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ABRECHNUNG 8

DAN - EIN NEUER ANFANG

"Und hier sehen Sie einige Werke eines bei uns noch nicht so bekannten Knstlers, der hauptschlich Pferde und Landschaften seiner kanadischen Heimat malt, Dan Ackroyd!" Bei diesem Namen fuhr Kim wie von der Tarantel gestochen herum und bat den Fhrer in der Kunstgalerie, den Namen noch einmal zu nennen.

"Dan Ackroyd, Seora. In Spanien ist dies seine erste Ausstellung, ich habe einige Werke von ihm in England gesehen und hielt sie fr wert, bei uns ausgestellt zu werden. Interessieren Sie sich fr seine Bilder?" fragte der Fhrer und beobachtete Kim mit einem erstaunten Blick, ob deren sichtlicher Erregung.

"Oh, ja! Die Bilder - und der Maler! Es mu ein auergewhnlicher Mensch sein, der so viel Leben und Stimmung in seine Bilder legen kann."

"Ich bin erfreut, da Sie so denken!" lie sich eine tiefe Stimme hinter ihr vernehmen, bei deren Klang Kim erschauerte und sich zusammenreien mute, um nicht ohnmchtig zu werden. Langsam drehte sie sich in die Richtung des Sprechers.

"Kim - DU! - Ich meine, Verzeihung, Mies O'Keary! Wie kommen Sie denn hier her?" Jetzt war es an der Reihe des jungen Mannes, verlegen zu werden. Hatte die Begegnung mit Kim doch auch bei ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen, hatte er doch seit dem frmlichen Abschied bei Kims Chef ohne Unterla an sie denken mssen! Und jetzt war sie hier, in seiner Ausstellung! Und empfand dasselbe fr seine Werke, das auch er sprte, wenn er sie malte.

"Mister Ackroyd, welch ein Zufall!" Kims Stimme klang noch gefhrlich unsicher, was auch der feinfhlige Knstler bemerkte. Ebenso sah er, da sich schon einige Besucher nach ihnen umdrehten. Da er kein Aufsehen erregen wollte und noch weniger von einigen sogenannten Kunstbeflissenen in Beschlag genommen werden wollte, ergriff er Kim zart am Arm und zog sie zum Ausgang hin.

"Lassen Sie uns von hier verschwinden, ehe die Menge merkt, wer ich bin!" flsterte er ihr zu und sie lie sich willig entfhren. In einem kleinen lauschigen Caf lieen sie sich an einem abseits stehenden Tisch nieder. Kim konnte es noch immer nicht fassen, da das Schicksal ihr diesmal gndig gestimmt zu sein schien.

"Wie kommen Sie hierher? Ich dachte, Sie seien schon lngst nach Kanada zurckgekehrt?"

"Dort war ich auch zwischenzeitlich, mute einmal nach dem Rechten sehen. Da ich aber dem hiesigen Galeriebesitzer versprochen hatte, einige meiner Werke, die er bei den Mullers gesehen hatte, bei ihm auszustellen, bin ich wieder nach Spanien gereist - um Sie auf so unglaubliche Art und Weise wiederzusehen!" Aus seiner Stimme klang so viel Gefhl, da Kim ganz berwltigt war.

"Auch ich habe immer gehofft, Sie einmal wiederzusehen!" hauchte sie fast unhrbar. Da nahm der junge Mann ihre Hand in die seine und bat mit warmer Stimme:

"Darf ich Sie dann bitten, mich Dan zu nennen?"

"Wenn Sie Kim zu mir sagen!"

"Mit Freude, Kim!" Ihre Augen sagten mehr, als ihre Worte es ausdrcken konnten und ihre Hnde waren noch immer in stiller Absprache ineinander verschlungen.

"Was mchten die Herrschaften bestellen?" Die Ankunft des Kellners brach den Zauber und holte die beiden jungen Menschen wieder auf die Erde zurck.

"Zwei Orangenlimonaden, bitte!" bestellte Dan, mit einem Blick Kims Einverstndnis suchend. Als der Kellner wieder verschwand, um das Gewnschte zu holen, lchelten sich die beiden an.

"Ich hatte nicht gehofft, dich so schnell wiederzusehen!" Dan konnte sein Glck noch gar nicht richtig fassen.

"Ich habe seit unserer Trennung Tag und Nacht an dich gedacht, Dan. Ich wollte es nicht wahrhaben, da du so einfach aus meinem Leben verschwunden bist, aber ich hatte keine Mglichkeit, dich zu finden!"

"Mein Gott, was war ich fr ein Idiot!" schlug sich Dan vor die Stirn. "Ich habe bei dem pltzlichen Abschied doch glatt vergessen, dir meine Adresse zu geben, oder nach der deinen zu fragen! Und so stand ich genauso dumm und verloren da, wie du!"

"Aber Gott hat gewollt, da wir uns wiederfinden!" beschlo Kim die Rede und beugte sich zu Dan, der ihr einen sanften Ku auf die Lippen hauchte. Da war es pltzlich Kim, als ob sie zu den Sternen flge, als ob Erde und Zeit und Raum stillstehen wrden. Darauf hatte sie ein Leben lang gewartet! Auf dieses Gefhl! Das war Liebe, das war Glckseligkeit! Vergessen all die Jahre der Unterdrckung durch ihre Mutter vergessen die bse Zeit mit ihrem Mann, vergessen die Trennung von ihrem Kind, vergessen, alles vergessen! Dan mute es fhlen, mute merken, da sie ihm ihre Seele, ihre Liebe, ihr ganzes Sein darbot - wrde er dies alles annehmen? Er stand auf und zog Kim mit sich, das Geld fr die ungetrunkene Limonade auf den Tisch legend.

"Komm mit, ich habe im Hotel ein Zimmer gemietet!" Sanft zog er sie mit sich fort. Als Kim sich viel spter in dem luxurisen Spiegel betrachtete, der fast die gesamte Wand des Zimmers in Anspruch nahm, konnte sie kaum glauben, da es noch dieselbe junge Frau war, die ihr da entgegen blickte. Dans Arme schlangen sich sanft von hinten um ihren Krper.

"Liebste, ich konnte dir nicht widerstehen und ich habe gefhlt, da auch du es wolltest - aber es darf kein weiteres Mal geben!" Bei diesen Worten schienen Kims Beine unter ihr nachgeben zu wollen, doch die starken Arme Dans hielten sie fest umschlungen.

"Ich mu dir reinen Wein einschenken, ich liebe dich zu sehr, als da wir mit einer Lge leben knnten - aber ich bin verlobt, werde bald heiraten. Ich kann dich nur vor die Wahl stellen: Gengt dir meine Freundschaft, so sollst du sie haben, in des Wortes edelstem Sinne. Willst du aber mehr, so werde ich dich verlassen und wir werden uns nie mehr wiedersehen, das bin ich meiner Verlobten und spteren Frau schuldig. Mein Eheversprechen ist mir heilig, aber es gibt Versuchungen, denen kann man schwer widerstehen und eine solche Versuchung wrst du! In diesem Falle also wrdest du nie wieder von mir hren! Whle also!" Kims Gedanken berschlugen sich, sie wurde in ihren Gefhlen hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Dan immer bei sich zu haben, seiner Bitte zu entsprechen und nur mehr Freunde zu sein und der Hochachtung vor der Reinheit seiner Gefhle. Wrde sie eine Trennung fr immer berleben knnen? Wrde sie seinem Wunsch nach reiner Freundschaft entsprechen knnen oder wrde sie in Versuchung geraten oder ihn in Versuchung fhren wollen? Wrde beider Kraft reichen, nach diesem Tag, sich nur als platonische Freunde gegenberstehen zu knnen?

"Da ich dich mehr liebe, als mein eigenes Leben, es aber nicht ertragen knnte, dich nie wieder zu sehen, bitte ich dich, mir deine Freundschaft zu geben und meine anzunehmen!" Da waren sie heraus, die Worte, die Kims Schicksal zu besiegeln schienen. Denn wenn Dan nicht ihr Mann sein knnte, das war klar, wrde es keinen anderen Mann in Kims Leben mehr geben. Sie sprte, wie sich die Anspannung in Dans Armen lste, er hatte mit angehaltenem Atem auf die Entscheidung Kims gewartet. Jetzt hauchte er ihr einen zarten Ku aufs Haar.

"Kim, du hast mich zum glcklichsten Mann auf der Erde gemacht!" Das verstand Kim zwar nicht, doch wollte sie den Moment des Glcks nicht noch mehr verderben und spielte wohl oder bel das Spiel mit.

"Dan, um eine Sache bitte ich dich: la uns nie wieder ber den heutigen Tag reden, beginnen wir unsere Bekanntschaft ganz von vorne, ohne Gefhle und Reue."

"Danke, Kim! Aber du hast jetzt bestimmt Hunger, komm ich fhre Dich zum Abendessen aus, wenn du es denn willst."

"Natrlich mchte ich mit dir essen, du Dummer!" schmollte Kim und versuchte, ihren Kummer uerlich sich nicht anmerken zu lassen. Beide aen in einem sndhaft teuren Restaurant zu Abend, dann brachte Dan sie in einem Taxi nach Hause. An ihrer Wohnungstr angelangt, verabschiedete er sich formvollendet.

"Dan -" Kims Stimme war nur mehr ein Hauch. "Werde ich dich wiedersehen?"

"Natrlich, solange du dein Versprechen hltst!"

"Ich werde es halten - kommst du morgen wieder in die Galerie?"

"Am Nachmittag werde ich dort sein. Aber wenn du Lust hast, werde ich mir ein Pferd mieten und wir knnen zusammen ausreiten!"

"Das wre wunderbar! Bisher war ich immer alleine und Dragonfly sehnt sich sicher auch nach Gesellschaft!"

"Dann ist es abgemacht, um fnf Uhr komme ich hierher, du kennst dich sicher besser hier aus, als ich, welche Wege gut zu reiten sind, also vertraue ich mich deiner Fhrung an! Bis morgen also!" Kim reichte ihm die Hand, die er freundschaftlich drckte.

"Bis morgen, Dan!" Es gelang ihr, die Haltung zu wahren, bis er mit dem Taxi auer Sicht war, dann lie sie ihren Trnen freien Lauf und warf sich schluchzend auf ihr Bett. Wieder eine Hoffnung zerstrt! Dabei hatte sie zu fhlen geglaubt, da Dan sie ebenso liebte, wie sie ihn. Aber welch ein aufrichtiger Charakter! Sie mute ihn trotz ihres persnlichen Schmerzes bewundern. Nun gab es fr sie kein Zurck mehr. Sie hatte gewhlt! Mgen sie beide jeder Versuchung widerstehen!

Dan war ebenfalls in Gedanken versunken, als er mit dem Taxi den Heimweg antrat. Er hatte sich also in Kim nicht getuscht! Sie liebte ihn so sehr, da sie die Freundschaft mit ihm der endgltigen Trennung vorzog, ihr bedeutete Sex weniger, als wahre Zuneigung, sie liebte ihn um seiner selbst willen und nicht nur der krperlichen Befriedigung willen. Welch eine Frau!

Dem ersten Ausritt in der Weite der Andalusischen Ebene folgten weitere, Kim arbeitete zwar weiter in ihrem Bro, versuchte aber, nicht unbedingt notwendige Reisen zu verschieben oder abzusagen, nahm sich fters einen freien Tag mitten in der Woche und bat darum, ihren Urlaub schon zu einem frheren als vorgesehenen Zeitpunkt nehmen zu drfen. Ihrem Chef waren diese Anzeichen nicht verborgen geblieben, eines Tages stellte er sie freundlich zur Rede:

"Seora Kim! Werde ich Sie als Arbeitskraft verlieren?"

"Seor Molino, ich wei es nicht! Ich wei berhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht!" Kim war sichtlich in Verlegenheit, konnte ihr Chef es ja tatschlich von ihr verlangen, da sie ihm die Wahrheit sagte, nur, welche Wahrheit? Wute sie ja selbst nicht, wie das alles ausgehen wrde.

"Sie sind verliebt." Es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.

"Ja, aber da gibt es Hindernisse, es ist eher eine Freundschaft und doch mehr - aber eines verspreche ich Ihnen, Seor Molino, sollte ich wirklich einmal eine Entscheidung zu fllen haben, so sind Sie der Erste, der davon Kenntnis erhlt!"

"Vielen Dank, und viel Glck!" Lchelte der Chef und zog sich beruhigt in sein Bro zurck. Noch standen die Anzeichen nicht auf Sturm, noch konnte er mit deiner Fremdsprachensekretrin rechnen.

"Kim, ich mu bermorgen zurck nach Kanada!" Mit diesen Worten begrte sie Dan eines schnen Samstagmorgens, als sie sich zu einem Ausritt trafen.

"So bald schon? Und wann kommst du zurck?" In Kims Stimme schwang die Angst mit, er knne ihr mitteilen, da er vorhabe nie wieder nach Spanien zu kommen. Doch nahmen ihr seine nchsten Worte wenigstens diese Angst.

"Ich habe Nachricht von meinem Vater erhalten, der mich zum Abschlu eines wichtigen Geschftes bentigt, sobald die Angelegenheit geregelt ist, komme ich zurck."

"Ich werde die Stunden zhlen!"

"Zhle lieber die Tage, denn ich werde schon eine ganze Zeit brauchen, allein fr den Flug hin und zurck." witzelte Dan, doch dann wurde er wieder ernst. "Ich kann dir wirklich nicht sagen, wie lange es dauert, auerdem werde ich zuhause auch einige Erklrungen abgeben mssen, warum ich in letzter Zeit so oft in Spanien bin!" Siedendhei fiel es Kim ein, da ja in Kanada seine Verlobte auf ihn warten wrde, der seine langen und hufigen Aufenthalte in Europa sicher nicht geheuer sein wrden. Wrde er sie belgen oder mit der Wahrheit konfrontieren. Und was war die Wahrheit? Er beschickte Ausstellungen mit seinen Bildern, reiste herum, um neue Eindrcke zu sammeln, knpfte Bekanntschaften mit anderen Knstlern - und war oft mit seiner - auer einem einzigen Fehltritt - platonischen Freundin zusammen. Wrde seine Verlobte ihm die Wahrheit glauben?

"Ich werde auf dich warten, bis ans Ende meiner Tage!" schwor ihm Kim, dann gab sie ihrem Pferd die Zgel frei und jagte ber die endlose Ebene, wobei der scharfe Ritt ihr die Trnen in die Augen trieb - oder vielmehr mit den Trnen vermischte, die sie vor Trauer weinte. Als Dan sie einholte, hatte sie sich wieder so weit in der Gewalt, da sie ihn anlcheln konnte:

"Ich werde dich nicht zum Flughafen begleiten, denn ich hasse Abschiedsszenen. Aber ich werde dich mit meinen Gedanken begleiten, wohin du auch gehst! Und bitte, komm bald wieder, Dan! du allein gibst meinem Leben einen Sinn!" Sie hatte ihm ihr ganzes Leben erzhlt, ihre klosterhnliche Jugend, die Flucht in die Ehe mit Jos, deren klgliches Ende, den Verlust des Kindes, alles. Dan mute verstehen, wieviel er ihr bedeutete, auch oder gerade weil sie nur Freunde zu sein sich geschworen hatten.

"Keine Angst, Kim, ich komme zurck, das verspreche ich dir!" Dabei ergriff er die Zgel ihres Pferdes und brachte es, ebenso wie sein eigenes Tier, zum Stehen.

"Und ich mchte dann keine Trnen mehr sehen!" lchelte er, denn er hatte sehr wohl bemerkt, da Kims Augen nicht nur vom scharfen Ritt feucht waren. Seite an Seite ritten sie im langsamen Schritt zurck, erfllt vom Gefhl ihrer Seelenverwandtschaft und vom Glck des Zusammensein. Dan nahm auch wirklich das nchste Flugzeug nach Kanada und blieb dort fr kurze Zeit. Kim wartete sehnschtig und doch voller Zweifel auf den geliebten Mann. Einige Tage nach seinem Abflug unternahm sie einen weiten Ritt mit Dragonfly in eine Gegend, die sie vorher noch nie besucht hatte. Ganz sich dem weichen Schritt ihres Pferdes anpassend trumte Kim vor sich hin, dachte an Dan, ihre Liebe, an die Zukunft und bemerkte so erst sehr spt, da sie sich einer Horde Pferde nherten, die frei zwischen einigen Struchern nach etwas Futter suchten. Unter ihnen befand sich auch ein stattlicher Hengst. Als dieser den Kopf hob und seine Stimme weithin erschallen lie, wendete Kim in panischer Angst ihre Stute, doch es war zu spt! Dragonfly wieherte sanft, als der Hengst sich in Bewegung setzte, seine Herde verlie und sich schnell und immer schneller Kim und ihrer Stute nherte. Verzweifelt versuchte Kim, ihr Pferd zur Flucht zu bewegen, doch Dragonfly schien der Hengst zu gefallen, auch war sie hoch rossig, und so blieb sie Kims Bemhungen zum Trotz stehen und wartete auf den Hengst. Dieser erschien in vollem Galopp, Nase am Boden, Schweif hoch in der Luft und schnupperte an der Stute. Als diese einen Quietscher von sich gab, drehte er sich mit der Hinterhand zu ihrer Seite und schlug aus. Kim konnte gerade noch rechtzeitig ihr Bein wegziehen, sonst htte es ihr der beschlagene Huf wohl zerschmettert. So traf es die Seite der Stute, die daraufhin brav stehen blieb. Als der Hengst wieder hinter Dragonfly kam, sprang Kim ab, sie wute, was nun kommen wrde und hatte keine Lust, eventuell die Vorderhufe des Hengstes in den Rcken zu bekommen. Zwar erinnerte sie sich schwach an die Worte des Vorbesitzers, die Stute wolle vom Hengst nichts wissen, sei wohl unfruchtbar, doch schien das hier nicht zuzutreffen. Der Hengst besprang die Stute drei Mal, dann schien er befriedigt und zog wieder ab und auch Dragonfly war wieder dazu zu bewegen, den Rckweg anzutreten. Erleichtert erreichte Kim den Hof und fhrte ihr Pferd in den Stall. Was sie jetzt noch nicht wissen konnte wurde einige Monate spter zur Gewiheit: Dragonfly war trchtig! Sie wrde ein wunderschnes, krftiges Stutfohlen auf die Welt bringen!

In der Zwischenzeit traf Dan seine Eltern, erledigte in Rekordzeit das Geschft fr seinen Vater und hatte vor dem Rckflug sogar noch Zeit, bei einem Juwelier vorbeizuschauen. Nach nur drei Wochen stand er wieder auf andalusischem Boden und wartete auf ein Taxi, das ihn zum Hause Kims bringen sollte. Dort angekommen klingelte er klopfenden Herzens und lauschte auf die Schritte Kims, die sich der Tr nherten. Sie ffnete die Tr und ihr Gesicht berzog sich mit einem Ausdruck des unsagbaren Glcks, als sie Dan sah.

"Dan! Du bist schon hier! Mein Gott, wie freue ich mich! Hattest du eine gute Reise? Ist alles gut abgelaufen, daheim?"

"Besser, als du es dir vorstellen kannst, Kim!" lachte Dan, nahm sie in seine Arme, hob sie hoch und trug die verblffte Kim in ihr Schlafzimmer. Dort legte er sie vorsichtig aufs Bett, warf sich neben sie und bedeckte sie mit Kssen. Kim war sprachlos, zuerst berrascht von seiner Handlungsweise, dann atemlos vor Glck ber seine Ksse. Aber ein kleiner Funke in ihrem Gehirn lie sie nicht ruhen: hatte er denn sein Versprechen vergessen?

"Dan, Dan, was tust du da?" rief sie erschreckt aus und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu lsen. "Hast du dein Gelbde vergessen?" Zrtlich nahm er sie wieder in die Arme und flsterte ihr ins Ohr:

"Ich habe nichts vergessen, Geliebte, aber es gibt kein Gelbde mehr! Ich wollte dich nur auf die Probe stellen, und du hast diese Probe bestanden! - Welche Angst habe ich ausgestanden, als ich dich vor die Wahl stellte - damals, nach unserem ersten Beisammensein - ob du meine Freundschaft annehmen wolltest oder die Trennung vorzgest! Ich habe gebetet, da deine Liebe zu mir so gro sei wie die meine und du meine bloe Freundschaft akzeptieren wrdest! Und ich habe mich nicht in dir getuscht! Liebste, willst du meine Frau werden?" Und wieder bedeckte er ihr Gesicht, ihren Hals, ihren Nacken mit heien Kssen. Ob dieser strmischen Werbung verga Kim, da sie ihm eigentlich - ein ganz klein wenig wenigstens - bse sein sollte wegen der Komdie, doch sie brachte es nicht bers Herz, jetzt die Beleidigte zu spielen, das Glck war zu berwltigend.

"Dan, Liebster, ich will!" hauchte sie und dann war da nur noch ihre alles verzehrende Liebe.

Eine Ewigkeit und einige Tage spter, besprachen Kim und Dan, wie sie ihr gemeinsames Leben gestalten wollten. Sie beschlossen, in Spanien zu heiraten und dort zu leben, bis alle Angelegenheiten geregelt waren, die ntig waren, damit Kim nach Kanada einreisen konnte. Die Zeit verging wie im Fluge, die Behrden arbeiteten langsam wie immer und es kostete Kims ganze Energie und Zeit, um alle Formalitten regeln zu knnen. War bei dem einen Amt alles in Ordnung, verlangte die andere Behrde noch eine beglaubigte bersetzung eines an sich vollkommen wertlosen Papieres, brachte Kim diese bersetzung, wollte der Beamte noch eine weitere Urkunde sehen. Das Warten auf die Heiratsgenehmigung war ebenso zermrbend, wollten doch zwei Auslnder verschiedener Nationalitt, der eine zwar wohnhaft im Inland, aber geschieden, sich das Jawort geben. Da Kims erste Ehe nur brgerlich geschlossen war, htte sie das Recht gehabt, auch kirchlich zu heiraten, doch Dan wollte dies fr Kanada aufheben, damit seine Eltern auch an der Hochzeit teilnehmen konnten. Eines Abends kam Kim geschafft nach Hause und warf sich in die Arme Dans, der sie in der Kche erwartete und gerade bei der Bereitung des Abendessens war.

"Liebling, ich glaube, jetzt haben wir alle Genehmigungen! Wir werden also am nchsten Samstag heiraten knnen!"

"Endlich, Liebste, ich konnte dieses Leben in Snde kaum noch verantworten!" witzelte Dan und gab ihr einen liebevollen Ku. "Aber la mich zuerst das Abendessen fertigstellen, dann kann ich dir meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, sonst mssen wir leider angebrannten Schinken verzehren!"

"Sehr gut, Herr Chefkoch, dann kann ich mich wenigstens ein wenig von den Strapazen der heutigen Behrdengnge erholen." Damit verschwand Kim im Badezimmer und lie Dan in der Kche zurck.

"Ach, brigens, Schatz!" rief ihr Dan nach, "wir haben heute Post von der Kanadischen Botschaft erhalten - deine Einwanderung ist noch immer nicht genehmigt, sie wollen erst die Heiratsurkunde sehen, dann bearbeiten sie die Sache weiter!"

"An solche Verzgerungen sind wir doch schon gewhnt!" lie sich Kims Stimme unter der Dusche heraus vernehmen. "Ein Glck nur, da wir noch keinen Flug gebucht haben!"

Den Hochzeitstag begannen Kim und Dan mit einem ausgiebigen Frhstck, dann trafen sie sich mit den beiden Trauzeugen, Kims Freundin Rosa und deren Ehemann, vor dem Standesamt. Kim hatte Dan gebeten, in einem selbst geschneiderten grnen Trachtenrock mit weier Spitzenbluse als Hochzeitsgarderobe erscheinen zu drfen, was Dan bereitwillig zugestand, wollte er ja auch gerne seine Naturverbundenheit mit einem grnen Anzug, weiem Hemd und grner Krawatte zum Ausdruck bringen. Passend zu Kims roten Haaren hatte er ihr einen Brautstrau aus roten Rosen besorgt, seinen Anzug zierte ebenfalls eine rote Rose. In einer kurzen, aber zu Herzen gehenden Zeremonie wurden sie getraut und verlieen das ehrwrdige Gebude, um mit den beiden Zeugen in einem nahegelegenen Restaurant eine kleine Feier abzuhalten. Ihre Hochzeitsnacht verbrachten sie in einem von Dan heimlich gemieteten Hotelzimmer, demselben, in welchem sie damals ihre erste Liebe erlebten.

Kim gelang es, ihr Haus zu einem guten Preis zu verkaufen, auch wenn der Gegenwert in Kanada noch nicht einmal zum Kauf eines Autos gereicht haben wrde. Ihr Chef bedauerte es sehr, eine, wie er sagte, unersetzbare Kollegin zu verlieren, der es sich aber nicht nehmen lie, die beiden zu einer Abschiedsfeier bei sich einzuladen, da er, wie er sich ausdrckte, sich fr ihr Glck verantwortlich fhlte, schlielich htten die beiden sich ja bei ihm kennengelernt. Der Abend wurde sehr harmonisch, der Chef hatte ein Flamenco-Ensemble eingeladen, die Zigeuner sangen und tanzten bis in die frhen Morgenstunden und die Neuvermhlten bedankten sich herzlich fr das Geschenk, das die Gattin des Chefs ihnen zum Abschied reichte. Mde, aber glcklich kehrten sie in ihr Zimmer zurck, wo die Koffer schon gepackt standen, denn am Nachmittag ging ihr Flug nach Kanada. Das groe Gepck sollte mit dem Schiff nachkommen, ebenso Kims Stute und deren Fohlen, von denen Kim sich nicht trennen wollte. Als sie dieses Thema zgern anschnitt, nahm sie Dan nur lachend in die Arme und rief:

"Aber natrlich kannst du deine geliebten Pferde mitnehmen, mein Schatz! Das bichen Geld werden wir schon noch aufbringen, fr einen Stall unter Deck! Und bei uns auf der Farm werden sie viele Freunde treffen und nicht mehr so alleine sein!"

Als Kim an Dans Seite zum Flugzeug schritt, dachte sie, da nun wieder ein neuer Abschnitt in ihrem Leben beginnen wrde, ein neues Land, ja, auch eine neue Sprache auf sie warteten, denn obwohl Dan flieend englisch und franzsisch sprach, war Franzsisch die Amtssprache und Kim mute diese also auch erlernen. Doch war kein Gefhl von Reue in ihr, als sie Spanien verlie.

Hoch ber den Wolken erlebte Kim wieder das Gefhl von Freiheit und Losgelstheit, wie sie es auch auf dem Rcken ihrer Pferde versprte und glcklich ergriff sie Dans Hand, die auf ihren Knien lag:

"Liebling, ich freue mich darauf, endlich deine Eltern und dein Land kennenzulernen!"

"Ich verspreche dir, da wir alles daran setzen werden, dich glcklich zu machen!" Als die Maschine die dichte Wolkendecke durchbrach, die den Blick auf ihre neue Heimat bis dahin verwehrt hat, stie Kim einen kleinen Freudenschrei aus:

"Schau nur, Dan! Diese Weite, diese unendliche Weite! So weit das Auge reicht nur wildes, unbewohntes Land!" Lchelnd strich Dan ihr eine Strhnes ihrer ungebndigten roten Haarpracht aus der Stirn.

"Liebste, es wohnen doch einige Menschen dort. Meine Farm zum Beispiel liegt inmitten vieler Tausende Hektar von bestem Weideland, unser nchster Nachbar wohnt einige Meilen entfernt, die nchste kleinere Stadt liegt in zwanzig Meilen Entfernung. Doch das Stadthaus meiner Eltern steht uns jederzeit zur Verfgung, so da du die Annehmlichkeiten der Stadt nicht zu vermissen brauchst."

"Ich werde nichts vermissen, wenn du nur bei mir bist, Liebster!"

"Das freut mich, zu hren. Doch werden wir des fteren trotzdem in die Stadt mssen, schon aus beruflichen Grnden. Ich werde auch weiterhin fr meinen Vater Auftrge ausfhren und auch wegen meiner Bilder und Plastiken werde ich hufiger reisen mssen. Selbstverstndlich wirst du mich begleiten, wenn du es denn willst. Ich werde aber nicht bse sein, wenn du lieber auf der Farm bleiben mchtest. Und um es gleich klarzustellen: du brauchst nicht zu arbeiten, solltest du es aber wollen, so steht es dir natrlich frei, dir einen dir angenehmen Beruf zu suchen, ich werde dir jede Untersttzung und Hilfe gewhren, die du nur annehmen willst." Vertrauensvoll legte Kim ihren hbschen Kopf an seine Schulter:

"Danke dir fr dein Vertrauen, Dan. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich zuerst eine Zeit lang mein neues Leben genieen, dir aber gerne bei deinen Arbeiten auf der Farm helfen. Wenn ich mich erst einmal eingelebt habe werde ich vielleicht mir eine Beschftigung suchen, aber vielleicht sollten wir auch zuerst an Kinder denken - ich bin nicht mehr die Jngste und ich glaube, da auch du dir ein Kind wnschst - zumindest hoffe ich das, obwohl wir darber noch nie so richtig gesprochen haben!"

"Dummchen, natrlich wnsche ich mir Kinder und verstehe dich vollkommen, wenn du dich ganz dem Leben im Haus und der Erziehung unserer Kinder widmen willst. Ich liebe dich so, wie du bist und mchte, da du so natrlich und liebenswert bleibst, wie bei unserem ersten Zusammentreffen." Ihre Lippen fanden sich zu einem langen, zrtlichen Ku, bis die Stimme der Stewarde sie zur Ordnung rief, da die Maschine zur Landung ansetzte und sie sich anschnallen muten. Auf dem Flughafen waren sie schnell durch die Gepck- und Pakontrolle gelangt und Dan mietete einen Wagen, der sie schnell zum am anderen Ende der Stadt gelegenen Inlands-Flugplatz brachte. Dort bestiegen sie eine kleinere Maschine und waren nach einem kurzen, strungsfreien Flug in der Stadt, wo der Vater Dans sein Geschft hatte. Sein Sohn hatte ihn schon vorher telefonisch benachrichtigt, so da er sie in der Ankunftshalle erwartete. Kim war gespannt auf den Vater ihres Gatten, den sie nur von Fotos her kannte und mit welchem sie nur einige wenige Worte anllich eines kurzen Telefonates gewechselt hatte. Dann standen sie sich gegenber - und musterten sich mit kurzen, aber kaum verhohlenen neugierigen Blicken. Dan bernahm die Vorstellung:

"Kim, darf ich dir vorstellen: mein Vater, Patrick Ackroyd, geborener Schotte, Vater, meine Gattin Kim, geborene O'Keary aus Irland!" Der Vater reichte Kim die Hand, doch dann zog er sie an sich und gab ihr einen verwandtschaftlichen Ku auf die Wange:

"Willkommen in deiner neuen Heimat, Kim, ich hoffe doch, da ich du zu dir sagen darf?"

"Natrlich - Vater - wenn ich das zu dir sagen darf!" antwortete ihm glcklich ber den herzlichen Empfang, Kim. Dan war sehr zufrieden damit, da die beiden sich scheinbar von Anfang an mochten und es keine Schwierigkeiten gab.

"Gib deinem alten Vater doch auch einen Ku zur Begrung!" scherzte der Vater und Dan kam dem Wunsch seines Vaters auch sogleich nach. Dann stiegen sie in das Auto von Dans Vater, der sie zuerst zu seinem Bro brachte und dann zu dem Stadthaus, das er mit seiner Frau, Dans Mutter, bewohnte. Dort erwartete sie schon Dans Mutter, die ihrem Sohn mit einem Ruf der Freude um den Hals fiel und ihn ganz fest an sich drckte, bevor sie sich an Kim wandte:

"Verzeih mir, mein Kind, da ich zuerst meinen Sohn begre, aber ich stehe immer solche Angst um ihn aus, wenn er diese langen Reisen mit dem Flugzeug unternimmt, da mu ich mich immer erst vergewissern, da ihm auch wirklich nichts passiert ist und er heil zurck kommt. Doch la dich ansehen: du bist also die Dame des Herzens meines Sohnes, ich mu gestehen, er hat gut gewhlt. Erst war ich skeptisch, als er mir mitteilte, da seine zuknftige Frau geschieden war, doch la dir sagen, ich bin glcklich darber, dich zur Schwiegertochter zu haben. Ich hatte immer gehofft, auer Dan auch noch eine Tochter zu haben, es hat nicht sollen sein - doch jetzt, so fhle ich, habe ich doch noch eine Tochter gefunden. Nenne mich, also wenn du willst, ruhig Mum!" Gerhrt von den Worten der Mutter, ging Kim auf sie zu und umarmte sie:

"Ich versuche, dir eine gute Tochter zu sein - Mum!" Dann brachen beide, sehr zum Erstaunen Dans, in Trnen aus und lagen sich weinend in den Armen. Taktvoll verzog er sich in die Kche, um die beiden ganz ihren Gefhlen zu berlassen. Nach einiger Zeit erschienen seine Mutter und Kim Hand in Hand und setzten sich zu Dan an den Kchentisch, der ihnen sogleich ein gekhltes Getrnk anbot.

"Ich bin so froh, da ihr euch mgt!" meinte er und schaute voller Liebe auf seine Frau, dank der seine Mutter vielleicht vergessen wrde, da sie einst die so erhoffte Tochter bei der Geburt verloren hatte und danach keine Kinder mehr haben konnte. Spter gesellte sich der Vater zu ihnen und schlug vor, Kim am nchsten Morgen mit seiner Frau die Stadt zu zeigen, und alle ntigen Einkufe zu erledigen, am Tag darauf sollten die beiden dann in der kleinen Kapelle auerhalb der Stadt getraut werden. Die kleine Holzkapelle versank in einem Meer von Blumen, als Kim und Dan sie betraten. Dans Vater fhrte Kim zum Altar, vor dem Dan schon sehnschtig darauf wartete, da seine Braut ihm nun auch vor Gott angetraut werden mge. Fr diesen Anla hatte Kim am Vortage ein Brautkleid erstanden, wie sie es sich schon immer gewnscht hatte: Wei, lang, mit einer kleinen Schleppe und fast unaufflligem Oberteil, ein kleiner Goldkranz zierte den Schleier, der bis auf den Boden fiel. In der Hand trug sie wieder ein Bukett aus roten Rosen, gleich dem, welches sie bei ihrer standesamtlichen Trauung getragen hatte. Dan sah in seinem schwarzen Frack phantastisch aus und auch die Eltern Dans waren dem Anla entsprechend festlich gekleidet. Bei zu Herzen gehenden Orgelklngen gab sich das Paar zum zweiten Mal das Jawort. Als sie sich in der Sakristei in das Eheregister eintrugen, war es Kim, als ob himmlische Chre sngen und ihr das ewige Glck verhieen. Am Abend reisten Dan und Kim dann im vom Vater bereitgestellten Auto auf die Farm ab. Gleich vor den Toren der Stadt begann das wilde, weite Land und dehnte sich ins Unendliche aus. Kim lie sich die Haare vom Fahrtwind zerzausen und bewunderte ihre neue Heimat mit einem Gefhl, als ob sie schon einmal hier gewesen wre. Alles schien ihr bekannt, geliebt, obwohl sie noch nicht einmal auf Bildern diese Region Kanadas je gesehen hatte. In ihr war ein Gefhl der Ergriffenheit, das ihr den Hals zuschnrte und ihr die Trnen in die Augen trieb.

"Gefllt dir deine neue Heimat?" Dan warf einen kurzen Seitenblick auf Kim, whrend er das Auto mit groer Sicherheit auf der staubigen Strae zu einigen in einiger Entfernung stehenden Holzhusern lenkte, die von einem weien Zaun umgeben waren. Feinfhlig, wie er war, hatte er schon lange die Ergriffenheit bemerkt, die sich seiner jungen Frau bemchtigt hatte.

"Oh, Dan, es ist herrlich! Wie wenn ich nach Hause kme!"

"Aber du kommst ja nach Hause, mein Schatz!" lchelte Dan.

"Das kann ich so nicht erklren, aber es ist ein Gefhl in mir, als ob ich hier schon einmal gewesen wre und mein Herz an diese Landschaft verloren habe! Glaubst du an Reinkarnation, Dan?" Dieser schaute sie verblfft an:

"Reinkarnation? Wie kommst du denn darauf?"

"Ich wei nicht, es kam mir nur so in den Sinn. Weit du, wenn ich in einem vorherigen Leben schon einmal hier gelebt htte und sehr glcklich gewesen wre, dann knnte ich mir dieses Gefhl des Heimkehrens besser erklren!" Dan schttelte den Kopf.

"Was du fr Ideen hast, Kim, doch freue ich mich, da dir meine - und jetzt natrlich auch deine - Heimat gefllt. Wir kommen gleich auf meine Farm, dort hinten siehst du sie schon liegen. Sie hat sich zu deinem Empfang herausgeputzt!" Zuerst konnte Kim die Bedeutung seiner Worte nicht verstehen, doch dann sah sie es auch: Die Zune waren neu gestrichen, ein Blumenmeer ergo sich aus den Ksten vor den Fenstern, das Gras war frisch gemht und alles blitzte und blinkte nur so in der strahlenden Sonne. Als sie in den Hof fuhren, erwartete sie vor der Haustr ein freundliches Ehepaar, der Pferdepfleger und Gehilfe fr alle anfallenden Arbeiten und seine Frau, die bisher fr die Kche und die Ordnung im Haus gesorgt hatte. Sie selbst bewohnen ein kleines Huschen am anderen Ende des Hofes. Dan sprang aus dem Wagen und half Kim beim Aussteigen:

"Kim, darf ich dir vorstellen, Jack Miles und seine Frau Anne, meine Freunde und Helfer."

"Jack, Anne, das ist Kim, meine Frau!"

"Herzlichen Glckwunsch, Dan, hast du doch noch eine Frau gefunden, die es wert ist, geheiratet zu werden!" rief Jack und seine Frau nahm Kim gleich beim Arm.

"Auch ich bin glcklich, da Dan sich endlich entschieden hat! Kommen Sie, ich zeige ihnen das Haus, inzwischen knnen die beiden Mnner sich genlich ber ihre Frauen ausreden!" Kim fand die Frau sogleich sehr nett und antwortete im gleichen Ton:

"Ich bin sicher, ihr Mann findet nur gute Dinge an ihnen!"

"Und Dan wird in hchsten Tnen ihre Vorzge rhmen!" kicherte die Frau, die kaum lter war als Kim.

"Nennen wir uns doch beim Vornamen" schlug Kim vor und Anne willigte sogleich ein. Es schien Kim eine Vorsehung des Schicksals, da sie sogleich bei ihrer Ankunft im neuen Land eine neue Freundin finden sollte, hatte sie doch ihre erste und beste Freundin viele tausend Meilen stlich von hier in Spanien zurcklassen mssen.

"Komm, ich mache uns einen Kaffee, du hast sicher Durst von der langen Fahrt und auch unsere Mnner knnen sicherlich eine Strkung gebrauchen!" Damit zog Anne Kim in die Kche und diese blieb sprachlos stehen:

"Anne, das ist ja ein Palast!"

"Ja, von auen sieht man es dem Haus nicht an, welche Schtze es in seinem Innern verbirgt!" lachte Anne herzlich ber Kims Erstaunen. Und wirklich: das von auen so unscheinbare Blockhaus erwies sich in seinem Innern als wahre Perle. Nach dem kurzen Flur kam der riesige Salon mit einem gemtlichen Kamin, in dem trotz der noch immer herrschenden Wrme ein kleines heimeliges Feuer brannte. An den Wnden Werke Dans und anderer Knstler, hauptschlich Landschaften, Tiere und Jagdszenen. Tiefe Ledersessel luden zum Verweilen ein und schwere, geschnitzte Mbel gaben dem Raum ein ganz eigenes Flair. Der Flur fhrte weiter zu einem hellen Arbeitszimmer, Dans Reich, vollgestopft mit Paletten und halbfertigen Bildern, Skizzen und Modellen, das in seiner Unordnung jedoch trotzdem eine gewisse Aufgerumtheit bewies, zumindest empfand Kim das so, dann kam ein hellbraun gekacheltes Badezimmer mit allem Komfort und die Kche, die Raum fr eine ganze Armada geboten htte. Hier war alles auf dem neuesten Stand - technisch gesehen, denn die Mbel waren hier ebenso wie in den brigen Rumen, aus massivem Holz geschnitzt.

"Ich zeige dir nachher noch die vier Zimmer im Dachgescho, doch erst wollen wir uns mal um den Kaffee kmmern! Setz dich, ich mache das schon!" meinte Anne und Kim setzte sich gehorsam auf einen der schnen, stabilen Kchensthle.

"Das Haus ist wunderschn!" hauchte sie und Anne wies auf die Mbel:

"Ja, Dan hat nicht nur einen guten Geschmack, er hat auch die Begabung dazu.."

"Willst du sagen, DAN habe all diese Mbel geschnitzt?" fiel ihr Kim in die Rede.

"Natrlich, was hast du denn gedacht? Wenn es seine Zeit zulie hat Dan hier an der Einrichtung gearbeitet, damit es auch genau seinen Vorstellungen entsprche - und denen seiner Frau!"

"Woher wollte er denn wissen, ob seiner zuknftigen Frau dieser Stil gefallen wrde?" wollte Kim wissen.

"Aber er hat doch nach der Frau gesucht, der dies alles gefallen wrde - das Haus, die Mbel, seine Arbeit, die Tiere, eben alles was sein Leben so ausmacht - und in dir hat er das alles vereint gefunden!"

"Du hast recht, ich liebe dies alles, vor allem das ruhige Leben!" pflichtete ihr Kim bei und etwas in ihrer Stimme lie Anne aufhorchen.

"Du hast Schweres durchgemacht, stimmt es? Aber du brauchst mir nichts zu erzhlen, wenn du nicht willst, ich bin nicht neugierig!" fhlte sie sich verpflichtet, sogleich beizufgen. Doch Kim war ihr nicht bse.

"Wenn wir einmal mehr Zeit haben, werde ich dir mein Leben, bevor ich Dan kennenlernte, beichten. Du hast recht, ich habe viel Unglck gehabt, doch das gehrt jetzt hoffentlich der Vergangenheit an!"

"Ich wnsche es dir von ganzem Herzen! - Hier ist dein Kaffee, ich hoffe du magst ihn stark?"

"Ja, danke Anne!" Die beiden jungen Frauen tranken schweigsam ihre Tassen leer, dann erhob sich Anne.

"Komm, ich zeige dir noch die oberen Rume, dann hast du alles im Haus gesehen und wir schauen bei den Nebengebuden vorbei." Kim folgte ihrer Begleiterin also ins Dachgescho, wo vier schne Zimmer auf ihre Bewohner warteten. Da war ein heimeliges Schlafzimmer, wie geschaffen fr die Liebe, zwei gleich eingerichtete Zimmer - wohl als Kinderzimmer gedacht - und ein Gstezimmer, dazu noch einmal ein groes Badezimmer. Kim war entzckt und beglckt und beeilte sich, Dan wiederzufinden, um ihn an ihrer Freude teilhaben zu lassen. Eilig verlie sie das Haus und warf sich Dan an den Hals, der noch immer im Hof mit Jack redete.

"Oh, Dan, dein Haus ist wundervoll, ich liebe es ebenso, wie ich dich liebe, es pat zu dir, nein, es ist wie ein Teil von dir!" Dan nahm sie zrtlich in seine Arme und hauchte ihr einen Ku auf die Stirn:

"Ich bin so froh, da es dir gefllt und du hast auch schon eine neue Freundin gefunden, wie ich sehe!"

"Anne ist so freundlich und lieb - alle geben mir das Gefhl, hier schon einmal gewesen zu sein - vielleicht bin ich nur nach einer langen Reise hierher zurckgekehrt? Jedenfalls fhle ich mich so!"

"Komm, ich zeige dir die anderen Gebude und meine Tiere!" Damit zog sie Dan fort zu den groen Stallgebuden, die eine ganze Seite des groen Hofes beanspruchten. Jack hatte extra zur Ankunft Kims alle Pferde in den Stallungen belassen, damit sie nicht erst auf den meilenweiten Weiden nach ihnen suchen mute. Warme Pferdenasen streckten sich ihr vertrauensvoll entgegen, als Kim durch die lange Boxengasse schritt. Kluge Augen betrachteten den Neuankmmling und selbst die Fohlen kamen neugierig ans Gitter, um sich streicheln zu lassen.

"Du hast die schnsten Vollblter, die ich je zu Gesicht bekommen habe, Dan!" entzckte sich Kim. "Stammen die Fohlen alle von deinen Hengsten ab?"

"Ja, in der Tat, Black Knight und Dreamdancer sind die Vter aller meiner Fohlen. Black Knight vererbt sehr oft seine Rappfarbe und von Dreamdancer erhalten sie die Ausdauer, die sie zu guten Endurance-Pferden macht. - Und hier sind sie, der Stolz meiner Zucht." Damit wies Dan auf zwei separate Boxen, in denen die Hengste untergebracht waren.

"Sie sind traumhaft schn!" hauchte Kim und wand sich zu Dan, der, als er ihre leuchtenden Augen sah, sie fest an sich zog und ihre Lippen zu einem langen Ku vereinte.

"Ich habe hier auch noch Platz fr deine zwei Lieblinge!" zeigte er auf einige Boxen, die noch leer standen. Dann gingen sie zusammen noch in die Stlle der Khe und Rinder, ein paar Tiere nur, fr den Hausgebrauch gehalten, ebenso wie die Hhner, Enten und Gnse, die den Geflgelhof bevlkerten. Es gab einen kleinen Gemsegarten, von Anne liebevoll gepflegt und einige Obstbume, in deren Schatten kleine Holzbnke aufgestellt waren, die zum Ausruhen und Trumen einluden.

"Kommt her, ich habe euch etwas zu Essen vorbereitet!" rief Anne sie aus ihren Trumen wieder in die Wirklichkeit zurck.

"Wir kommen sofort!" lie sich Dan vernehmen. Anne erwartete sie schon vor ihrem kleinen Haus, das genauso ordentlich gehalten war, wie Dans groer >Palast<. Gemtlich lieen sie sich am groen Tisch nieder und verzehrten das reichliche Essen, das Anne ihnen vorsetzte. Spter zogen sie sich in ihr eigenes Haus zurck und begannen ihr neues Leben in Liebe.

"Ich fliege nchste Woche nach Spanien, um zu sehen, warum unser Gepck und die Pferde noch nicht bei uns angekommen sind!" meinte eines Tages Dan, dem nicht entgangen war, da Kim mit wachsender Nervositt auf die Besttigung der Schiffspassage wartete.

"Bitte Dan, ich wei nicht, was nicht in Ordnung ist, aber ich habe so ein Gefhl, da etwas nicht stimmt. Hoffentlich kannst du die Dinge schnell erledigen!"

"Keine Angst, Liebe, ich werde schon alles regeln!" sprach Dan zuversichtlich und trat seine Reise an. Doch verbrachte er mehr Zeit, als vorgesehen, in Spanien und stie sich an der Starrkpfigkeit der Behrden, spanischer, wie kanadischer. Eines Abends klingelte bei Kim das Telefon. Sie strzte eilig zum Apparat und nahm den Hrer ab.

"Hallo, Schatz!" lie sich Dans Stimme vernehmen. "Alles in Ordnung, zu Hause?"

 
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