

"Sobald wie mglich!" riefen Errol und Cline gleichzeitig, brachen verschmt ab und wurden rot bis hinter die Ohren.

"Das wre also geklrt!" lachte Dan und nahm seinen Sohn in den Arm! "Du Lausbub! Und wo wollt ihr getraut werden?"

"Wir dachten, wir werden hier in Kanada standesamtlich heiraten und dann kirchlich in Frankreich - so knnen wir nmlich zwei Mal feiern!" meinte Errol verschmitzt und zwinkerte seiner Braut zu.

"Einverstanden!" lie sich nun Kim vernehmen, aber dein Vater und ich werden auf beiden Hochzeiten tanzen!"

"Klar, Mum, da haben wir auch gar nichts dagegen, oder, Chrie?"

"Natrlich knnen deine Eltern an beiden Feiern teilnehmen, wer knnte es ihnen verwehren?" meinte die junge Braut und lchelte Errols Eltern zu. So geschah es dann auch. Die standesamtliche Trauung sah das junge Paar in Kanada, selbst Dans Eltern, gebrechlich und vom Alter gebeugt, hatten es sich nicht nehmen lassen, bei der Trauung ihres einzigen Enkelkindes mit dabei zu sein. Nur Kims Mutter fehlte, sie lag im Krankenhaus und wre auch sonst nicht in der Lage gewesen, der Trauung beizuwohnen. Kim hatte noch ein paar Reiter fr ihre Pferde organisiert und so konnte das frisch getraute Paar zwischen einem Spalier von festlich gekleideten Reitern auf schn geschmckten Pferden schreiten. Am Ende des Spaliers wartete eine Kutsche auf Errol und seine junge Frau, die sie in ihr neues Heim brachte, welches Dan fr seinen Sohn und seine Schwiegertochter eingerichtet hatte. Auf Clines Wunsch hingen auch einige Werke des Malers Dan Ackroyd an den Wnden, Landschaften aus Frankreich und ihr eigenes Turnierpferd, von Dans kundiger Hand naturgetreu nachempfunden. Kim hatte im Garten Hand angelegt, die Reitbahn war frisch geharkt und in den Stllen wieherte der Eltern Hochzeitsgeschenk: ein Hengst und eine Stute aus Dans Zucht. Nach kurzen Flitterwochen begab sich das junge Paar dann mit Dan und Kim nach Frankreich, wo in einer kleinen Dorfkirche unter sdlicher Sonne das Paar auch den Segen der Kirche erhielt. Kim tanzte wie versprochen bis in die frhen Morgenstunden und schlo die Eltern Clines sofort ins Herz. Waren dies doch einfache Leute, aber mit einer unbndigen Lebensfreude versehen, die sie es auch leichter nehmen lie, da ihre Tochter jetzt so weit entfernt auf einem anderen Kontinent ihr Zuhause finden wrde.

"Hauptsache, sie ist glcklich!" meinte Clines Mutter und trstete sich mit dem Gedanken, da das junge Paar ja auch ein Haus in ihrer Nhe kaufen wrde, um dort jedes Jahr ein paar Wochen zu verbringen. Und dann hatte Madame Belvedere ja noch drei Mdchen, alle jnger als Cline, um die sie sich kmmern mute. Dan und Kim reisten bald nach der Hochzeitsfeier wieder nach Hause.

"Bist du sehr traurig, da Errol jetzt verheiratet ist?"

"Warum sollte ich traurig sein, du Dummer?" schimpfte mit gespielter Emprung Kim. "Schlielich habe ich ihn lange genug gehabt, er soll sich nun sein eigenes Leben aufbauen! Und vergessen wird er seine alte Mutter ja wohl nicht?"

"Wer sagt denn hier, da du alt bist? Na ja, die Jngste bist du jedenfalls nicht mehr, das steht fest!" witzelte Dan und erhielt fr seinen Vorwitz sogleich eine leichte, liebevolle Ohrfeige Kims.

"Ich bin sicher nicht mehr jung, aber noch keine fnfzig und habe noch meine Plne! Auerdem ist man so alt, wie man sich fhlt und ich fhle mich noch sehr jung!" erklrte sie gespielt gekrnkt.

"Aber sicher, Schatz, ich habe auch noch meine Plne! - Besonders fr heute Abend!" lchelte vielsagend Dan.

"Du Schwerenter, du! Kannst du nicht einmal an etwas anderes denken?"

"Doch, Liebste! Ich denke daran, da du von Tag zu Tag schner wirst in deiner Reife und da es Zeit war, da unser Junge eine eigene Familie gegrndet hat - so bleibt dir nmlich mehr Zeit fr mich!" schmunzelte Dan und beugte sich zu seiner Frau, um sie liebevoll zu kssen. Als sie am Abend in ihrem groen Bett lagen, schmiegte sich Kim liebevoll an ihren Gatten und lie sich von ihm wie stets in den Himmel der Gefhle tragen. So verging die Zeit wie im Fluge, Dan und Kim kamen sich noch nher, zumal Kim ihren Mann jetzt stets begleitete und an seinen Erfolgen als Knstler regen Anteil nahm. Manchmal bettigte sie sich als Schriftstellerin, verfate Artikel fr eine Reitsport-Zeitschrift oder schrieb kurze Abhandlungen zu sie interessierenden Themen. Kims Mutter ging es immer schlechter, sie verlie das Krankenhaus nicht mehr und eines Tages teilte man Kim telefonisch mit, da ihre Mutter gestorben sei. Kim fuhr sofort los, um die Beerdigung zu organisieren, da die Mutter gebeten hatte, man mge sie doch in Kanada bestatten. Aus der Testamentserffnung ging hervor, da Kim Alleinerbin war, Maude erhielt nur ein kleines Legat. Im Testament stand aber auch, da die Mutter es aus Scham nicht bers Herz gebracht hatte, ihren Fehltritt einzugestehen und da Kim das Kind ihres ehemaligen Chefs sei, der dafr auch gezahlt habe, lediglich dem Namen nach war sie also Lloyd O'Kearys Tochter, doch dieser hatte nie auch nur geahnt, da Kim nicht sein Kind war.

Am Abend nach der Beerdigung nahm Kim das kleine Flugzeug, das sie so schnell wie mglich wieder zu ihrer geliebten Familie bringen wrde. Als sie hoch ber den weiten Ebenen dahin flog, kam ihr der Gedanke, da ihre Mutter nun jegliche Gewalt ber sie verloren habe und der schreckliche Traum nun wohl fr immer aus ihrem Gedchtnis entschwunden sei. Lchelnd und glcklich lie sie sich vom leisen Summen der Motoren einlullen.

Doch dann wurde ihr Alptraum in einem schrecklichen Krachen zur Wirklichkeit, wurde sie, dich sich befreit glaubte von der Abhngigkeit und Unterdrckung seitens der Mutter, mit einem Schlag zum von anderen Menschen abhngigen Behinderten. Wurde die schreckliche letzte Traumsequenz zur Wahrheit.

Als sie aus der Vergangenheit wieder in die Gegenwart zurckkehrte, sah sie in Dans warme, jetzt trnenfeuchte Augen, die noch immer auf ihrem Gesicht ruhten und der ihr jetzt ein verheiungsvolles Lcheln schenkte.

"Wir werden es schon schaffen, Kim, Liebste, gemeinsam!" Ein unvergleichlich schnes Gefhl durchflutete Kims schmerzgepeinigten Krper: Ja, sie wird nicht aufgeben - nicht, solange Dan an ihrer Seite ist - sie werden gemeinsam ein neues Dasein aufbauen, sie wird all ihre Kraft und Energie daran setzen, ein so normales Leben wie mglich zu fhren, den von ihr so geliebten Reitsport wird sie unter allen Schwierigkeiten fortsetzen - hat sie doch schon schwerbehinderte Menschen reiten sehen, denen Gliedmaen fehlten, so wird es auch ihr gelingen, auerdem knnen die modernen orthopdischen Hilfen ja so viel - sie werden das Haus umbauen, das Schlafzimmer in das Erdgescho verlegen, damit sie nicht immer die Treppe benutzen mu, sie wird versuchen, ihrer Familie eine so vollwertige Hilfe wie mglich zu sein -

sie wird sich und der Welt wieder einmal beweisen, da alles mglich ist, wenn wir lieben und wissen, da wir geliebt werden!

 
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